Vier Zeiten - Erinnerungen

sich nicht auf einen Sozialdarwinismus abmagern. In dieser Erkenntnis müssen sich die Strukturen unserer Freiheit bewähren, da es um das menschliche Antlitz der Freiheit geht.
    Letzten Endes ist aber unser aller persönliches Verhalten entscheidend. Schon Platon hat uns die Gefahren der Unersättlichkeit freier Menschen und ihres Unwillens gegenüber dem Verlangen nach der geringsten Dienstbarkeit deutlich genug beschrieben. Das unsägliche Wort von der Politikverdrossenheit kann als Vorhang mißbraucht werden, hinter den man sich in eine Privatisierung ohne Anteilnahme am Zusammenleben zurückzieht. Die einen machen Politik. Die anderen begnügen sich
mit Verdrossenheit. Verdrossen gegen wen? Gegen die Politik? Warum nicht auch gegen sich selbst? Wenn Freiheit das Geheimnis der Demokratie ist, dann ist es eine Freiheit zur Beteiligung und zur Mitverantwortung. In unserer Republik war Theodor Heuss der erste, der dazu aufrief. Die nach ihm benannte Stiftung wirkt in seinem Sinne fort, unter der inspirierenden Initiative von Hildegard Hamm-Brücher.
    Jede Generation steht zu ihrer eigenen Zeit vor neuen Herausforderungen der Freiheit. Unvergleichbar untereinander sind dabei die Ansprüche an den Mut, das Geheimnis der Freiheit. Aber auf Anteilnahme drängen sie alle.
    Als Unterdrückung im Lande herrschte, verteilten die todesmutigen Mitglieder der Weißen Rose ihren Aufruf: »Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt. Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist.« In ihren Flugblättern war nicht von bestimmten Staatsformen die Rede, sondern von der Notwendigkeit eines ethischen Verhaltens der Beteiligung in jedem Gemeinwesen. Heute ist es nicht anders. In der Freiheit zu bestehen, ist für uns an der Schwelle zum neuen Jahrhundert keine Frage auf Leben und Tod, aber die entscheidende Herausforderung an unsere zukünftige Zivilisation und an die Courage der jungen Generation.
    Sophie Scholl, die zur Weißen Rose gehörte, notierte in ihrem Tagebuch eine Maxime, an der sie sich selber orientierte: »Il faut avoir l’esprit dur et le coeur doux« (Jacques Maritain) - einen unbeugsamen Geist und ein fühlendes Herz. Schon beim Psalmisten finden wir die Bitte um ein reines Herz und einen neuen und gewissen Geist.
    Darum geht es zu allen Zeiten. Die Herrschaft über die Geschichte liegt nicht in unserer Hand. Aber wir gehören ihr an. Wir sind nicht nur betroffen, sondern mitverantwortlich. Daran erinnert uns ein spanisches Sprichwort in seiner alten Sprache: Gott ist ein guter Arbeiter, aber er läßt sich gerne helfen.

Personenregister

    Abbado, Claudio
    Abbe, Ernst
    Abrassimow, Pjotr Andrejewitsch
    Abs, Hermann Josef
    Acheson, Dean
    Ackermann, Eduard
    Adalbert, Prinz von Preußen
    Adam, Konrad
    Ade, Meinhard
    Adenauer, Konrad
    Adorno, Theodor
    Aichinger, Ilse
    Ajtmatow, Tschingis Torekulowitsch
    Albrecht, Ernst
    Alembert, Jean Le Rond d’
    Allende, Salvador
    Apel, Hans
    Appel, Reinhard
    Arafat, Yassir
    Ardenne, Ekkehard von
    Arndt, Adolf
    Arnold, Horst
    Ash, Timothy Garton
    Attolico, Bernardo
    Auden, Erika geb. Mann
    Auden, Wystan Hugh

    Bach, Johann Sebastian
    Baeck, Leo
    Bahr, Egon
    Baker, James
    Baldwin, Stanley
    Barenboim, Daniel
    Barth, Karl
    Barzel, Rainer
    Baschmet, Juri
    Bassermann, August
    Baudelaire, Charles
    Baudissin, Wolf Graf von
    Beatrix, Königin der Niederlande
    Bebel, August
    Beck, Ludwig
    Becker, Antoinette
    Becker, Carl Heinrich
    Becker, Hellmut.
    Becker, Jurek
    Beckerath
    Begin, Menachem
    Beethoven, Ludwig van
    Benda, Ernst
    Bengsch, Alfred
    Ben-Gurion, David
    Benn, Gottfried
    Benrath, Martin
    Bentz, Beatrice
    Berg, Fritz
    Berggrav, Eivind
    Bergmann-Pohl, Sabine
    Bergsträsser, Arnold
    Berlusconi, Silvio
    Bernhard, Thomas
    Bertaux, Pierre
    Bethmann Hollweg, Theobald von

    Beuys, Joseph
    Beyers-Naudé, Christiaan Frederick
    Biedenkopf, Kurt.
    Bismarck, Klaus von
    Bismarck, Otto Fürst von
    Blaese
    Blech, Klaus
    Blos, Wilhelm
    Blüm, Norbert
    Blumenfeld, Erik
    Böckler, Hans
    Boehringer, Erich
    Boehringer, Ernst
    Boehringer, Margret
    Boehringer, Robert.
    Böll, Heinrich
    Bohley, Bärbel
    Bonhoeffer, Dietrich
    Born, Max
    Bosch, Robert
    Brahms, Johannes
    Brandauer, Klaus Maria
    Brandt, Willy
    Braun, Lily
    Braun, Maximilian
    Braun, Sigismund von
    Braune, Hans J.
    Brecht, Bert
    Breitscheid, Rudolf
    Breschnew, Leonid Iljitsch
    Briand, Aristide
    Bröhan, Karl
    Bruckner, Anton
    Brundtland, Gro Harlem
    Brüning, Heinrich.
    Bruyn, Günter de
    Buber, Martin
    Buch, Wolfgang