Vilja und das Raeuberfest
nicht nötig. Bestimmt sind sie jetzt gekommen, weil’s da oben immer enger geworden ist, denn die Stopper aus Savo versuchen in ihr Gebiet im Norden einzudringen und zwar über die neuen Fernverkehrsstraßen.«
Dann begann endlich das vierstündige Backen. Von den Schiedsrichtern abgesehen, gab es nur ein kleines Publikum, das sich das Ereignis anschaute. Der Krawall bei den Räuberbergs hatte den Leuten die Kräfte geraubt. Viele gingen früh ins Bett, damit sie es schafften, ihre jeweiligen Teilnehmer beim morgigen Ringkampf anzufeuern. Berta Hurmalas Kaugummis waren bei der Kontrollstation geblieben, und nun machte sie einen Blutpfannkuchen-Teig, für dessen Füllung sie Fleisch brutzelte. Dieses war von außen verbrannt, aber von innen roh und zäh und für den Magen einfach unerträglich. Julia Järnström hatte das Rezept für den erfolgreichen Kebab-Roggenteig der Alten Hanna abgelehnt und machte stattdessen eine Fisch-Quiche, in der zwei Stückchen Fisch und mehrere Hände voll mit möglichst langen und fiesen Rückengräten waren. Wie um Himmels willen sollte man diese Gräten-Quiche essen, ohne daran zu ersticken?
Päivikki Partanen von den Auto-Stoppern aus Savo war dabei, Hackfleisch anzubraten und trällerte dabei ein Lied. Als ich in deren Lager gewesen war, hatte ich fälschlicherweise gedacht, dass sie zur Quiche-Verwandtschaft der berühmten Pärnänens gehörte. Wenn man den Gerüchten glaubte, war sie am Anfangsteil des Wettkampfes interessierter als am Schlussteil. Seita-Mysteria von den Unheilvollen vom Fjäll hatte den hintersten Tisch bekommen, sodass ich nicht sehen konnte, was ihre Geheimzutaten waren.
Ich überlegte, welcher Sippe ich mit meinem Raubzug wohl die Backpläne zerstört hatte. Mia Levander rührte ihren Teig völlig gelassen, ebenso A-Ka, die versuchte, möglichst nicht in Heles Richtung zu schauen. Tuija Pärnänen unterhielt hingegen ihr kleines Publikum und tat, als wäre sie der Starkoch in einer Kochsendung.
Hele ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie backte eine Roggen-Graham-Quiche nach Hildas Rezept und mischte in die Füllung mit Natron gewürzte Bohnen, Geschnetzeltes und eine ganze Handvoll klitzekleine Chilischoten. Sie ließ sich viel Zeit, um diese zu zermahlen, und indem sie sich regelmäßig umschaute, passte sie auf, dass die anderen mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt waren und keine Zeit hatten, darauf zu achten, was sie da so trieb.
Schließlich waren die Quiches fertig, und man stellte sie zur Bewertung auf den Tisch des Schiedsrichters. Die Stücke zum Probieren würde man erst morgen vor dem Essen schneiden, sodass es für alle über Nacht noch ein Geheimnis blieb, was genau in den Füllungen war. Heles Quiche würde, was das Aussehen betraf, einen Platz irgendwo im Mittelfeld belegen. Das, was eine Teigschleife hatte werden sollen und eher lieblos hingeklatscht aussah, war im Ofen angebrannt – das gab Punkteabzug.
Gegen Abend besuchte ich Kalle und Piet im Igluzelt. Sie mussten wegen des BeWe-Halbfinales früh aufstehen, weshalb sie in dieser Nacht beieinander schlafen sollten. Der Wilde Karlo hatte angeboten, seinen Sohn beim Wettkampf anzufeuern, was dieser aber edelmütig abgelehnt hatte. » Es ist besser, wenn du bei Hilda bleibst, um sie zu beschützen«, hatte er ausweichend gesagt. Diese konzentrierte sich schließlich darauf, Hele für den Ringkampfteil des Q & R-Wettkampfes vorzubereiten und würde später inmitten einer riesengroßen Rauferei stehen. Zähneknirschend akzeptierte der Räuberhauptmann den Vorschlag seines Sohnes, wirkte aber dennoch erleichtert. Ich wusste, dass diese Aufteilung auch mich betraf: Gold-Piet würde zwischen BeWe und SCHWINDEL n hin und her flitzen und versuchen, uns beide zu unterstützen, aber einen Teil der Zeit wäre ich beim SCHWINDEL n auf mich allein gestellt.
Im Schutz des Zeltes überreichte ich Gold-Piet die Schachtel mit seinem Modell: » Hier ist ein bisschen was von der Kriegsbeute!«, sagte ich lächelnd.
Gold-Piet dankte mir mit vor Rührung erstickter Stimme und umarmte die Schachtel, als wäre sie ein Mensch. Er verschwand nach draußen, um zu überprüfen, ob das Modell unbeschädigt war. Kalle war still und überhaupt nicht er selbst, obwohl er beim BeWe-Vorentscheidungskampf sogar in Führung lag. Indem ich begann, die Q & R-Vorentscheidungskämpfe zu beurteilen, versuchte ich ihn abzulenken.
Die Paare waren am Ende des Abends ausgelost worden. A-Ka Mikkonen hatte einen
Weitere Kostenlose Bücher