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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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All die Selbstgerechtigkeit verwandelte sich in Heulen und Zähneklappern. Dieselbe blöde Überheblichkeit, die annimmt, die Kirche müsse sich neuen Welten anpassen. Als ob unsere Religion ein Strumpf wäre, den man bei Bedarf weiten oder stopfen kann.«
    Mechin gab der Päpstin recht. »Soweit ich weiß, ist vorher nie ein Schiff dieser Größenordnung verloren gegangen.«
    »Jaja«, sagte die Päpstin, »soweit Sie wissen.« Sie schaute aus dem Fenster, das inzwischen keinen nennenswerten Ausblick mehr zeigte, nur Sterne. Mechin fragte sich, was zum Teufel diese Bemerkung bedeuten solle.
    Während der Arzt an Bord des Shuttles grübelte, fand ein tastender Leitstrahl die anfliegende Maschine. Auf einem Bildschirm wurde das Pünktchen, das die Position des Landungsschiffes anzeigte, zum Mittelpunkt eines in giftigen Farben schillernden Fadenkreuzes. »Ziel erfasst«, ließ eine maschinelle Stimme verlauten, die sich Klang und Timbre von einer längst gestorbenen Frau geborgt hatte. In dem von glimmender Notbeleuchtung kaum erhellten Raum vertiefte sich die Stille. »Ich denke, wir sollten sie einfach abschießen«, sagte schließlich einer. Die Stimme klang bekannt; Will vermutete Toron hinter dieser kleinen Provokation. Die Spannung in dem düsteren Raum verdichtete sich merklich. Von der Diskussion bloßer Möglichkeiten war man dazu übergegangen, tatsächliche Handlungen zu besprechen. Vom Angriff auf die Armorica war von diesem Zeitpunkt an keine Rede mehr.
    »Warum sollten wir das tun?«, wiederholte Will seine Frage. »Warum sollten wir dieses Landungsschiff angreifen?«
    »Man denke nur an die Flagge. Was sie mit der Flagge gemacht haben. Und mit Tina und mit Schwester Gerda.«
    Diese Stimme kannte Will. Das war Sdevan, achtzehn Jahre alt, für ein Vilmkind großgewachsen, sehr schlank und meistens etwas albern. Wenn Sdevan etwas richtig ernst meinte, war er stur wie ein Springwolf. Er hatte vor Jahren eine Vilm-Flagge geschaffen: ein schwarzer und ein weißer Kreis, die vor einem graublauen Hintergrund ineinandergriffen, der von unten nach oben heller wurde. Und das Ereignis, auf das Sdevan anspielte, hatte sich allen Vilmern tief ins Gedächtnis eingegraben. Das war beim ersten Besuch der Armorica gewesen. Damals hatte die Rettungsmannschaft nicht nur den Planeten gestürmt, als gelte es, Geiseln aus der Kontrolle von gewalttätigen Irren zu befreien, die Leute vom Flottenkommando hatten auch jede Vilm-Flagge heruntergefetzt, derer sie habhaft werden konnten. Obwohl es von Atibon Legba bis heute hartnäckig geleugnet wurde, hatte man Mitglieder der berüchtigten Auswahl bei diesen Aktionen eingesetzt. Viele auf Vilm waren der Meinung, die ganze Operation wäre von der Auswahl geleitet worden; das Misstrauen allem gegenüber, was von A.L. kam, gründete auf dieser Überzeugung. Und Tina war von den Schwerbewaffneten verschleppt worden, weil sie sich geweigert hatte, den Anordnungen des Flottenkommandos folgend allen Menschen von Vilm zu befehlen, an Bord der Armorica zu gehen und sich nach Atibon Legba bringen zu lassen. Sie hatte natürlich gewusst, dass niemand einem solchen Befehl gehorcht hätte. Erst nachdem die Einarmige Eliza bei Tullama selbst interveniert hatte, konnte Tina nach Vilm zurückkehren. Nun war zwar Tullama nicht mehr Kapitän der Armorica, die Auswahl indes war immer noch die Auswahl. Und das Flottenkommando auf Atibon Legba war immer noch das Flottenkommando auf Atibon Legba. Und es war stocksauer auf die Vilmer, weil die sich geweigert hatten, an Bord der Armorica zu gehen, abgesehen von einigen Leuten, die den Regenplaneten nicht ertragen konnten. Es war kaum anzunehmen, dass Vilm in den Augen der A.L.-Bürokraten inzwischen über den Status eines Ärgernisses hinausgekommen war. Immerhin hatten sich bereits bei der Ankunft der Armorica alle Offiziellen hartnäckig geweigert, in den Eingesichtern anderes zu sehen als merkwürdige Haustiere.
    Jetzt kam dieses Landungsschiff herunter, das endgültig den Status der Vilmer klären sollte, beladen mit allerlei Diplomaten, Vertretern der wichtigsten Welten der benachbarten Sektoren und Abgesandten, die die unvermeidlichsten der gängigen Religionen repräsentierten. Will kannte nur die Berichte seines Vaters Carl Carlos senior zu diesem Thema – und der hatte weder von den einen noch den anderen etwas gehalten. Geistige Regsamkeit war von solchen Leuten kaum zu erwarten. Insofern mochte es naheliegend sein, sich des Problems zu

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