Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
betrachtet, und eine potentiell tödliche Abart davon machte ihm ein mulmiges Gefühl.
Als Rijo sah, wie einer der mechanisch-elektronischen Schmetterlinge zwischen den Aufbauten der unheimlichen Fabrik von einem violetten Blitz verdampft wurde, gab sie den Befehl zur Rückkehr.
»Was auch immer das ist«, entgegnete sie den empörten Blicken der Mitreisenden, »ich will nicht, dass es etwas von uns mitbekommt. Wir sind unbewaffnet.«
Jojojo stieß ein kurzes Bellen aus, in dem ihre Antwort kurz zusammengefasst enthalten war: Dieses Mal, ja. Aber nur dieses Mal.
Toronlukas steuerte weg von hier, den Kriegsschauplatz zurücklassend, diesen gruseligen Ort, an dem der Fels und die Brandung einander verbissen bekämpften.
8. Eine Frage der Perspektive
Sergios Thanassatrides fühlte sich ein wenig unwohl bei dem Gedanken, plötzlich der Besitzer eines Weltenkreuzers zu sein. Aber das von ihm selbst in die Umlaufbahn beförderte Ding meldete sich beharrlich als Vilm van der Oosterbrijk , und war nicht davon abzubringen. Er hatte schon versucht, die Bezeichnung zu löschen und durch eine andere zu ersetzen. Irgendetwas dabei machte er falsch; das System meldete schwer verständliches Blabla von Befehlsformaten. So blieb ihm nichts anderes übrig, als diesen Quatsch fürs Erste zu akzeptieren. Was war dieses Ding denn in Wirklichkeit?
Ein Krümel halt, der sich für den Keks hält.
Das Segment war ja nur ein winziger Bruchteil des havarierten Raumschiffes. Ein weitab vom Rest gestrandeter Bruchteil, der nie davon erfahren hatte, dass eine Zentralierin vor vielen Jahren mit einem verzweifelten Befehl die Selbst-Belebung gestoppt hatte.
Sergios diskutierte die Sache per Bildwandkonferenz ausgiebig mit allerlei Leuten, und nicht alle waren so umgänglich wie der Administrator des Regenplaneten. Dieser, ein vor lauter Fett bildwandfüllender und bereits bejahrter Herr von fürstlicher Ausstrahlung, erlaubte ihm eine Landung bei Gerdastadt einzig zu dem Zweck, das verlorengegangene Gepäck wieder an Bord zu schaffen. Darüber hinaus hielt Will, wie er sich nannte, von der Technik der Weltenkreuzer denkbar wenig. Er hatte auch vorgeschlagen, den kläglichen Rest des gescheiterten Riesenraumschiffs einfach umzubenennen, nach seinem derzeitigen Besitzer etwa, ohne den es niemals in den Kosmos zurückgefunden hätte.
Darüber dachte Sergios etwa drei Sekunden lang nach, ehe er ablehnte.
»Die Thanassatrides ist in der Umlaufbahn ...«, sprach er testweise vor sich hin.
Ein Raumschiff, das meinen Namen trägt?
Niemals, beschloss er.
Etwas länger dachte er darüber nach, seinen neuen Besitz mit dem schönen Namen Fragment von etwas Kolossalem zu versehen, oder Ausgebrütetes Drachenei , bis ihm einfiel, dass die Schiffe von den Dunkelwelten ähnlich abstruse Bezeichnungen trugen. Mit denen wollte er nur ungern verwechselt werden.
Testweise klinkte er sich über die rote Linie ein und versuchte, den Namen in etwas aus vier Worten oder zwei Worten zu ändern. Natürlich bekam er dieselbe Fehlermeldung, nämlich dass er für die vorgesehene Operation das falsche Befehlsformat benutze.
Bäh.
Dann wurde er von der kleinen Raumstation gerufen, die den Regenplaneten umkreiste und die – mit Genehmigung der Vilm-Administration – vom Flottenkommando betrieben wurde. Dort stellte sich ein Mann mit müder Stimme als Len Robinson vor. Er trug eine zerknitterte Uniform über seinem übertrainiert wirkenden Leib und sah mit seinem Bürstenhaarschnitt aus wie ein Rekrut, der sich ins falsche Ambiente verlaufen hat.
Er klärte Sergios darüber auf, dass man den in die Breite gegangene Herrn nicht nur den Vilm-Administrator nannte, sondern dass die besagte Administration mehr oder weniger lediglich aus Will bestünde.
Außerdem klärte Len Robinson den staunenden Zentralier darüber auf, dass das Flottenkommando derzeit prüfe, ob es sich bei dem Fahrzeug, das er sich auf dem Planeten angeeignet hatte, nicht um Eigentum des Flottenkommandos handele. Oder ob es nicht stattdessen den ehemaligen Eignern des abgestürzten Weltenkreuzers gehöre. Also gewissen Interessengemeinschaften der Goldenen Bruderschaft. Oder ob es vielmehr jenen Versicherungsgesellschaften zugesprochen werden musste, die damals die Eigner des Weltenkreuzers entschädigt hatten.
»Es handelt sich um aufgegebenes Gut«, meinte Sergios. »Die ursprünglichen Besitzer haben sich jahrzehntelang nicht darum gekümmert. Vielleicht ist es auch nur Strandgut, das
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