Vilja und das Raeuberfest

euch natürlich auch enthalten. So viel sag’ ich noch: Die Fässer sind verschlossen, sodass man nicht plötzlich doch noch der anderen Sippe seine Stimme geben kann.«
    Dieser Spruch rief unter den Räubern aber nur wenig Gelächter hervor.
    » Als Nächstes singen nur die Kapitäne der Gruppen!«, fuhr A-Ka fort. » Das Ergebnis der Abstimmung der ersten Runde wird ermittelt, während die zweite stattfindet, aber das Resultat werden wir nicht bekanntgeben, bevor nicht auch die Wahl der zweiten Runde auf den goldfarbenen Krone-Stimmzetteln erfolgt ist. Die verschiedenfarbigen Zettel garantieren, dass das Ergebnis nicht gefälscht werden kann. Die Gruppe, für die in beiden Runden am häufigsten gestimmt wurde, erhält drei Punkte und die Zweitplatzierte bekommt einen. Die Punkte werden dann zusammengezählt. Bei einem Gleichstand gewinnt der Teilnehmer, der in der zweiten Runde gewonnen hat. Weil die Zählung ganz genau und außerdem zwei Mal gemacht werden muss, wird das Ergebnis der Gaunerkaraoke und somit der Name des neuen Räuberherrschers erst am morgigen Tag um zwölf Uhr mittags verkündet. Wir können uns alle ausruhen, uns mit anderen Räubern treffen und Neuigkeiten austauschen … Aber jetzt ab in die Pause und Stimmzettel abgeben!«
    » Gut, dass es eine Pause gibt!«, sagte Kaija und fasste nach meiner Hand. » Jetzt aber schnell an die Arbeit, wir müssen das Lied für’s Finale noch zu Ende schreiben! Denk daran, die Musen der Inspiration zur Hilfe zu rufen, und sag, dass sie schnell kommen sollen. Wir haben es eilig!«

Kapitel 39
    in dem es um die
    Wurst geht
    D ie Pause dauerte eine halbe Stunde. Der Zeiger der Uhr rückte unaufhaltsam auf Mitternacht zu, aber das Zelt der Räuberbergs war noch immer voller Leben. Kaija reimte mit Hilfe von mehreren Tassen Kaffee. Ungefähr zehn Minuten, bevor das Finale begann, bläute sich der Wilde Karlo die neuen Wörter ein. Kaijas Training kannte keine Gnade, und Hilda, die wegen der Schwangerschaft schläfrig geworden war, ging gähnend umher, um auf diese Weise wach zu bleiben.
    Ich saß auf einem Klappstuhl und versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Was wohl passieren würde, wenn die Räuberbergs das Finale verlören? Wenn aus Spinni-Hurmala, der ständig über Ingi-Juuso brabbelte, der neue Räuberherrscher würde und dann hinter dessen Rücken die beiden erwachsenen Söhne irgendwelche Schweinereien machten, die ihnen gerade in den Sinn kamen? Wenn das passieren würde, wären die Räuberbergs auch in Zukunft nicht mehr in Sicherheit, denn Spinni und Jake Hurmala waren gefährliche Gegner! Und nach diesem Sommer würden auch die Giftzwillinge Martha und Berta alles daran setzen, um sich zu rächen.
    Das machte mir ein bisschen Angst! Außerdem würden die Räuberbergs am Ende des Herbstes ein Baby bekommen, und ich wollte mir einfach nicht ausmalen, wie die Familie vor den angriffslustigen Hurmalas mit einem weinenden Baby unter dem Arm flüchtete.
    Es war sehr wichtig, dass die Räuberbergs die nächsten ein bis zwei Jahre relativ friedlich leben konnten. Aber wie war das möglich? Indem sie das Finale um die Räuberherrschaft gewannen oder es verloren? Beide Möglichkeiten schienen Nachteile zu haben. In meinem Bauch begann es zu kribbeln, als ich darüber nachdachte, was jetzt alles auf dem Spiel stand.
    Endlich ging es in die zweite Karaoke-Runde. Der Räuberhauptmann der Hurmalas, Hannes-Spinni Hurmala, wurde als Erster auf die Bühne gerufen. Sein Lied sollte eigentlich von einer Königskobra erzählen, aber stattdessen sang er, nachdem er einen Moment lang regungslos dagestanden hatte, mit einer heiseren und gebrochenen Stimme: » Fahr jetzt langsam, Papa fahr, dann können wir abends spielen!«
    Lediglich die Veranstalter lächelten ihm aufmunternd zu, die Schar der rotbefederten Räubersippenkumpels schlug sich hingegen die Hände vor die Augen. Da schien die letzte Hoffnung flöten zu gehen. Die Nachricht war unbeabsichtigt, aber eindeutig: Gebt eure Stimme den Hurmalas, dann wird das Chaos, das schon im letzten Jahr aufgrund der Krankheit des Großen Pärnänen herrschte, fortgesetzt! Wenn ihr für uns stimmt, ist in Zukunft für alle unklar, wer diese Gemeinschaft der Räubersippen letztendlich anführen wird!
    Ich sah, wie Hilda Räuberberg und Kaija sich die Gesangseinlage anschauten, die Hände in die Seiten stemmten und die Köpfe schüttelten. Wie konnte es nur so weit gekommen sein, da doch alle wussten, dass es um den Platz des