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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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davon ausgegangen, dass er die Cumminos dazu benutzen könnte, endlich an das Wolkengebirge heranzukommen.
    Leider war der Basileus inzwischen durchaus unsicher, ob das eine seiner besseren Ideen gewesen war – oder sogar seine schlechteste.
    Kurz nach der Landung dicht hinter der südlichen Begrenzung des Riesengestrolchs hatte Anthrax – jener Typ, der aussah wie eine fleischgewordene Kampfmaschine – ohne jeden Anlass das Feuer auf eines der Vilmtiere eröffnet. Das Wesen war, wie alle größeren Raubtiere hier, sechsbeinig gewesen, mit einem kurzgeschoren wirkenden, schwarz und dunkelbraun gestreiftem Fell, an dem der Regen abperlte. Seine kleinen schwarzen Augen musterten die Menschen unsicher. Es hatte sich geduckt und ein Maul voller Zähne geöffnet, wahrscheinlich um dem unheimlichen Eindringling zu zeigen, dass er sich keine Scherze erlauben konnte. Im nächsten Moment hatte Anthrax bereits seine Waffe abgefeuert und ein Explosionsgeschoss in den Leib des Wesens gejagt.
    Ein dumpfes Knallen ertönte.
    Das Raubtier regnete überall in tausenden kleinen, Blut verspritzenden Fleischfetzen herunter. Milchweißes, schmieriges Blut überall. Eine ausgesprochen unerfreuliche Sauerei.
    Der Basileus knurrte einen tödlichen Fluch, der den Schützen sofort zu Asche verwandeln würde, wenn der nur die Sprache verstanden hätte, und wischte sich ein kleines Stück Gulasch von der Wange.
    »Musste das wirklich sein?«, fragte er dann in einer nicht ganz so gründlich ausgestorbenen Sprache.
    Lyssa, die ein Stück weiter weg gestanden hatte und nichts von dem Segen abbekommen hatte, stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    »Lassen Sie ihn einfach seine Arbeit machen!«, sagte sie ohne die geringste Spur von Erregung in ihrer Stimme. »Das sind die allgemeinen Geschäftsbedingungen. Wir hatten die Verteilung der Rollen doch geklärt, oder nicht?«
    Sie wies auf die beiden Leibwächter. »Ebola und Anthrax passen auf uns beide auf.« Dann zeigte sie auf sich und Pertussis. »Damit wir beide unsere Arbeit machen können. Sie wissen schon, all die Sachen einsammeln, mit denen wir viel Geld machen werden. Sehr viel Geld.«
    Mornastan klaubte das nächste Stück, das wie ein Darmabschnitt aussah, von seiner Schulter. Dabei beobachtete er, wie auch Pertussis und Ebola sich die Überreste des getöteten Tieres von der Kleidung putzten. Die kleine, schlanke und durchtrainierte Leibwächterin tat es mit der Gleichmütigkeit eines Scheibenwischers. Ihr Schutzbefohlener hingegen entfernte jedes noch so winzige Fragment mit dem Ausdruck äußersten Abscheus von seiner Kleidung, die extravagant war und mit ihren knalligen Farben auf dem Regenplaneten auffiel wie ein Zentralier im Unterdeck.
    »Immerhin hätte das Tier jemanden angreifen können«, sagte Anthrax.
    Es hatte bloß Angst, dachte der Hochmeister.
    Sie waren erst seit ein paar Minuten auf dem Planeten, und schon konnte er sie alle miteinander nicht mehr ausstehen. Allein diese Marotte mit den Tarnnamen! Niemand sollte die Identität der anderen verraten können, wenn die Sache vorbei war. Deswegen hatten alle den Namen einer ausgestorbenen Krankheit angenommen; Pertussis hatte das für eine lustige Idee gehalten. Mornastan hatte es jedoch strikt abgelehnt, als Scharlach unterwegs zu sei, und hatte ein Dutzend Möglichkeiten angeboten, ihn mit einem seiner Titel anzusprechen. Er hatte ja genug davon.
    Sie hatten ihn ignoriert.
    »Weiter geht’s«, befahl Pertussis. Zwar tat Lyssa gerne so, als sei sie selbst die Chefin, aber in Wirklichkeit war es der intelligent aussehende Mann mit der breiten schlohweißen Strähne im Haar, der hier das Kommando hatte. Seine Begleiterin hatte nur einen blassen Strich vorzuweisen, der von der Stirn bis in die Schläfe reichte.
    »Wir sind bereits sehr nahe dran am Dickicht«, sagte der Hochmeister, »dort vorne beginnt die Fußzone. Dann müssen wir ein wenig steigen, um eine Sämlingslinse zu finden.«
    Er erschauderte bei dem Gedanken, physisch in das göttliche Geschöpf einzudringen, dieses Auge, das einen ganzen Planeten umspannte und ganz andere Ansichten vom Kosmos wahrnehmen konnte als jedes andere Wesen.
    »Dann los«, bestätigte Anthrax, nachdem er sich mit einem kurzen Blick zu Pertussis vergewissert hatte, dass er richtig lag. Er ging voran, die Waffe schussbereit vor der breiten Brust haltend. Die zu Beschützenden folgten, wobei Mornastan den Eindruck hatte, dass er selbst nicht denselben Status des unter allen

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