Vier zauberhafte Schwestern
Mutter erzählte mir, dass sie die Enkelin von Margaret Cantrip war, der Schwester meiner Großmutter. Obwohl wir unterschiedliche Familiennamen hatten, war auch sie eine Cantrip, eine Blutsverwandte. Sie sah sogar ein wenig aus wie ich, auch wenn ihr Haar nicht kupferfarben, sondern blond war.
Als ich zurück zum Theater kam, erzählte ich Glenda, dass wir Cousinen waren, aber dadurch änderte sich nichts. Sie sagte, das habe sie bereits gewusst, auch wenn ich nie herausgefunden habe, woher. Sie war immer noch eifersüchtig auf mich und eiskalt. Sie war die kälteste Person, die mir je begegnet ist.«
Grandma sah sehr nachdenklich aus.
Dann sagte sie: »Nachdem ich herausgefunden hatte, dass Glenda eine Cantrip war, wurde ich ihr gegenüber viel vorsichtiger.«
»Warum?«, fragte Marina.
»Weil ich ahnte, dass sie womöglich magische Kräfte hatte, genau wie ich«, sagte Grandma. »Ich wusste, dass sie mir gefährlich werden konnte. Meine Großmutter hatte mir immer erzählt, es gäbe einen Zweig der Cantrip-Familie, der seine Kräfte missbrauche, um anderen Menschen Schaden zuzufügen, insbesondere anderen Cantrips. Sie erzählte mir, diese Cantrips hätten den Ehrenkodex gebrochen, der alle Cantrips verpflichtet, ihre Magie mit Umsicht und Güte einzusetzen. Im Laufe der Jahre wurden ihre Kräfte dunkel und grausam und sehr mächtig.«
»Es gibt also gute Cantrips und böse Cantrips?«, fragte Flora mit weit aufgerissenen braunen Augen.
»Ja, und es ist sehr wichtig den Unterschied zu erkennen«, sagte Grandma. »Die bösen Cantrips spielen nach anderen Regeln. Im Gegensatz zu uns können sie ihre Magie für das Böse einsetzen, ohne sie zu verlieren, und das bedeutet, dass sie sehr gefährlich sind.«
»Aber das ist nicht fair!«, protestierte Marina mit gerunzelter Stirn. »Warum kommen die bösen Cantrips damit davon, anderen zu schaden?«
Grandma nickte. »Ich weiß, mein Liebling, es scheint nicht fair zu sein. Aber vielleicht werden sie eines Tages den Preis dafür zahlen müssen.«
»Also hatte Glenda auch magische Kräfte?«, fragte Flame.
»Ja, Flame, die hatte sie«, antwortete Grandma.
»Wow«, sagte Flame. »Und wusste sie von deinen?«
»Ja, wir wussten beide von den Kräften der anderen, wir konnten sie spüren«, sagte Grandma.
»Wusstest du, ob sie tatsächlich eine böse Cantrip war?«, fragte Flora.
»Es stellte sich schon bald heraus, dass dem so war«, erwiderte Grandma.
»Was ist passiert?«, fragte Flame.
»Nun, eines Abends kam euer Großvater Sheldon zu einer Ballettaufführung«, erzählte Grandma. »Ich tanzte und sah ins Publikum und entdeckte dort diesen jungen Mann, der mich anschaute. Ich wusste nicht, wer er war, aber ich verliebte mich auf der Stelle in ihn. Er sah mich auf der Bühne tanzen und verliebte sich ebenfalls in mich. Er sah so gut aus und hatte ein so umwerfendes, liebenswertes Lachen.«
Die Mädchen betrachteten den verträumten Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Großmutter. Sie versuchten sich ihren Großvater in seinem Theatersitz vorzustellen, lächelnd; und dazu ihre Großmutter, Pirouetten drehend auf der Bühne, inmitten der Lichter und der Musik, vor den Augen eines begeisterten Publikums.
»Nach der Aufführung kam euer Großvater hinter die Bühne und stellte sich vor«, sagte Grandma. »Er erzählte mir, sein Name sei Sheldon Cantrip. Ich fragte ihn, ob er mit Sidney Cantrip verwandt sei und er sagte ja, Sidney sei sein Großvater. Ich erzählte ihm, dass Sidneys Schwester meine Großmutter sei und wir Cousins zweiten Grades sein mussten. Wir lachten und lachten. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass ich eine Cantrip war, als er mich auf der Bühne sah, weil mein Name im Programm mit Marilyn Blackwell angegeben war, dem Familiennamen meines Vaters. Sheldon lud mich zum Abendessen ein. Ich nahm selbstverständlich an. Wir sprachen während des gesamten Essens über die erstaunliche Familienzusammenführung.«
»Wohin führte er dich aus?«, fragte Marina.
»In ein sehr schönes Restaurant in der Nähe des Theaters, es war wundervoll«, schwärmte Grandma. »Er war so charmant, ein so reizender Mann. Am nächsten Tag schickte er mir rote Rosen. Er schickte mir jeden Tag Rosen. Nur einen Monat später machte er mir einen Antrag, und ich nahm an. Alles war perfekt. Ich war so glücklich.«
»Und was passierte dann?«, fragte Flame.
»Glenda wurde noch viel eifersüchtiger«, sagte Grandma. »Sie hatte gedacht, euer Großvater habe
sie
an diesem
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