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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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gehabt, der Köstlbacher hätte den Typen mit seiner
Rechten anfassen können.
    Als hätte der die Nähe vom Köstlbacher gespürt, hob er seinen Kopf,
bemerkte den vor Aufregung schwitzenden Kommissar, der gerade umständlich
an seinem Handy rummachte, und grinste ihn unverschämt an. Sein Gesicht,
das der Köstlbacher noch nie so nah und nie so deutlich vor sich gehabt hatte,
sein Gesicht glich einer Teufelsfratze, Furcht und Abscheu erregend in einem.
    »Hallo Edith!«, schrie der Köstlbacher in sein Telefon. Vor lauter Erregung
hat er seine Sekretärin wieder ›Edith‹ genannt, wie damals, als er im Ermittlungseifer gegen den Septembermörder
schon einmal ins vertraute ›Du‹ gerutscht war.
    »Hallo Edith!«, schrie er nochmal. Diesmal erheblich lauter, weil die Klein
Edith nicht gleich geantwortet hat.
    »Hab’ ich’s mir doch gedacht, dass du was mit deiner Sekretärin
hast!«, war in diesem Augenblick seine Anna zu vernehmen.
    Schweißgebadet wachte der Köstlbacher von seinem Albtraum auf und
blinzelte verständnislos seiner Anna nach, die er gerade noch mit der Bettdecke
und einem Kopfkissen unterm Arm durch die Schlafzimmertüre in Richtung Wohnzimmer
verschwinden sah.
    Normalerweise, wenn du träumst, kannst du dich an einen Traum ja nicht mehr
erinnern. Zumindest weißt du nicht mehr alle Details. Nicht so heute beim
Köstlbacher! Der hatte alles noch glasklar vor sich. Vor allem natürlich
klangen seine eigenen Worte: ›Hallo
Edith!‹ noch absolut deutlich im eigenen Ohr nach.
    Ich weiß nun ja nicht, ob dir so etwas schon einmal passiert ist, aber
der Köstlbacher momentan nicht in der Lage, abzugrenzen, welche Teile der
jüngsten Vergangenheit Traum und welche Wirklichkeit. Schwerfällig, wie nach
einer körperlichen Überanstrengung, schälte sich der Edmund aus dem
leichten Sommerbett und setzte sich fix und fertig am Bettrand auf.
Einerseits hellwach, andererseits noch im vergangenen Traum verhaftet,
torkelte er wie ein Betrunkener zu Claras Zimmer. Sachte öffnete er die Türe.
Dort lag sie, die süße Clara, tief schlafend in ihrem Bett mit einem entspannten,
fast lächelnden Gesicht, das den Eindruck erweckte, sie befände sich im seligen
Land wunderschöner Träume. Mit Sicherheit ganz andere Träume, als sie der
Köstlbacher noch vor Minuten gehabt hatte.
    Ein Stein fiel dem Edmund vom Herzen. Keine Entführung! Alles in
Ordnung! Fast! Denn jetzt, nachdem seine schlimmsten Befürchtungen, der Traum
könnte doch wahr gewesen sein, vom Tisch waren, jetzt wurde dem Köstlbacher
schlagartig bewusst, dass seine Anna vor seiner Gesellschaft im
gemeinsamen Schlafzimmer auf die Wohnzimmercouch geflohen war.
    Dort lag sie nun, bewusst ihren Rücken dem Raum zugewandt, und mimte
die Schlafende.
    »Anna?«, sagte der Edmund nur. Und in seiner Stimme lag plötzlich so viel
Liebe und Zärtlichkeit, wie du sie dem oftmals doch etwas pampigen
Kommissar gar nicht zugetraut hättest. Natürlich war ihm klar, dass er mit
seinem im Traum laut ausgesprochenen ›Hallo
Edith!‹ seine Anna zutiefst verletzt haben musste. Womöglich hatte er
das ›Hallo‹ gar nicht so gut
vernehmbar ausgesprochen. Eine eifersüchtige Ehefrau kann aus so einem ›Hallo Edith!‹ schnell einmal ein ›Ahhhh ... Edith‹ heraushören. Und wie
so ein ›Ahhhh ... Edith‹ zu interpretieren
ist, das muss ich dir bestimmt nicht näher erläutern.
    »Ich kann dir alles erklären!«, sagte der Köstlbacher, als sich seine Anna
nicht rührte, ja nicht einmal die kleinste Bewegung machte. Außer einem kleinen
Schluchzer, den sie ganz bewusst nicht unterdrückte.
    »Ich hab’ nichts mit der Frau Klein! Und da war auch nie was! Bitte glaub’
mir das doch!«, sagte der Köstlbacher, sicher, dass die Anna nicht am Schlafen
war.
    »Und warum presst du ihren Namen, wohl gemerkt ihren Vornamen, nun schon im
Schlaf heraus, noch dazu mit einem Stöhnen in der Stimme, das nur einen
Rückschluss zulässt?«, fragte die Anna anklagend, nachdem sie sich urplötzlich
umgedreht hatte, und hatte nun ihr Tränen überdecktes Gesicht zu sehen
war.
    »Ach Anna!«, sagte da der Edmund nur und tat das einzig Richtige, was du
als Mann in so einer Situation tun kannst: Er kniete sich zum Sofa nieder und
nahm seine Frau liebevoll in den Arm.
    Wieder was, das du dem Köstlbacher bestimmt nie zugetraut hättest.
Aber unter seiner rauen Schale eben ein weicher Kern. Und die Anna hätte vor 18
Jahren ihren Edmund niemals geheiratet, wenn der eben nicht auch

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