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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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gewesen. Die Sicherheit von Vilm ist gewährleistet. Weitere Angriffe sind nach Lage der Dinge ausgeschlossen. Es hat allerdings eine kleine Verzögerung gegeben.«
    Die Päpstin, kalkweiß im Gesicht, trat nah an die Goldene heran und spuckte vor Zorn beim Sprechen. »Was Sie eine kleine Verzögerung nennen, hat eben einen Menschen das Leben gekostet!«
    Die Goldene würdigte die Pontifex keines Blickes, sondern ging einige Schritte zu Mechin hinüber, baute sich vor ihm auf wie eine fleischfarbene Statue und sah ihm in die Augen. »Die Goldene Bruderschaft wird sich dieses Tages erinnern und des Versprechens, das gegeben wurde.« Damit trat sie ab. Die Päpstin blickte wütend um sich. Die restlichen Militärs vom Flottenkommando verdrückten sich eilends, die meisten waren bereits verschwunden. Die Bildschirme zeigten hektische Aktivitäten auf der Armorica. Einer nach dem anderen erlosch und zeigte das Logo des Weltenkreuzers. Wahrscheinlich hatte man die offenen Leitungen bemerkt und die Tatsache, dass der Mord in sieben verschiedenen Einstellungen übertragen worden war. Nun wurde abgeschaltet, gesperrt, gelöscht. Alles vergebens; dieser Flaschengeist würde sich nie wieder in sein Gefäß zurückbannen lassen.
    »Gestatten Sie?« Der Päpstin wurde ein Getränk angeboten. Ein beruhigender Äthyltee; einer der drei utragenorianischen Prinzen hielt ihr die flache Schale hin. Irgendeine psychotrope Substanz schwamm in bunten Schlieren auf der Oberfläche. Die Päpstin hasste es wie sonst kaum etwas im Universum, ihrem Geist mit irgendwelchen Chemikalien Gewalt anzutun. In diesem Moment war ihr das Universum allerdings verdammt egal. Sie nahm die Schale entgegen und goss die Flüssigkeit hinunter. Was immer die geheime Zutat in diesem Zeug gewesen sein mochte, alles war besser als der Brechreiz, der sie würgte. »Danke«, krächzte sie. Der Prinz sah unsicher zu seinen beiden Ebenbildern hinüber und fasste die Pontifex sacht am Ellbogen.
    »Dürften wir mit Ihnen sprechen, jenseits des offiziellen Protokolls, selbstverständlich?«
    »Protokoll ist mir im Moment vollkommen egal«, sagte die Päpstin. In ihrem Innern breitete sich kalte Gelassenheit aus wie Öl auf einem Teich.
    Die Pontifex sah den Diplomaten ins Gesicht. Die drei Utragenorianer strahlten. Dies würde das erste Gespräch zwischen einem Pontifex und einer Delegation der Dunkelwelten seit ewigen Zeiten sein. Das geschulte Gedächtnis der Päpstin suchte nach dem Datum: Seit zweihundert Jahren war die Kommunikation zwischen Vatikan und Utragenorius abgebrochen. Plötzlich gab es etwas, das dringend beredet werden musste. Das fanden auch die Leute von Karna und Galdäa. Und noch ein paar andere meldeten Interesse an. Die Päpstin wusste nicht, ob es an der Droge im Äthyltee lag oder daran, dass sie an den Nachwirkungen eines Schocks litt. Es war ihr egal, und sie dachte die nächsten Stunden nicht eine Sekunde lang an den Tod Tinas. Sie führte die ruhigsten und intensivsten Verhandlungen seit Jahren.
    Unten, vor dem Landungsschiff mit dem anachronistischen, übergroßen und frisch aufgemalten Symbol der Erdregierung auf seiner gewölbten Flanke, setzten sich die beiden Soldaten, nachdem sie ihre Waffen deaktiviert hatten, auf die kühle Metallfläche und nahmen die High-Tech-Helme ab. Der Regen benetzte ihre Ausrüstung und übersäte alles mit kleinen klaren Wasserperlen. »Was für ein Wetter«, sagte der eine und blinzelte in den regenwolkengrauen Himmel.
    »Das soll hier immer so sein«, sagte der zweite, eine schlanke Frau mit kurzgeschorenen dunklen Haaren. Die Operation war abgelaufen wie in einem Lehrfilm der Auswahl. Alle Befehle waren ausgeführt worden; es gab keine Fragen. Beide konnten überhaupt nicht verstehen, dass Sdevan und die anderen Vilmer, die kurz danach eintrafen, sie beide als Mörder entwaffnen und mitnehmen wollten. Ein neuer Feuerbefehl wurde nicht erteilt; mit vorgehaltener Waffe schafften es die beiden, in das Landungsschiff zurückzugelangen und die Luke zu schließen. Das Schiff kehrte schnell zur Armorica zurück. Von diesem Zeitpunkt an wandelte sich die Sicht der Dinge rasch. Der Sprachgebrauch kam kaum hinterher. Die Mörder – die beiden Militärs – wurden von ausführenden Befehlsempfängern zunächst zu übereifrigen Soldaten erklärt, danach redete man von eigenmächtigen Untergebenen, ehe es schießwütige übertrainierte Kampfmaschinen waren. Natürlich erklärte ein Sprecher des Flottenkommandos mit

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