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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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zusammen, und bald hörte ich seine tiefen Atemzüge. Ich aber dachte noch ein bisschen über die Familie Räuberberg nach und dann, ohne Vorwarnung, auch über meine eigene Familie. Die Gedanken wirbelten nur so umher in meinem Kopf, bis ich aufstand und mir Folgendes notierte:
    LISTE ÜBER DAS PERFEKTE VERBRECHEN
    Aufgeschrieben von Vilja
    1) Meine Familie hat nicht versucht, mich zurückzubekommen. Das ist peinlich und macht mich wütend.
    2) Mama und Papa müssen dafür bezahlen, dass ich entführt wurde. Nur so werden sie begreifen, dass ich ihnen wirklich weggenommen wurde.
    3) Die Zahlung muss aus Süßigkeiten oder Lebensmitteln bestehen, sonst bringt sie den Räuberbergs keinen Nutzen.
    4) Die Zahlung muss in ausreichender Höhe erfolgen.
    5) Die Zahlung muss so durchgeführt werden, dass sie die Räuberbergs nicht in Gefahr bringt.
    Ich schlief die ganze Nacht wunderbar, besser als jemals zu Hause. Ich träumte farbenprächtige Träume, in denen wir Kioske überfielen und dabei altmodische Knallpistolen schwangen. Ich segelte auf einem Seeräuberschiff und konnte hoch bis in die Mastspitze klettern. Nach dem dritten Abenteuertraum erwachte ich, denn ich hatte im Schlaf die Lösung für den perfekten Überfall gefunden. Kalle schlief fest und brummte in sein Kissen. Ich aber hatte einen total genialen Plan geschmiedet. Einen Plan, bei dem meine Familie, die mich einfach so vergessen hatte, bekam, was sie verdiente.
    Beim Frühstück am folgenden Morgen war die Stimmung gedämpft.
    » Ich kann keine Fleischklößchen essen«, klagte der Wilde Karlo. Er sah wirklich etwas blass aus. » Da muss man den Mund so weit aufmachen, und das lässt mein Rücken nicht zu. Oh weh, oh weh, ein Morgen ohne Fleischklößchen.«
    » Beim Essen stört der Rücken doch nicht«, sagte Hilda fröhlich und ließ eine neue Ladung Eier in die heiße Pfanne zischen.
    » Doch, er stört«, knurrte der Wilde Karlo und sah uns böse an. » Du hast ja auch auf der weichen Seite geschlafen, wo nur Gras und Wiesenblümchen waren. Aber ich, ich musste auf den Baumwurzeln liegen.«
    Seine Stimme war klagend, und jedes Mal, wenn er sich auf dem Stuhl bewegte, verzog er das Gesicht.
    » Wir haben einmal die Plätze getauscht, erinnerst du dich?«, sagte Hilda leichthin und salzte die Spiegeleier. » Du selbst wolltest auf der anderen Seite schlafen.« Den letzten Satz sang sie beinahe. Der Wilde Karlo aß fast nichts und schien nun überdies wegen seines leeren Magens zu schmollen.
    » Raus mit der Sprache«, knurrte er, » wer hat bestimmt, das Zelt an der Stelle aufzubauen?«
    » Du«, sagte Kalle leise und sah auf sein Brot.
    » Hört mal her«, sagte ich, als der Räuberbus gepackt war und wir uns auf den Weg machten. » Was würdet ihr zu einem größeren Raubzug sagen?«
    » Also DU denkst dir seit Neuestem Raubzüge aus?!«, brummte Hele. Aber sie wirkte sehr interessiert. Sie tat so, als schnitte sie die Bravo Girl in kleine Schnipsel, achtete aber darauf, dass ihr keine Silbe entging.
    » Was für einen Raubzug?«, fragte Hilda. » Wo sollen wir hinfahren? Uns gehen allmählich die Vorräte aus, also in den nächsten zwei Tagen müssen wir an Brot, Aufschnitt und all so was rankommen.«
    » Na, dann hört mal zu«, sagte ich und begann es ihnen zu erklären.
    Nach der Hälfte meiner Erklärung hatte der Wilde Karlo seinen schmerzenden Rücken vergessen und begonnen, begeistert zu juchzen.

Kapitel 7
    in dem Vilja eine Tat mit Markenzeichen begeht
    J ouni Vainisto«, hörte ich am anderen Ende.
    » Hallo Papa, hier ist Vilja«, sagte ich und versuchte so zu klingen, als wäre ich echt in Not und würde mit einer Waffe bedroht. In Wirklichkeit stand ich an einem Kartentelefon bei einem Kiosk. Die Telefonkarte hatte ich mit Geld aus dem Portemonnaie gekauft, das ich im Hello-Kitty-Survival-Rucksack gefunden hatte. Papa achtete peinlich genau darauf, dass in dem Portemonnaie immer ein Zehner für Notfälle, ein Adresszettel mit Telefonnummer und mein Personalausweis lagen. Den hatte er mir besorgt, als ich auf meine erste Reiterfreizeit fuhr. Ganz die Tochter ihres Vaters, sagte er immer, wenn er mein Survival Kit sah. Ich glaube, er hatte Angst, ich könnte mich verlaufen. Aber dass er nur einen Augenblick die Möglichkeit erwogen hat, ich könnte auf der Fahrt zur Oma geraubt werden, kann ich mir nicht vorstellen. So etwas gab es in Jouni Vainistos Welt nicht.
    Diesen Anruf musste ich ganz allein hinkriegen. Von den Räuberbergs hörte

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