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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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Fliegenden Stilette gewesen. Irgendjemand schrie » BUUUH «, als die Bekanntgabe ertönte, dass die Anmeldezeit fürs SCHWINDEL n nun beendet sei, und die Namen der Teilnehmer laut vorgelesen wurden – mein Name als Letzter.
    Wegen der großen Teilnehmerzahl wurde im Vorentscheidungskampf die Schnellversion der Disziplin durchgeführt. Immer zwei Teilnehmer traten gegeneinander an, die jeweils einen Satz sagten, von dem der Gegner erraten musste, ob er die Wahrheit sagte oder log. Bei der Lüge schrie man: » SCHWINDEL , Schwindel-Meister!« Hatte der Kontrahent falsch geraten, bekam man einen Punkt, und hatte man selbst richtig geraten, bekam man auch einen Punkt. Lag der Gegner zwei Punkte zurück, schied er aus. Der Wettkampf wurde sofort mit einem neuen Widersacher fortgeführt, dabei wurden die Punkte wieder auf Null zurückgesetzt. Die Wettkämpfe wurden durch eine Jury bewertet, welche die Sätze schon vorher kannte.
    Als Erstes trat ich gegen Mia Levanders kleinen Bruder Mika an. Er war ein ziemlich blasser, dunkelhaariger Mann und sah aus, als wäre er geradewegs einem Rittercomic entsprungen. Glücklicherweise blinzelte er jedes Mal mit den Augen, wenn er log. Ich besiegte ihn problemlos mit 2:0. Ebenso lief es mit Temme, einem älteren Mann aus der Sippe der Unheilvollen vom Fjäll. Er versuchte zu bluffen, indem er seinen Gegner mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, allerdings fingen beim Lügen seine Handrücken an zu schwitzen, und unbewusst kratzte er sich dann an den Händen. Meine Behauptung war, dass es Seita-Mysteria letztes Jahr nicht ins Q & R-Finale geschafft hätte. Temme wusste, dass ich beim Finale dabei gewesen war, und obwohl es für ihn eine große Versuchung war, auf die Fähigkeiten seiner eigenen Gruppe zu vertrauen und zu sagen, dass ich log, sagte er, dass es stimmte und verlor damit 2:0. Seine Flüche hatten es in sich, aber danach schüttelte er wie ein fairer Verlierer meine Hand. Hatte ich vielleicht doch eine Chance, das Ganze zu gewinnen?
    Zum Schluss stand fest, wer im Halbfinale gegen wen kämpfen würde, und so verfolgte ich die Ansage meiner zukünftigen Kontrahenten ganz genau. Als erstes wurde die Alte Hanna von den Fliegenden Stiletten vorgestellt. Ihre für sie typischen offen ausgesprochenen Drohungen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten, hatten schon bei ihrer Ankunft auf dem Wettkampfplatz Eindruck gemacht. Beim Vorentscheidungskampf hatte ich mitverfolgen können, wie sie Männer mit Pokerface und selbstbewusste Frauen buchstäblich aus dem Weg fegte. Die Stilette waren eine große Sippe, in der zahlreiche machthungrige Möchtegern-Räuber auf einen Offiziersplatz warteten. Um so eine Gruppe anzuführen, war es mit Sicherheit notwendig, eine gute Lügnerin zu sein und ein Gesicht wie aus Stein zu haben!
    Auch mein anderer Halbfinalgegner war ein alter Bekannter: Es war der neue Zehner der Pärnänens, ein mürrisch aussehender Mann in den Vierzigern, der am liebsten unter seiner P-Weste kein Hemd trug, auch wenn die Gegend um seinen Bauch herum schon zu verraten begann, dass er das angenehme Leben schätzte. Während des Wettkampfes trug er ein weiteres Symbol der Pärnänens: ein flammengemustertes Kopftuch. Sein Name war Contra-Conny, womit man ihn aber niemals direkt ansprechen durfte, sofern man nicht in Lebensgefahr geraten wollte. Wie es der Name bereits verriet, war der Mann einer von der Sorte, der immer und wegen allem Streit suchte und auch nicht einmal dann nachgab, wenn er ganz genau wusste, dass er im Unrecht war. Man durfte ihn allerdings Conny rufen – er selbst schien jedoch nicht zu wissen, woher sein Spitzname › Contra‹ kam – Gott sei Dank!
    Mein dritter Halbfinalgegner war eine interessante, neue Bekanntschaft: Es war Markus von Motor-Horror vom Schärenmeer. Ich war bislang noch nicht gegen ihn angetreten und kam ins Halbfinale, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, wie seine Wettkampfstrategie aussah. Er unterschied sich schon von Weitem von den anderen Räubern, was seinem lila Hemd zu verdanken war. Die Räuber kleideten sich normalerweise in Tarnfarben, um sich auf ihren Raubzügen besser der Umgebung anpassen zu können, und so bestand die typische Räuberuniform aus schwarzen, grauen und dunkelgrünen Klamotten. Eine Ausnahme war natürlich der rot-gelb-schwarze, flammengemusterte Wettkampfanzug der Pärnänens, was sie wie bunte Pfauen unter Krähen aussehen ließ. Daran erkannte selbst ich, dass sie zwar eine

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