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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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ihrem Tonfall.
    »Damit wären wir beim interessanten Teil angelangt«, sagte Mechin und drehte sich um, soweit es sein Sitz zuließ. Er blickte seiner Nachbarin forschend ins Gesicht. »Welches Interesse hat denn das Papst an Vilm, abgesehen von einem gewissen Missionierungszwang?«
    Die Päpstin grinste. »Das möchten Sie gern wissen.«
    »Das möchte ich.« Mechin grinste zurück.
    »Es ist ganz einfach: Das Papst war an einer Reihe von Gesellschaften beteiligt, die solche Policen verkauft haben.«
    Mechin pfiff leise durch die Zähne.
    »Und das Papst hat ernsthafte Interessen an allen neuen Lebensformen, die im erforschten Kosmos auftauchen. Sie wissen sicherlich nicht, dass alle bisherigen Missionen zu den Hzn größtenteils von Vatikan aus finanziert worden sind. Und dass das Forschungsinstitut am epsilonischen Raumschiff vom ersten Tag seines Bestehens weitgehend auf päpstlichen Geldern ruht.«
    »Ich bin tief beeindruckt«, sagte Mechin, »nur in wenigen schwachen Augenblicken meines bisherigen Lebens habe ich die Kirche für eine wohltätige Organisation halten können.«
    Die Päpstin winkte ab. »Sparen Sie sich den Sarkasmus. Und verwechseln Sie nicht das Papst mit der Kirche. Das ist nicht dasselbe. War es nie. Und seit fast zweitausend Jahren versuchen wir vergeblich, den Leuten den Unterschied klarzumachen. Ohne Erfolg, wie ich an Ihnen sehen kann.«
    »Ich bin ohnehin ein hoffnungsloser Fall.«
    »Das würde ich nicht so hart sagen. Oft müssen wir feststellen, dass unsere schärfsten Kritiker unsere besten Förderer werden.«
    »Durch Gehirnwäsche?«
    Die Päpstin lächelte den Arzt an, ohne eine Spur von Wut in den Augen. Sie ist nicht nur ein verdammt hartes Leder, dachte Mechin, sie hat das gewisse Etwas.
    »Unser Interesse an neuen Lebensformen«, sagte die Päpstin freundlich, »wird in erster Linie von unserem Interesse an anderen Lebensformen bestimmt. Wir sind – seitdem es uns als Institution gibt – auf der Suche nach den Möglichkeiten menschlicher Existenz im Einklang mit dem Schöpfer. Und diese Suche wird gespeist von einer simplen Tatsache: Gott hat andere Spezies als nur unsere erschaffen. Er hat es für notwendig gehalten. Das kann nur heißen, dass eine größere Zahl von Möglichkeiten existieren muss, ihm zu dienen, als die auf der Erde verwirklichten. Insofern gewinnt sogar der Untergang der Erde einen gewissen tieferen Sinn.«
    »Untergegangen ist die Erde nicht«, wandte Mechin ein.
    »Ach, wirklich nicht?«, entgegnete die Päpstin. »Was mich betrifft, ist dieser Planet vor Jahrhunderten gestorben. Sogar auf Vatikan ist den meisten Leuten kaum richtig klar, dass das Wort Vatikan eigentlich nur der Name eines Palastes ist. Und davon unberührt bleibt die Tatsache, dass der Schöpfer einen tieferen Sinn darin gesehen haben muss, den Menschen mit der Existenz anderer intelligenter, beseelter Kreaturen im All zu konfrontieren. Diesem Sinn näherzukommen, ist Teil meiner Mission auf Vilm.«
    Mechin sah der Frau ins Gesicht. Die Dame brachte seine Vorurteile ins Wanken. »Und was genau interessiert das Papst an den Vilmern?«
    »Wir kennen die offiziellen Berichte, all den Kram, den das Flottenkommando herausgibt. Diesen Quellen gegenüber haben wir ein gewisses Misstrauen.«
    »Verständlich«, sagte Mechin.
    »Und aus dem Studium der nicht offiziellen Quellen geht unser Eindruck hervor, dass es auf Vilm inzwischen eine Bevölkerung gibt, die der Definition des Menschen kaum noch entspricht. Sie selbst haben nicht unwesentlich dazu beigetragen.«
    Mechin nickte. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, weigerten sich die Offiziellen auf A.L. hartnäckig, die Realitäten auf Vilm anzuerkennen. Dabei hatte sich längst herumgesprochen, was los war. Der Arzt hatte sogar geradezu unsittliche Anträge einiger vermögender Leute bekommen, sie medizinisch durch eine künstliche Pseudo-Diphtherie und hinein in ein Leben als symbiotisches Doppelwesen zu bringen. Ganz davon abgesehen, dass Mechin keine Ahnung hatte, wie er das bewerkstelligen sollte, empfand er bereits das Ansinnen als abstoßend. So, als ob jemand sich chirurgisch zum Karnesen machen lassen wollte.
    »Von diesem Aspekt abgesehen«, sagte die Päpstin, »interessiert uns Vilm als soziales Phänomen.« Der Arzt warf ihr einen verständnislosen Blick zu. »Immerhin«, sagte die Pontifex, »haben die Leute auf Vilm in zwei großen und jahrelang getrennt lebenden Gruppen gelebt – und überlebt. Und als die beiden

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