Vilja und das Raeuberfest
wieder zupackte wie nach einer Frühkartoffel, brüllte Conny verzweifelt auf vor lauter Lachen.
» Okay, okay … jaaa, bei den Spielen … okay …«
» Hast du vor, Kimi mit irgendetwas zu erpressen?«, fragte ich weiter und schnappte mir zwei Zehen auf einmal, um sie zu bearbeiten. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr registrierte ich, dass ich nur noch eine knappe Minute Zeit hatte.
» Ja, ja … okay«, heulte der Vizekapitän der Pärnänens. Seine Lachtränen machten sogar mich nass, so weit spritzten sie.
» Mit seiner Frau? Mit der Pärnänen?«, bohrte ich nach und packte noch fester zu.
» Nein«, kicherte Conny. » Okay, okay. Huhuhu…, Huhu…« Er lachte bereits so kraftlos, dass ich ihn loslassen musste, damit er Luft bekam. Schließlich hätte ich nichts davon, wenn er ersticken würde – er musste ja noch ein Geständnis ablegen. Die Uhr zeigte noch zwanzig verbleibende Sekunden an.
» Der Hund!«, begriff ich endlich und packte noch einmal fest zu.
» Ja, der Hund«, gackerte Conny los und schnappte gleichzeitig nach Luft. » Wuff, Hund … Schnapp …«
» Du kidnappst den Hund und drohst dann, ihn umzubringen, wenn Kimi dir nicht die Macht überlässt?«, fragte ich.
» Jaaahahahah«, lachte der Räuber.
» Gestehst du?« Ich legte noch einen Zahn zu, schließlich war die Zeit fast um.
» Ja, nein«, kicherte Conny. » Okay, okay. Ich geb’s ja zu.«
Die Uhr klingelte. Ich erhob mich von dem Mann, der keuchend am Boden liegen blieb. Die Schiedsrichter steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. » Erste Runde: Vilja-Tuuli Vainisto gewinnt. Sie bekommt fünf Punkte!«, verkündete der Ansager. Die anwesenden Räuber begannen zu schreien.
Von Martha Hurmala würde man mit Kitzeln kein Geständnis herausbekommen. Das begriff ich bereits zu Beginn der zweiten Runde, als ich dran war mit Kitzeln. Martha war wie ihre Zwillingsschwester eine spindeldürre Frau. Wenn man sie anfasste, rieb man papiertrockene Haut, was ihr scheinbar eher Schmerzen bereitete, als dass es sie zum Lachen gebracht hätte. Aber natürlich hatte das einen Grund: Sie war ein Zwilling, eine der Giftzwillinge! Wenn von Kindesbeinen an immer eine da war, die mindestens genauso bösartig und niederträchtig war wie man selbst, lernte man sehr schnell, überhaupt nicht mehr kitzelig zu sein! Nach den zwei Minuten schien ich erleichterter zu sein als sie. In den letzten Sekunden fühlte es sich an, als könnte ich sie nicht einmal mehr richtig packen, meine Hände hatten angefangen wegzurutschen. Ich war total verschwitzt: voller Hitze-Schweiß und Schmerz-Schweiß und Kitzel-Schweiß.
Contra-Conny schrie so laut, dass es allen durch Mark und Bein ging, dann warf er sich auf Martha Hurmala. Die P-Westen fingen an, in der vordersten Reihe zu tanzen und brüllten so laut, bis die Schiedsrichter sie zum Schweigen bringen mussten. Der Satz des Giftzwillings wies darauf hin, dass sie etwas über den Tod vom Großen Pärnänen wusste. Nach Heles Erzählungen hatte der Alte in den letzten Jahren nur noch stumm und schwach auf der Krankenhausstation für Bettlägrige gelegen. Und was wäre, wenn der Räuberherrscher, der beinahe dreißig Jahre lange regiert hatte, gar nicht chronisch krank gewesen, sondern langsam vergiftet worden war? Der bloße Verdacht warf einen Schatten auf die Wettkämpfe um die Räuberherrschaft.
Die Hurmalas und Pärnänens hatten früher eine gute Beziehung gehabt, vielleicht hatten sie sich sogar gemeinsam gegen die Räuberbergs verbündet?! Was passierte wohl, wenn es sich als sicher erweisen sollte, dass der alte Räuberherrscher umgebracht worden war? Die Verbindungen zwischen der Herrscherfamilie und den Giftmischern würde sofort abbrechen, und die ehemaligen Verbündeten würden zu erbitterten Feinden werden!
» Also, das ist ja wohl mal komisch«, brüllte Conny. Er hatte versucht, Martha an der Seite zu kitzeln, an der Ferse, an den Ohren, unter dem Kinn. Überhaupt keine Regung – nicht EIN Mucks! Martha Hurmala war wie eine Mumie, die ein Lächeln des Triumphes auf dem Gesicht trug. Nach dem Lächeln – und das war natürlich grauenhaft! – gähnte sie auch noch!!
Contra-Conny und ich begannen mit unserer gemeinsamen Kitzel-Minute, die aber auch ohne Erfolg blieb. Jeder ist irgendwo kitzelig, hatte Hele gesagt. Außer Martha Hurmala! Sie schien überhaupt nichts zu fühlen. Dann schrillte die Uhr als Zeichen unserer Niederlage.
» Wir sind noch nicht fertig!«, schrie
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