Vierbeinige Freunde
heraus. Ach, waren die kleinen Vielfraße drollig! So dick und plump, wie sie waren, ähnelten sie jungen Hündchen oder winzigen Bären. Tagelang balgten sie sich; die Mutter saß dabei und beobachtete sie. Wenn sich ein Kind zu weit entfernte, packte die Mutter es vorsichtig beim Schlafittchen und brachte es zurück.
Drohte Gefahr, gab die Mutter einen ganz merkwürdigen Warnruf. Die Jungen versteckten sich dann wie auf Kommando unter dem Häuschen.
Am meisten regte sich die Vielfraßmutter auf, wenn ihre Jungen dem Nachbarkäfig zu nahe kamen, wo Wölfe hausten. Wenn die Knirpse an das Gitter heranliefen, knurrten die Wölfe zornig, ihre Haare sträubten sich; mit ihren Zähnen packten und zerrten sie das Drahtnetz und setzten alles daran, die kleinen Vielfraße zu fangen.
Am Tage verscheuchte der Wärter die Wölfe. In der Nacht aber störte sie niemand. Und so geschah es, daß eines Nachts das Netz nicht mehr standhielt. Es zerriß, und die zwei grauen Raubtiere drangen in den Käfig der Vielfraße.
Die Mutter stürmte zur Verteidigung vor. Sie war bei weitem schwächer als die beiden Wölfe und wäre bestimmt geflohen, wenn, ja, wenn sie keine Kinder gehabt hätte. Konnte denn die Vielfraßmutter fliehen und ihre Kinder im Stich lassen?
Sie warf sich wütend bald auf den einen, bald auf den anderen Wolf, wich den Bissen aus, stürzte sich von neuem auf die Wölfe und ließ es nicht zu, daß die Räuber sich ihren Jungen näherten. Da wurde das Häuschen im Eifer des Gefechts umgeworfen, und die erschrockenen Vielfraßjungen befanden sich ohne jeglichen Schutz.
Die Wölfe wollten sie gerade packen, doch die Mutter warf sich dazwischen und legte sich mit ihrem ganzen Körper auf die Knirpse. Sobald die Wölfe versuchten, die Jungen von irgendeiner Seite zu packen, empfing die Vielfraßmutter sie mit gefletschten Zähnen. Jetzt war sie allerdings nicht mehr imstande, den Bissen der Wölfe auszuweichen.
Es ist ungewiß, wie dieser ungleiche Kampf ausgegangen wäre, wenn der Lärm nicht den Wärter herbeigerufen hätte.
Er vertrieb die Wölfe an ihren Platz. Dann machte er die Öffnung fest und trat an den Vielfraß heran. Das Tier war dermaßen geschwächt, daß es nicht einmal genug Kraft hatte, um aufzustehen. Und dennoch fletschte die Vielfraßmutter ihre Zähne und war nach wie vor bereit, ihre Kinder zu schützen, als der Wärter nachsehen wollte, ob die Knirpse auch heil geblieben waren.
Als er sich davon überzeugt hatte, ging der Wärter wieder fort. Die Mutter aber erhob sich mühsam und begann die zerzausten Härchen ihrer Jungen zärtlich glattzulecken.
DER SELTSAME KÄFIG
Draußen fiel in weißen Flocken der Schnee, funkelte der zugefrorene Teich. Im Käfig aber saßen auf dünnen Holzstangen laut zwitschernde Hanffinken und Stare.
Der vielstimmige Vogelchor tönte weit hinaus in den winterlichen Tiergarten, und wer ihn hörte, konnte kaum glauben, daß hartgefrorener Schnee unter den Füßen knirschte.
Weshalb sangen denn aber die Stare bei dem klirrenden Frost, als wäre der Frühling eingezogen? Froren sie denn gar nicht? Ihre in Freiheit lebenden Gefährten waren doch längst in warme Länder fortgeflogen.
Der verwunderte Besucher blickte von den schneebestäubten Tannen auf die rotgefiederten Gimpel, flauschigen Blaumeisen und die von Ast zu Ast flatternden Stare.
Der hohe und geräumige Käfig war auf zwei Seiten vor dem Winde geschützt. Und damit die Vögel sich ihre Füßchen nicht abfroren, hatte man alle eisernen Sitzstangen mit Holz verkleidet.
Das Ganze war ein Versuch. Wir wollten wissen, ob Zugvögel – zum Beispiel Stare – unseren Winter überstehen können. Die Zootechnikerin Soja beobachtete die Vögel: Wie mußte man sie füttern und pflegen, damit keiner zugrunde ging? Die Pflege der Vögel hatte Tante Nastja übernommen.
Wenn Soja morgens zur Arbeit kam, lief sie zuallererst zu diesem Käfig. Sorgfältig schrieb sie ins Tagebuch, wie sich die Vögel verhielten und was für Futter sie bevorzugten. Und dann notierte sie noch: Windrichtung, Niederschläge und Temperatur.
Die Tage wurden immer kälter, und die Mitarbeiter der Sektion Ornithologie machten sich große Sorgen, ob die Stare den Frost überstehen würden. Aber noch waren die Vögel ganz munter.
Der Käfig wurde morgens und abends elektrisch beleuchtet, um auf diese Weise den Tag künstlich zu verlängern. Die gefiederte Bevölkerung des Käfigs konnte sich so mit manch zusätzlicher Mahlzeit
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