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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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diese
Seite seiner sonst so rüden Art.
    Sogar ihre Tränen hat er ihr zart weggeküsst. Und das hat ihr dann
schließlich auch jeden Groll gegen ihren Edmund genommen.
    Am liebsten hätte ihr der Edmund nun sofort seinen Traum erzählt. Aber, so
banal das klingen mag, so ein übergewichtiger Mann wie der Edmund, der
kann nicht mehr als zwei/drei Minuten kniend vor einem Sofa verbringen, weil
dann beginnen seine unteren Extremitäten sich mit einem Kribbeln bemerkbar
zu machen. Und wenn er dann nicht schnell aufsteht, setzt auch noch ein
schmerzhafter Krampf ein. Darüber hat der Edmund ja noch nie mit seiner
Anna gesprochen, weil die sonst nur unnötig Sorgen und so. Schließlich würde er
noch mehr als 20 Jahre arbeiten müssen. Jetzt schon mit dem Jammern anfangen,
das erschien dem Edmund einfach noch zu früh. Außerdem hätte ihn seine Anna
dann nur zu einem Arzt geschickt. Und bei dem war er doch sowieso schon, ohne
ihre Anweisung und sogar ohne ihr Wissen.
    »Komm, setz dich hin. Ich bringe uns ein Glas Roten. Was ich dir erzählen
möchte, dauert ein paar Minuten, vielleicht sogar etwas länger«, sagte der
Edmund und erhob sich schwerfällig, weil ein erstes Kribbeln hatte schon
eingesetzt und beginnende Krämpfe kündigten sich auch schon an. Und wenn
sich so ein Oberschenkel erst einmal richtig verkrampft, dann kannst du das
nicht mehr verbergen, weil Schmerz einfach zu groß! Da hilft dann nicht einmal
mehr eine doppelte Dosis Magnesium!
    Weil die Anna schon lange drauf gewartet hat, dass ihr Edmund endlich
einmal mit ihr über die Klein reden würde, richtete sie sich auf in eine
sitzende Position, wickelte sich gleichzeitig in die Bettdecke, weil es im
Wohnzimmer doch recht kühl und die Anna schließlich nur ein luftiges Nachthemd
an. Ihr Gesicht verriet aufkommendes Interesse, zum Teil aber auch noch immer
eine tiefe Kränkung.
    Schon bald kam der Köstlbacher aus der Küche zurück mit zwei Gläsern
Rotwein, den von der Sorte, den seine Anna besonders bevorzugte.
    »Auf uns!«, sagte er und prostete ihr zu.
    Die Anna erhob zögerlich ihr Glas, nickte nur etwas, sagte aber nichts.
    »Weißt du, ich hab’ tatsächlich von der Klein geträumt! Aber nicht so, wie
du denkst!«, hat der Edmund zu erzählen begonnen.
    Am Anfang, da hat seine Anna ja noch sehr abweisend drein geschaut.
Mehrmals war sie versucht, ihren Edmund zu unterbrechen. Aber letztendlich hat
sie ihm dann aber doch bis zum Ende zugehört.
    *
    Wie mir Wochen später der Köstlbacher diese Geschichte erzählt hat, da
konnte ich gut nachvollziehen, wie der sich gefühlt haben muss. Weil, eines
musst du wissen, der Köstlbacher auch nach Tagen noch nicht sicher, wann
sein Traum begonnen hatte und was davon Realität und was nicht! In so einem
Moment, da kannst du schon an dir selbst zu zweifeln beginnen. Und wenn du
sowieso schon gesundheitliche Probleme, dann Bedenken vielleicht gar nicht
so unbegründet. Schließlich so ein kleiner, verdeckter Schlaganfall, der Ausfälle
im Gehirn und so. So einer bei gravierendem Übergewicht gar nicht abwegig.
    Aber der Edmund zum Glück ja seine Anna. Und die natürlich gewusst,
dass ihr Mann abends nach dem Tatort ins Bett gegangen war und somit nicht vom
Domplatz nach Hause gekommen sein konnte.
    Aber so ist das eben mit diesen ewigen Tatort Fortbildungen. Da kann
es schnell einmal passieren, dass du so eine Tatort Entführung in einen
Traum einbaust, in dem du deine jüngsten dienstlichen Ermittlungen
wiederkäuermäßig verarbeitest. Das ergibt dann ein Kudlmudl, in dem keiner
mehr durchblickt, auch kein Kommissar Köstlbacher. Und ein deutscher
Tatort, womöglich noch einer, der in Regensburg gedreht worden ist, so einer
besonders leicht und realistisch in einen Traum einbaubar, weil so einer nicht
derart unwirklich und absurd wie die amerikanischen Fernsehkrimis, wo
Serienkiller sich gerne ein Spiel daraus machen, lebende Menschen
aufzuschlitzen und mit beiden Händen in deren Gedärmen herumzuwühlen. Wenn
der Köstlbacher so etwas geträumt hätte, dann hätte er bestimmt im Traum
schon gewusst, dass er nur träumt.
    »Du warst gestern mit dem Liebknecht auf dem Domplatz, um jemanden zu
observieren. Zumindest hast du mir das erzählt, als du auf meinen Anruf
hin nach Hause gekommen bist«, sagte die Anna. »Dass ich dich umsonst
aufgeschreckt hatte, weil dem Karl zum Glück gar nichts passiert ist, als er
vorne im Minoritenweg von einem Auto angefahren worden ist, das tut mir leid.
Aber in dem

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