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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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entledigen, indem man einfach dieses Raumfahrzeug vom Himmel schoss. Will konnte den Gedanken nicht ertragen, auf einen Knopf zu drücken und zu wissen, dass man damit einen Feuerball in Vilms Atmosphäre aufglühen ließ, dass menschliches Fleisch in kleine Stückchen zerrissen auf Vilms feuchte Oberfläche regnen und glühende Trümmer sich in den Boden graben würden. Und als er das aussprach, antwortete zwar niemand, er konnte jedoch spüren, dass in diesem Punkt stilles Einverständnis herrschte.
    »Sie abzuschießen, dürfte das Problem nicht lösen«, sagte Sdevan. »Die Frage ist doch, ob wir das Problem überhaupt lösen möchten.«
    Unruhe. »Wie meinst du das?«
    Sdevan schwieg, suchte nach Worten. Sein Eingesicht bewegte sich unruhig.
    »Wenn wir einen anderen Weg gehen als die«, sagte Sdevan, »wenn wir uns selbst um Vilm kümmern wollen, aus mehr bestehen wollen als nur einem Leib, wenn die uns nicht verstehen können oder wollen – warum, zum Regendrachen, soll das denn unser Problem sein? Ist es überhaupt unser Problem? Ist es nicht letzten Endes deren Problem?«
    Die Eingesichter im Raum dampften vor Befriedigung. Genau das war es. Vilm-Flaggen überall. Eingesichter, wohin man sah. Den anderen zeigen, wer und was man war – und vor allem, wer und was man nicht war. Demonstrativ anders sein. Über die angeblich so beeindruckenden Reste des zerstörten Raumschiffes lachen und sie dem Regen und den Gestrolchen überlassen. Metall und Kraftfelder verschmähen und mit dem Wasser und den Pflanzen und den geheimnisvollen Kräften der Rätselfrüchte eine eigene Welt erschaffen.
    »Was verlieren wir, wenn uns nie wieder ein Weltenkreuzer besucht?«, fragte Tonja. In Gedanken ging jeder seine eigenen internen Listen durch. Das Ergebnis sah mehr oder weniger bei allen gleich aus.
    Die Zielmechanismen hielten das herankommende Fahrzeug nach wie vor im Fadenkreuz fest, und als einer sagte, im Grunde genommen könne man die Leute nun eigentlich erst recht abknallen, wenn man sowieso ohne sie auskäme, war allen klar, dass dies jenseits der ernsthaft diskutierbaren Möglichkeiten lag. Will spürte, wie seine beiden Leiber sich aneinanderschmiegten. Wenn sie erst einmal zugegeben haben, was wir sind, dachte er, müssen sie uns dann nicht als fremde Intelligenz behandeln? Wollen wir mit den Hzn und dem epsilonischen Raumschiff auf eine Stufe gestellt werden?
    Oben in dem Schiff, das donnernd in die vilmsche Atmosphäre eingetaucht war, während das Innere hin und wieder gedämpft durchgerüttelt wurde, diskutierten Mechin und die Päpstin die interessanten Aspekte des Vilm-Problems.
    »Sie wissen, warum die uniformierten Schwachköpfe vom Flottenkommando so interessiert sind an Vilm?«, wollte die Päpstin wissen.
    »Wie reden Sie denn von der glorreichen Stütze der Zivilisation?«, entgegnete Mechin grinsend.
    »So, wie die es verdient haben«, sagte die Dame und vollführte eine obszöne Geste, die des Arztes Grinsen breiter werden ließ. »Es gibt einen profanen Grund für dieses Interesse. Die Gesellschaften, die damals alles auf der Vilm van der Oosterbrijk versichert hatten, mussten nach dem Scheitern des Weltenkreuzers größere Summen bezahlen, als die meisten von ihnen verkraften konnten.«
    »Siedler im Außenweltkosmos waren versichert?« Mechin wunderte sich.
    »Normalerweise ist keine Versicherung dieser Galaxis so bekloppt, derartige Policen auszustellen«, sagte die Päpstin. »Ein Weltenkreuzer allerdings gilt als absolut sicher. Oder er galt damals dafür. Also wollte man all die schönen Prämien verlustfrei einstreichen. Und als die Vilm van der Oosterbrijk verlustig ging ...«
    »... ging es ans Zahlen«, sagte Mechin.
    »Und ans Heulen und Zähneklappern«, ergänzte die Päpstin. »Der größte Posten waren die vielen tausend Lebensversicherungen. Da sind Summen über den Tisch gegangen, für die andernorts Planeten veräußert werden. Und irgendwie wollen die Gesellschaften ihren Verlust wieder hereinholen – nichts wäre denen lieber, als dem Flottenkommando die Schuld an dem Absturz zuzuschieben.«
    »Ich verstehe«, sagte Mechin langsam, »dann müsste Atibon Legba zahlen. Und zwar kräftig.«
    »Darauf können Sie einen lassen«, sagte die Dame grimmig, und Mechin musste lauthals lachen.
    »Ich reise zu lange im Auftrag von Vatikan durch den bewohnten und sonstigen Weltraum, um mir Illusionen zu machen«, sagte die Päpstin, und es war nicht die Spur von einer Entschuldigung in

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