Vilja und das Raeuberfest
gemeinsam mit dem Oberkampfrichter zu beratschlagen.
Der Lärm wuchs. Der Wilde Karlo buhte und alle Unheilvollen schlossen sich ihm an. Hele sah wütend aus, aber glücklicherweise nicht erschrocken. Ich malte mir aus, was wohl passiert wäre, wenn Seita oder Hele erst zwischen den Kämpfen aus ihren Flaschen getrunken hätten, wenn sich das Pulver schon in dem warmen Wasser aufgelöst hätte.
» Sabotage!«, brüllte der Wilde Karlo so laut, wie es seine Stimmbänder zuließen. Auch ich buhte und das aus tiefstem Herzen.
Jemand tippte mir auf den Rücken. » Jetzt ist zwar der denkbar schlechteste Moment der Welt dafür, aber wir sollten mal schnell losgehen, um uns anzumelden«, sagte Gold-Piet und wackelte entschuldigend mit dem Kopf. » So weit hab ich meine Ohren offengehalten für den Klatsch und Tratsch der anderen, dass ich weiß: Wenn die uns dazu bringen könnten, die SCHWINDEL -Anmeldung auch noch zu verpassen, würde denen das richtig gut in den Kram passen!«
Er trug die Kühltasche, die Hilda mit Proviant vollgepackt hatte, und sah startklar aus. Ich nickte. Weil der Ringkampf-Beginn verschoben wurde, hatten wir Zeit, um uns von Hele und Hilda zu verabschieden und bekamen noch die Blitz-Kontrolle der Stoffe mit, die in den Flaschen gewesen waren. Zu den Kontrolleuren gehörten unter anderem Lukas und Johannes von Motor-Horror. Einige von den Stiletten, die zur Verstärkung herbeigeeilt waren, begannen nach Waschmittel in den Taschen der Teilnehmer und des Publikums zu suchen. Man wollte sofort den Schuldigen finden, aber ich bezweifelte, dass, falls jemand gefasst werden sollte, seine ganze Räubersippe von den Spielen ausgeschlossen werden würde.
» Viel Glück auf deiner Reise, Kleines«, flüsterte Hilda mir ins Ohr. Ihr war anzusehen, dass sie sich eigentlich überhaupt nicht von mir trennen wollte, aber die Situation beim Q & R-Wettkampfplatz war viel zu heikel, als dass sie ihre Tochter jetzt hätte alleinlassen können. Hilda wirkte besorgt, denn ich würde das erste Mal in meinem Leben an einer Sommerfest-Disziplin teilnehmen und müsste das ganz ohne die Unterstützung der Räuberfamilie schaffen.
» Denk daran, sie in Staunen zu versetzen«, grinste sie dann aber. » Für so ein brav aussehendes Mädchen lügst du einfach unverschämt gut.« Sie gab mir einen sanften Glückstritt in den Allerwertesten.
Das brachte mich dann zu meiner nächsten Erkenntnis: Sehr bald schon war ich mit Kämpfen an der Reihe.
Kapitel 27
in dem wir um unser Leben
SCHWINDELn
A uf dem SCHWINDEL -Wettkampfplatz wurden Gold-Piet und ich sofort umringt.
» Na, sieh einer mal an, kommt da nicht Vilja-Heulsuse Vainisto?!« Das war die Alte Hanna mit ihrer Sippe. Sie sahen bösartig aus und schienen auf uns gewartet zu haben. Zum Glück hatte ich zu meinem Schutz wenigstens Gold-Piet dabei, an dessen schmächtigen Körper ich mich hilfesuchend drängte.
» Wir hatten das ganze Jahr Zeit, herauszubekommen, was für ein Mädchen du bist!«, schrie die Kommandantin. Eine Gruppe von zehn Räubern umzingelte uns wie eine Mauer, und ich begriff, dass sie alle Fliegende Stilette waren. Nach Art der Pärnänens benutzten auch sie mittlerweile Gruppen-Symbole. Jetzt, da der neue Räuberherrscher gesucht wurde, war es besonders wichtig, sich zu seinen eigenen Farben zu bekennen.
» Was hält dein Vater eigentlich davon, dass du schon wieder hier bist?«, fragte die Alte Hanna und lachte gehässig.
All meine Kräfte schwanden. Hatte etwa irgendjemand von denen meinen Vater angerufen? Oder noch schlimmer: Hatte sich mein Vater wieder aufgemacht, um mich zu suchen und war dabei in die Fänge der Räuber gelangt? Ich war verzweifelt. So fühlte es sich also an, ohne die Räuberfamilie unterwegs zu sein! Die Anwesenheit der Räuberbergs war immer irgendwie beruhigend gewesen. Wenn ich mit ihnen zusammen war, hatte ich das Gefühl, wir könnten alles schaffen.
» Es lohnt sich gar nicht hinzuhören, das ist nur leeres Geschwätz«, tröstete mich Gold-Piet und bahnte sich mit mir einen Weg durch die Räubergruppe. » Die versuchen, aus dir den Angsthasen rauszulocken, aber wir werden nur wütend durch so was!«
Am SCHWINDEL -Schiedsrichtertisch stellte sich heraus, dass die Uhr der Veranstalter einige Minuten vorging, wir hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft! Wären wir stehengeblieben, um auf die Beleidigungen zu antworten, hätten wir uns auch bei diesem Wettkampf verspätet. Das war natürlich der Plan der
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