Vilja und das Raeuberfest
Stopper aussahen, als könnten sie mich so plattmachen, dass ich den nächsten Tag nicht mehr erleben würde, sollte ich Pia Partanen als Steuerzahlerin bezeichnen. » … hat einen anderen Weg gewählt«, murmelte ich ein bisschen umständlich.
Alle verstanden natürlich, was ich eigentlich sagen wollte und buhten und stampften ordentlich mit den Füßen. » Schon wieder Päivikki und Pauli … Päivikki ist viel zu sanft. Viel zu lieb. Solch eine große Gruppe anzuführen, verlangt einen außergewöhnlichen Menschen. Pauli will wahrscheinlich nicht. Beziehungsweise ich weiß, dass er nicht will. Er hat die Kapitäns-Aufgaben sogar als › Wahnsinnigen-Arbeit‹ bezeichnet!«
Paula Partanen erhob sich und stellte sich auf ihren Stuhl. Sie zitterte und glühte vor Zorn, ihre Prinz-Eisenherz-Frisur klebte in verschwitzten Strähnen an ihren Schläfen. Nur die Handbewegung des Schiedsrichters hielt sie davon ab, sich auf mich zu stürzen.
» Pauli ist in diesem Moment nur der Vizekapitän, weil es gar keinen anderen gibt!«, fuhr ich fort, traute mich aber nicht, der vor Wut schnaubenden Paula dabei in die Augen zu schauen. » Es hängt tatsächlich vom Wettkampf um die Herrschaft ab, aber wenn ich tippen darf, und das hier ist ja nun einmal ein Ratespiel, dann rate ich, dass bis zum nächsten Sommerfest Make Weißwest mindestens die Aufgaben des Zehners, wenn nicht sogar die des Kapitäns übernommen hat! Er ist ja schließlich trotz allem Pias Ehemann – reicht das etwa nicht aus?«
» Jetzt ist es aber genug!«, donnerte Make Weißwest los. » Wie lange lässt man diesen unerträglichen Teenie noch weiterplappern? Versteht denn keiner, dass das hier gefährlich ist? Hier wird über Dinge gesprochen, die nicht ohne Grund geheim gehalten werden! Keiner verrät den Gegnern seine Schwächen. Feinde sind wir doch alle! Es bringt nichts, sich weiter zu verstellen! Begreifst du, Mädel, dass, wenn du so über uns redest, du alle anderen Gruppen gegen uns aufhetzt?!«
» Ihr seid nicht die Einzigen, gegen die sich alle anderen gewendet haben!«, verteidigte ich mich. » Das Funktionierende Modell von Gold-Piet wurde aus unserem Auto gestohlen, als wir auf dem Weg hierher waren. Das Modell hat den Wettkampf gewonnen und die Siegerpunkte gingen an die Hurmalas!«
» So was passiert!«, grinste der kleine Mann, der Martha Hurmala angefeuert hatte, und den ich beim Raub des Modells gesehen hatte, als er die Tür bewachte. » So was passiert, wenn man singend den Bus fährt und nicht vernünftig geradeaus schaut.«
» Uns wurde ein falsches Datum gesagt, wann das Sommerfest anfangen sollte«, fuhr ich fort. » Und aus dem Ratgeber wurden Regeln erhoben, die den Geist der Spiele vollständig verändern. Ihr sagt jetzt bestimmt, dass das alles ganz zufällig passiert ist.«
» Ist die Erklärung jetzt beendet, Vilja?«, unterbrach der Schiedsrichter die Diskussion, die allmählich lebensgefährlich wurde.
» Ja, ist sie«, seufzte ich. » Der erste Satz ist eine große Lüge. Eine stinkende, unverschämte Meister-Schwindelei!«
Gold-Piet grinste so breit, dass seine goldenen Vorderzähne aufblitzten. Das machte alles wenigstens ein bisschen leichter.
» Vilja-Tuuli Vainisto ist die Siegerin dieser Runde mit 2:0«, brachte der Schiedsrichter den Wettkampf zum Abschluss und löste damit ein riesengroßes Gestampfe und Gejohle aus.
Ich war Gold-Piet wirklich dankbar, dass er dageblieben war, um sich das Halbfinale anzuschaun. In dem Räuberzelt kochten die Gemüter hoch, die Leute versuchten mich an den Ärmeln zu ziehen und mit ihren riesigen Räuberpranken an den Zeltrand zu zerren.
» Was? Hast du etwa Helmeri Kvists Ratgeber, häh?«
» Bestell dem Karlo schöne Grüße, dass, wenn er den Ratgeber aller Ratgeber nicht jedem zugänglich macht, ihr einen Kopf kürzer werdet!«
» Es lohnt sich nicht, für diese Nacht noch ein Zelt aufzustellen, Mädel! Es kann sein, dass dir dann ein Gesangbuch vom Waldvolk aus Savo um die Ohren fliegt!«
» Das hier ist eine furchtbare Disziplin«, keuchte ich Gold-Piet zu, der die aufgebrachten Räuber mühsam auf Abstand hielt. » Ganz furchtbar!«
Das, was da im Zelt herrschte, war mehr als bloß eine drückende Stimmung.
Kapitel 29
in dem Vilja einen charmanten
Gegner hinters Licht führt
D ie ersten Kämpfe gewannen außer mir noch Contra-Conny Pärnänen und der Giftzwilling Martha. Wir drei brauchten nur noch einen Halbfinalsieg, um ins Finale zu kommen. Diejenigen,
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