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Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Titel: Vierter Stock Herbsthaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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unbelästigt kehre ich mit meiner Wärmflasche ins Schlafzimmer zurück. Paula murmelt etwas Unverständliches, als ich zu ihr ins Bett krieche. Manchmal spricht sie im Schlaf, manchmal lacht sie sogar. Meistens aber sabbert sie nur ihr Kissen voll.
    Dann muss ich wohl eingeschlafen sein, zumindest träume ich. Es ist ein beschissener Alptraum, ein hässlicher Bastard, Geburt meiner Phantasie, genährt von weit zurückliegenden Ereignissen und dem, was in den letzten Tagen passiert ist. Ich befinde mich in einer schmutzigen Fabrikhalle, vor mir eine große, mit Rostflecken bedeckte Metalltüre. Hinter dieser Tür sind Ungeheuer, entstellte und gefährliche Kreaturen. Ich stehe nicht alleine vor dieser Tür, mehrere Menschen sind bei mir. Ich rede auf diese Menschen ein, versuche sie zu überreden, mit mir durch diese Tür zu gehen. Aber sie hören mir nicht zu, sie sprechen über andere Sachen, ignorieren mich, machen scheußliche kleine Witze und lachen darüber.
    Plötzlich sind all die Menschen verschwunden und nur noch Paula ist da, meine Paula. Sie sitzt auf dem Fabrikboden vor einem kleinen, blauen Feuer und hat etwas auf einen Stock gespießt. Es sieht aus wie ein völlig verkohltes Brathähnchen, ist aber der Rabe, den sie umgebracht hat. Sie hat den toten Raben gefunden und brät ihn sich jetzt zu einem schwarzen Klumpen.
    Auf einmal versuche ich, Paula zu überreden, ich will, dass sie mit mir durch diese Tür geht. Und dann, ganz plötzlich dreht sich alles um. Jetzt sitze ich am Feuer, jetzt brate ich den Raben. Er hat schwarze Haut, deshalb sieht er so verkohlt aus … eigentlich aber ist er nicht richtig verkohlt. Die Federn sind schon fast alle verbrannt, den Kopf aber bewegt das Tier noch. Sogar der Schnabel geht noch auf und zu. Soll ich ihm etwas zu fressen geben? Will er noch etwas haben? Ein Stück Salami vielleicht?
    Jetzt steht Paula vor mir und versucht, mich zu überreden, durch die Tür zu gehen. Nur dass die Tür jetzt ein Aufzug ist … ein großer, glänzender Aufzug mit gelben, matt leuchtenden Knöpfen. Nicht der Aufzug des Herbsthauses sondern ein viel modernerer Aufzug, einem Bankgebäude würdig, poliertes, glänzendes Metall.
    Ich weigere mich, ich will nicht hinein. Doch Paula lacht mich aus und packt mich am Arm. Obwohl sie mich hinter sich her zerrt, obwohl sie mich sogar kurz über den Boden schleift, tut es nicht weh. Ich muss ganz dringend zurück zu dem Feuer, doch das Feuer und der Rabe sind verschwunden. Also gehe ich in den Aufzug, die Tür schließt sich und ich überlege, welchen der Knöpfe ich jetzt drücken muss. Vorhin waren es noch nicht so viele … wenn man sie nicht sorgfältig im Blick behält, dann vermehren sie sich wie Krebszellen.
    Schnitt, Szenenwechsel. Jetzt bin ich in einem kleineren Aufzug und dieser Aufzug fährt. Es ist exakt der Aufzug, in den Paula mich gesteckt hat, nur ist er jetzt eben kleiner. Logik? Nein, keine Logik, nicht hier, nicht in dieser Welt. Plötzlich erkenne ich sie: Es sind die Stockwerke des Herbsthauses, an denen ich vorbei komme. Und immer ist Paula da, auf jedem Stockwerk. Sie nimmt die Treppen, sie ist unheimlich schnell. Und dann wird mir bewusst, dass ich nicht alleine in dem Aufzug bin. Hinter mir ist etwas. Ich wage es nicht, mich umzudrehen. Was ich nicht sehe, das kann mir nichts tun. Was ich nicht sehe, das ist auch nicht gefährlich. Was ich nicht sehe, das ist vielleicht … aber nur vielleicht … überhaupt nicht … da.
    Ein weiteres Stockwerk, wieder Paula. Sie ruft mir zu, dass ich keine Angst haben soll. Sie hört sich an wie ein beschissener Hundebesitzer, der „Er will nur spielen“ ruft, während sein Köter ein vor Furcht erstarrtes Kind angeifert. Ich habe grauenhafte Angst, ich will mich nicht umdrehen. Und dann tue ich es doch und hinter mir steht es, schwarz wie die Nacht und einen Kopf größer als ich. Nein, das ist keine Frau in einem alten Affenkostüm, das ist ein Wesen eigener Art. Klar und deutlich, keinen Zweifel zulassend, begreife ich, dass dieses Wesen eben nicht ein verschüchtertes, entstelltes Mädchen ist, das sich in einem Kostüm versteckt. Es ist etwas völlig Andersartiges, etwas für mich Unbegreifliches … und es ist gefährlich und böse und intelligent.
    Wieder Paulas Rufe. Ich soll keine Angst haben, soll mich nicht fürchten. Aber warum hilft sie mir denn nicht, warum holt sie mich denn nicht hier heraus? Das große schwarze Tier steht in der Ecke der kleinen Kabine, nur eine

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