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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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in der Richtung der Straße 27 befindet? Hat man über dessen Benutzung eine Vereinbarung geschlossen, oder herrscht da eine Gentleman-Räuber-Übereinkunft? Wenn man sein altes Terrain behält und den größten Teil seiner Raubzüge dorthin verlegt, kann man dann zur Abwechslung einfach die finnische Küste entlangspazieren, so wie man gerade Lust hat?«, formulierte ich sorgfältig und konnte mich nicht beherrschen, noch gemein hinzuzufügen: » Ganz toll, die Übernahme des Herrschaftsgebietes einfach so auf dem Sommerfest ganz nebenbei zu erwähnen und sich einzubilden, dass das ohne Schlägerei verlaufen würde!«
    Ich schloss meinen Mund und schaute zu Gold-Piet, der an seinen Fingerknöcheln knabberte, ohne zu merken, was er da tat. Im nächsten Augenblick merkte ich, dass jeder im Zelt mucksmäuschenstill geworden war. Zwei andere Halbfinal-Kämpfe waren sogar unterbrochen worden. Der Grund dafür war, dass Contra-Conny Pärnänen und die Alte Hanna von ihren Stühlen aufgestanden waren, um mich besser zu hören. Markus von Motor-Horror und Martha Hurmala versuchten zunächst noch, ihren Kampf fortzusetzten, aber dann siegte auch ihre Neugier. Am Ende standen sie wie alle anderen einfach nur da und starrten mich an. Besonders Martha war außer sich vor Wut und schien mich dafür verantwortlich zu machen, dass ihr Kampf mittendrin abgebrochen worden war.
    Irgendjemand weiter hinten stampfte dröhnend mit den Füßen und von irgendwoher brüllte jemand » BUUUH «. Was um alles in der Welt hatte ich nur damit zu bezwecken versucht? Das hier war kein Spiel mehr! SCHWINDEL n war ein gefährlicher Wettkampf! Dabei konnte man in eine Situation geraten, in der man Dinge ausplauderte, die lebensgefährlich sein konnten.
    Dann brach Paula Partanen in schallendes Gelächter aus. Es klang wie ein echtes, herzhaftes Lachen und machte ihre Gesichtszüge weicher. » Nicht schlecht!«, stellte sie fest. » Du hast es geschafft, auch in den anderen Lagern für Unfrieden zu sorgen. Mit ein bisschen Glück hilft dir das bei deinen Wettkämpfen. Mach ruhig weiter.« Dann war die gute Laune, die sie eben noch gezeigt hatte, plötzlich wieder weg, und ihr Gesicht wurde wieder zu einer Maske aus Stahl. Ich merkte, wie der größte Teil des Räuberpublikums sich immer näher zu unserem Stuhlpaar schob. Diejenigen, die schon vorher gute Plätze ergattert hatten, verteidigten diese nun, was ein Gedrängel im Publikum hervorrief und auch zu einigen kleinen Faustkämpfen führte.
    Die Jurymitglieder gaben den Befehl, dass die zwei anderen Halbfinale-Paare weitermachen sollten.
    » Der dritte Satz …«, fuhr ich fort, bevor mich mein Mut endgültig verließ. Auf den zweiten Satz wollte ich erst ganz zum Schluss eingehen, weil ich Angst hatte, dass die gelegentlichen kleinen Raufereien in einen offenen Krawall ausarten könnten. Dann gab ich meinen Gehirnzellen den Befehl, eine Lösung bezüglich des dritten Satzes zu finden. Was für ein Examen hätte Päivikki Partanen denn bitteschön machen können? Gab es etwa irgendwo in Finnland eine geheime Räuberakademie, in der man Kurse im Lauern und Messerwerfen und Blitz-Überfällen belegen konnte? Wie sollte man denn so was vor der Polizei geheim halten? Und vor allen Dingen: Warum hatte ich den Eindruck, dass die Räuberei eine Kunst war, die man erst in der Praxis erlernte und deren Tricks heimlich weitergegeben wurden, von der Mutter zum Sohn und von dem Vater zur Tochter?
    » Die Prüfung deiner Tochter … » , begann ich mich vorsichtig heranzutasten.
    Paula Partanens Augen blitzten auf. Das war die erste Gefühlsregung, die unter dem Panzer der Ausdruckslosigkeit zum Vorschein kam, aber das reichte mir bereits. Nachdem ich die beiden Info-Krümelchen zusammengefügt hatte, tippte ich mutig: » Dieser Satz ist wahr. Das Examen hat deine ältere Tochter absolviert, P. Partanen. Wie hieß sie denn nochmal? Piritta? Pilvi?«
    » Pia …«, murmelte Paula. Sie hätte mir nicht helfen müssen, aber aus irgendeinem Grund tat sie es trotzdem.
    » Pias Prüfung hat allerdings nur in keinster Weise etwas mit der Räuberei zu tun!«, sagte ich hocherfreut. » Sondern mit irgendetwas ganz anderem. Partanens Beeren & Quiche, so hieß es doch, nicht wahr?«, fragte ich, als ich mich an die Aufschrift auf dem Kombi erinnerte.
    Das Publikum buhte, und Paula schien geschockt zu sein. Sie wusste ja nicht, dass ich mir über alles, was ich sah, Notizen machte. » Was es für Prüfungen in diesem

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