Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Zusammenhang zwischen dem Faltenhuber und
der Münzer zu entdecken. Er sah da quasi zwei Figuren in einem Gedanken
aufblitzen, einmal die vielleicht als Baby geschändete Doris und daneben den
hämisch grinsenden, Ekel erregenden Pädophilenfreund Willi Faltenhuber.
Ganz aus dem Sinn ist dieses Szenario dem Köstlbacher immer noch nicht
gegangen. Aber wo sollte er da jetzt noch ansetzen, um so einen Zusammenhang
herstellen und den zu guter Letzt auch noch beweisen zu können? Der Köstlbacher
hatte gehofft, durch ein Gespräch mit dem Faltenhuber weiterzukommen.
Vielleicht sollte er mit seiner Sekretärin reden oder mit der kleinen
Schauspielerin. Deren Namen hatte er schon wieder vergessen. Aber genauso gut
hätte er das Blondchen ausfindig machen können, das mit dem Faltenhuber im
Rosenpalais gewesen ist. Oder irgendeine andere seiner Liebschaften. Nicht
zu vergessen, die Ex-Frau vom Faltenhuber. Aber weil die beiden noch nicht
offiziell geschieden waren, würde die erst einmal an ihr Erbe wollen, bevor sie
sich bezüglich der Aufdeckung von irgendwelchen Machenschaften vom Willi
kooperativ zeigte. Weil, wer weiß schon, welches unrechtmäßig erworbene Geld
ihr sonst zuletzt noch durch die Lappen ginge.
»Ach ja, das Erbe!«, brummte er vor sich hin, schrieb eine kleine Notiz und
heftete sie an die rechte Hälfte der Pinnwand, wo er für den Faltenhuber
noch eine freie Fläche gefunden hatte, unter den Oberbegriff ›MOTIVE‹ .
Leider war seine Pinnwand nicht mehr so übersichtlich wie im vergangenen
Jahr, als die ›Septembermorde‹ Leben
ins Präsidium gebracht hatten. Die Klein hatte damals alle seine Notizen
mit Maschine geschrieben und laminiert. Je nach Wichtigkeit in
unterschiedlich großen Buchstaben! Nicht, dass die Klein momentan eine
Sehnenscheidenentzündung gehabt und das mit dem Schreiben nicht geschafft
hätte. Auch das Laminiergerät war nach wie vor voll funktionstüchtig und
Folien waren genug vorhanden. Aber die damals immer enger werdende
Zusammenarbeit mit seiner Sekretärin .... Die Edith hatte ihn am Schluss kaum
noch alleine gelassen vor seiner Pinnwand! Und auch nicht, dass die Ideen
seiner Sekretärin bei ihm nicht gut angekommen wären! Teilweise fielen sie
sogar auf sehr fruchtbaren Boden. Aber da hat eben außer der Sekretärin auch
noch die Edith Klein als sinnliche und Sinn verwirrende Frau in seinem Büro
gestanden. Wenn du neben so einer Frau einen klaren Gedanken fassen sollst,
dann musst du entweder schwul sein oder zumindest einer dieser katholischen
Priester. Wobei schwul vermutlich die bessere Variante! Auf alle Fälle wäre das
auf die Dauer nicht mehr gut gegangen. Und wie das dann auch dem Liebknecht
aufgefallen ist, da hat der Köstlbacher schnell die Notbremse gezogen und ist
quasi auf Distanz und so. Seitdem hat sich der Hormonhaushalt vom Köstlbacher
wieder beruhigt. Alles in allem sehr zu seiner Zufriedenheit. Außer eben das
mit seiner Pinnwand! Weil die sah im vergangenen Jahr echt besser aus. Das ist
dem Dr. Huber auch schon aufgefallen.
Das mit dem Erbe, das würde er als Erstes nachprüfen lassen. Und
natürlich auch, ob dem Faltenhuber seine Frau ein Alibi. Aber selbst wenn, so
einen Mord muss man schließlich nicht persönlich und so.
So einleuchtend der Gedanke spontan auch schien, dass der Stadtrat Faltenhuber
einem Mord aus Gewinnsucht zum Opfer gefallen ist, irgendwie hat es den
Köstlbacher gestört, dass ihm diese Idee erst jetzt gekommen ist. Sie schien
ihm auch gleich wieder sehr weit hergeholt und von einem typischen
Beamtenhirn gedacht. Und sein Hirn zwar in der Tat ein Beamtenhirn, aber kein
typisches! So hat der Köstlbacher zwar das Wort ›Erbe‹ unter dem Oberbegriff ›MOTIVE‹ stehen lassen, es aber nicht wirklich wichtig eingestuft und die
entsprechenden Recherchen delegiert.
Obwohl ihm schon seit einer halben Stunde wieder einmal sein Kreuz vom
langen Stehen geschmerzt hat, hatte der Kriminalhauptkommissar Edmund
Köstlbacher plötzlich eine Eingebung, wie sie nur vor so einer Pinnwand
auftreten kann. Er kam sich dabei vor, wie der weiße Indianer in dem Film: ›Ein Mann, den sie Pferd nannten‹ . Der
hat auch gerade dann, als er die schmerzhaftesten Riten absolvierte, seine
größten Visionen gehabt.
Der Köstlbacher zwar momentan wahnsinnige Kreuzschmerzen, aber
der Köstlbacher kein Indianer, auch kein Weißer, der durch schmerzhafte Riten
zum Indianer mutieren will. Drum hat sich der Edmund jetzt erst einmal auf
seinen
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