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Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Titel: Vierter Stock Herbsthaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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Handschuhfach. Da sind die Blätter drin.”
    Herr Brandt hustet in seine Faust, ich öffne das Handschuhfach. Der Wagen fühlt sich auch speckig an. Alt, glatt, abgegriffen. In dem Fach steckt ein Stapel Blätter, ich ziehe ihn heraus.
    „Das sind die Formulare, die Sie ausfüllen müssen. Oben tragen Sie Ihren Namen und das Datum ein … also den Namen von der Person, die den Rundgang macht. Dann kommen sechs Spalten für die sechs Stockwerke. Wie gesagt: Sie schauen nach, ob alle Türen geschlossen sind und achten darauf, ob Sie irgendwas hören oder ob was beschädigt ist. Und wenn alles okay ist, dann machen sie immer hier ein Häkchen.”
    Herrn Brandts große Finger wandert über das Papier, sein Zeigefinger tippt auf eines der vielen kleinen Kästchen, die auf Kreuze warten.
    „Und dann gibt es noch eine siebte Spalte. Sie müssen täglich einmal ums Haus herum und nachschauen, ob die Fenster alle in Ordnung sind. Wir haben das hier leider schon gehabt, dass Jugendliche zum Spaß die Scheiben eingeworfen haben. Um das Grünzeug müssen Sie sich nicht kümmern, da kommt alle paar Wochen ein Gärtner, der macht das. Ach ja, was noch wichtig ist: Schauen Sie immer, dass vorne der Eingang abgeschlossen ist. Die vom Roten Kreuz … also die, wo zu der Frau Diehl kommen, die haben ihren eigenen Schlüssel. Und die Familie, die unten im Haus wohnt, die auch. Manchmal vergessen die, unten abzuschließen. Vielleicht könnten Sie das ja öfter als einmal am Tag kontrollieren und dann auch immer eintragen.”
    „Okay … und die Zeilen da unten?”
    „Da können Sie notieren, wenn was Besonderes ist. Also wenn zum Beispiel was kaputt ist. Ich geb' Ihnen auch noch 'nen Zettel mit den Telefonnummern, die Sie brauchen. Da ist also meine Nummer und die vom Herrn Egner, aber auch Feuerwehr und Polizei und Notarzt.”
    Brandt hustet sich in die Hand und klopft sich gegen die Brust.
    „Wie lange haben Sie das eigentlich gemacht, also mit den Rundgängen?”
    „Puh, dat is jetzt ungefähr ein Jahr. Also seit der Egner das gekauft hat.”
    „Und Sie wollten jetzt aufhören, oder-”
    „Also ich wollte ja nicht”, unterbricht mich Herr Brandt. „Ich würde ja weitermachen. Aber für den Egner ist das natürlich viel günstiger, wenn das ein Bewohner macht. Ich fahr ja immer extra hier raus. Wollte der Egner eigentlich so ein Führungszeugnis von Ihnen … also von der Polizei?”
    „Nein, da hat er nichts von gesagt.”
    „Komisch, also normalerweise-”
    Neben mir klopft es an die Scheibe. Paula ist da. Ich mache ihr die Tür auf, sie lehnt sich ins Auto und sagt hallo.
    „Setzen Sie sich doch nach hinten, junge Frau. Sie müssen doch nicht stehen.” Manchmal klingt er richtig charmant, der Herr Brandt. Gut vorstellbar, dass er früher einigen Erfolg beim anderen Geschlecht hatte. Paula schließt die Beifahrertür, macht hinten auf und setzt sich rein.
    „Wir haben gerade schon besprochen, was Sie alles machen müssen und wie Sie das dann dokumentieren. Das kann Ihnen die Frau Pander nachher erklären. Hier sind die Schlüssel.”
    Herr Brandt zieht einen Schlüsselbund aus seiner Latzhose. Er ist kleiner, als ich erwartet hatte.
    „Der Große hier, das ist der Generalschlüssel. Da kommen Sie eigentlich überall mit rein. Die beiden kleineren Schlüssel, die sind für Ihre Wohnung … und die runden Schlüssel da, die sind für den Hauseingang. Der neben diesem Runden, da kommen Sie in den Keller mit … und ähm, der da, der ist für die Sicherungskästen, aber da haben Sie eigentlich nichts mit zu tun. Also außer natürlich, wenn mal 'ne Sicherung raus fliegt. Strom ist aber sowieso nur im Treppenhaus, unten beim Eingang und auf den Etagen, wo jemand wohnt … also so weit ich weiß nur auf zwei Etagen.
    „Dann müssen wir unsere Rundgänge bei Tageslicht machen?”, fragt Paula von der Rückbank.
    „Oder mit Taschenlampe. Die liegt im Handschuhfach, die ist für Sie.”
    Ich beuge mich vor und ziehe einen schwarz glänzenden Stab aus dem Fach. Ein schweres, massives Modell von Mag-Lite. Das Ding ist länger als mein Unterarm, damit könnte man eine Kuh erschlagen.
    „Batterien sind drin.”
    Ja, das spüre ich. Das Ding ist nicht nur länger, es ist bestimmt auch schwerer als mein Unterarm.
    „Also wie gesagt, das mit den Rundgängen, da sind Sie nicht länger als eine Stunde am Tag beschäftigt, hab das ja selber lange gemacht. Und wenn sie was Verdächtiges bemerken, also Stimmen oder so … oder dass

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