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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Umständen zu beschirmenden Klienten hatte wie Pertussis und Lyssa. Er sollte darauf achten, nicht in der Schussbahn zu stehen. Zweifellos würde auf ihn keine Rücksicht genommen werden.
    Natürlich meinte Anthrax noch mehrmals, seine Schutzpersonen retten zu müssen, und es mussten weitere Wesen feststellen, dass weder starke Klauen noch markerschütterndes Gebrüll ihnen gegen die Waffen des menschlichen Kampfpanzers helfen konnten. Allerdings hatte der Mann – was nach seinem Äußeren nicht zu erwarten war – aus dem ersten Zwischenfall gelernt und benutzte nun andere Munition. Es gab keinen Innereien-Niederschlag mehr.
    Ein relativ kleines, aber sehr aggressiv und furchterregend laut schreiendes Vieh erledigte er mit einem gutgezielten Schuss. Dafür verwendete er ein Hohlprojektil, nach dessen Einschlag sich sämtliche Organe des Wesens hinter seiner Leibeshülle – fein püriert – in der feuchten Luft verteilten.
    Als die Gruppe bereits eine der straßenbreiten, sich langsam zum Körper des Dickichts hinaufschwingenden Wurzeln erstiegen hatte, trafen sie auf einen sehr viel gewaltigeren Vertreter der einheimischen Fauna. Dieses rotgelb schraffierte Wesen vereinte die elegante Kraft eines Deinonychus mit der Hässlichkeit zweier fellbedeckter Alligatorschädel.
    Und es war über alle Maßen groß; es würde Anthrax bis an die breiten Schultern reichen. Das Ungeheuer saß zwanzig Meter vor ihnen und spannte sich an. Es würde nur drei Sprünge benötigen, um direkt auf dem Leibwächter zu landen.
    Bisher hatte Mornastan dessen Schießwütigkeit belächelt. In diesem Augenblick aber hielt er die Luft an und war dankbar, als Anthrax feuerte. Diesmal benutzte der Leibwächter Fléchette-Munition: Zahllose winzige Pfeile, die tief in den monströsen Leib des Raubtieres drangen und sich in seinem Inneren zerlegten. Dort zerschnitten sie alles und richteten mit jeder seiner Bewegungen und mit jedem seiner Herzschläge neuen Schaden an. Das riesige Vieh tat statt eines Sprunges nur noch einen Schritt, hielt inne unter der Welle aus Schmerz, die durch seinen Leib strömte, und brach zusammen. Sterbend rutschte es von der Wurzel herunter und riss bei dem Versuch, sich festzuklammern, mit seinen Krallen ihre Rinde zentimetertief auf. Dann stürzte das Monstrum in das feuchte, dunkle Durcheinander der Fußzone ab. In diesem vor Leben wimmelnden Dschungel würden sich sicherlich bald andere Wesen seiner Überreste annehmen.
    »Gut gemacht«, sagte Pertussis.
    Ebola sicherte die Gruppe nach hinten ab; es war ja nicht auszuschließen, dass diese rotgelbe Monstrosität Kollegen hatte oder Familie.
    »Von allen Tieren, die er kaltgemacht hat, war dieses das erste gefährliche«, sagte der Hochmeister.
    »Na und?«, entgegnete Lyssa. »Dies ist die Südseite, direkt am Rande des Dickichts. Hier leben die verrücktesten Kreaturen. Er soll abknallen, was immer er will.«
    »Wie weit noch?«, fragte Ebola.
    »Ein paar hundert Meter, vermute ich«, sagte Sandaragaleezi Mornastan. »Warum?«
    »Wegen des Rückwegs«, gab die kleine Leibwächterin zurück. »Und deswegen.«
    Sie wies hinunter, auf den Weg, den sie gekommen waren.
    Es nieselte eher hellgrau, und so konnten sie trotz der Entfernung recht gut erkennen, was vor sich ging. Rund um die weit verstreuten Überreste des völlig zerfetzten schwarzbraunen Raubtiers dort unten hatten sich weitere Exemplare derselben Spezies versammelt. Sie witterten zwischen den Gestrolchen herum, stupsten die Fetzen ihres Artgenossen mit den Schnauzen an und wirkten sehr aufgeregt.
    Lyssa sah, was sich auf ihrem geplanten Rückweg abspielte, und wurde ein kleines bisschen blasser.
    Pertussis blieb eiskalt.
    »Dieses Problem wird gelöst, wenn es akut geworden ist. Später«, sagte er. »Das sind bloß Tiere, die wir später aus dem Weg räumen. Wenn sie dann noch da sind.«
    Ebola feuerte ein paar Schüsse ab; die Ladungen ließen allerlei Schlamm und Biomasse aufspritzen, mitten in der aufgebrachten Schar. Keines der Wesen wurde getroffen, und sie kümmerten sich auch nicht um die Einschläge.
    »Später, sagte ich«, bemerkte Pertussis, und in seiner Stimme lag schneidender Frost. Ebola richtete sofort die Mündung ihrer Waffe gen Himmel.
    »Sie hat’s gut gemeint«, sagte Lyssa.
    Pertussis bedachte sie mit einem verächtlichen Blick.
    »Vorwärts.«
    Anthrax vergewisserte sich, dass alle folgten, und stapfte weiter den feuchtglänzenden Weg hinauf, der in Wirklichkeit ein Wurzelstrang

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