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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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sofort versuchten, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und alle erdenklichen Tricks anwendeten, die man sich nur vorstellen konnte, um ans Ziel zu kommen. In der Räubergemeinschaft war diese Familie das Mitglied, das nicht zu den anderen passte – genauso wie ich in meiner eigenen Familie.

Kapitel 25
    in dem eine Reise
    in die Tiefen der Räuberhöhle
    stattfindet
    M ir blieb nicht mehr viel Zeit. Also kratzte ich meinen letzten Mut zusammen und ging in Richtung des Hurmala-Lagers. Dass ich gerade da geschnappt werden könnte, machte mir am meisten Angst, denn die würden Gefangene nicht gut behandeln. Zum Glück steckte das Großmaul noch mitten im Wortkampf. Die Zelte waren fast leer, weil inzwischen auch der kleine Bruder und zahlreiche Cousins losgezogen waren, um ihre Sippe zu verteidigen.
    Die Gruppe der Hurmalas gehörte neben den Pärnänens zu den größten. Sie umfasste zwanzig bis dreißig Räuber, die alle irgendwie miteinander verwandt waren. Ich überwand die nicht ganz so hohe Lärmschutzwand und schlich zum Wohnwagen, aus dem lautes Schnarchen ertönte. Die Vordertür stand einen Spalt weit offen, vermutlich um zu lüften. Durch die geöffnete Tür sah ich, dass auf der Holzpritsche ein älterer Mann schlief, der zwischen jedem Schnarcher mit seinen Fingern, die voller Goldringe waren, unter dem Hemd an seinem verschwitzten Bauchnabel herumkratzte.
    Das musste der Kapitän Spinni-Hurmala sein, der vor zehn Jahren Witwer geworden war und von dessen Bösartigkeit und tollkühnen Raubzügen der Wilde Karlo schon oft in den Lagerfeuernächten erzählt hatte. Die sammeln irgend so ein Gold – stell dir das mal vor!, hatte der Wilde Karlo herablassend gesagt. Alles was glänzt – stell dir mal vor! So wie die verrückten Elstern! Na, wärm mal so ’ne Golduhr zum Frühstück auf, und überleg dir dann, ob du damit deinen Bauch vollkriegst!
    Das Lager war nicht ganz so leer, wie ich gehofft hatte. Von einem großen Pavillonzelt her hörte ich plötzlich Gerede, und durch den Zeltstoff hindurch sah ich zwei Gestalten: Da war also noch jemand zu Hause. Um zu den anderen Hurmala-Zelten zu gelangen, hätte man an dem weißen Stoff des Pavillons vorbeischleichen müssen. Doch wenn ich die Leute darin ohne Probleme sah, würden sie mich genauso leicht sehen können. Außerdem war es am Wahrscheinlichsten, dass die gesuchten Sachen in Spinnis Wagen waren: Man brachte die Beute schließlich immer erst zur Inspektion zum Boss, bevor sie dann aufgeteilt wurde. Ich musste mich also in den Wagen trauen, in dem der grausame Schnarcher lag.
    Die Aluminiumstufen knarrten, als ich versuchte, völlig geräuschlos in den Wagen zu steigen. Spinni schlug mit einer Hand um sich und murmelte: » Ingi-Juuso, Ingi-Juuso … hört endlich mit dem sinnlosen Gequatsche auf! Jussi … versuch, vernünftig mit dem zu reden … Jake, du Trottel, nicht mit dem Handy schlagen!«
    Das Zimmer war heiß, und es gab wenig Sauerstoff – kein Wunder, dass man Albträume bekam, wenn man da drin schlafen musste! Neben dem Bett lagen ein Paar Plastiktüten auf dem Tisch. Mit flinken Fingern ging ich sie durch: Zeitschriften, Würfelspiele – überhaupt nichts Nützliches! Vor Angst liefen mir die Schweißtropfen eiskalt den Rücken hinunter. Spinnis Atmung war schwer, zwischendurch hörte das Geschnarche auf. Immer wieder war ich mir sicher, dass er jeden Moment hinter mir stehen würde, aber dann hörte man wieder das schwere Stöhnen beim Ausatmen.
    » Ingi-Juuso!«, zischte der Räuberhauptmann schon wieder.
    Kühlschrank, begriff ich. In der brütenden Hitze des Zimmers würde alles Essbare schmelzen oder verderben. Leider war der Kühlschrank ganz nah an der Holzpritsche und noch dazu auf der gegenüberliegenden Seite des Wohnwagens. Mein Mut begann hier zu enden. Ich fing an, das erste Lied, das mir in den Sinn kam, lautlos vor mich hin zu singen, sodass ich in dessen Rhythmus die Beine in Bewegung bringen könnte. Verzweifelt begriff ich, dass es irgendein Schlittenlied war, das Vanamo sentimental in der Dusche zu grölen pflegte, weil sie zu dessen Takt das erste Mal in ihrem Leben mit einem Jungen in der Sportstunde getanzt hatte. Das Radio in meinem Kopf hatte irgendeine Macke abgekriegt, und jetzt lief dieses blöde Lied in einer Dauerschleife.
    Aber wenigstens brachte es mich in Bewegung: Den Schlitten zieht mein Pferd - zwei Schritte von der Tür nach vorne, vor den Kühlschrank und die Holzpritsche – durch Wald und Feld

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