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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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zuzuwimmeln und ihm die Haut von den Füßen zu fressen, ehe sie sich um den Rest kümmerten.
    Lieber nicht mehr soviel nach draußen schauen, dachte Rijo, als Jojojo sie mit ihrer kleingeratenen Schnauze anstupste. Sie wollte offenbar, dass sich jemand ansah, was sie herausgefunden hatte. Und Toronlukas war zu sehr damit beschäftigt, keine Entscheidungen treffen zu müssen. Er manövrierte einen steiler werdenden Hang hinauf, aus dem Wucherungen und Gebilde herausragten, die man kaum mehr als Pflanzen bezeichnen konnte.
    Also sah sich Rijo an, wie ein vielgliedriger Fühler im Hintergrund der Aufnahme sich ruckartig auf das vorbeiflatternde Kevin-Maschinchen ausrichtete. Dann wurde ein gespannter Ast ein Stück weit entfernt entsichert und zerschlug es mit seiner blitzartigen Bewegung – die Aufzeichnung brach jäh ab – offenbar in tausend winzige Teile.
    »Zielvorrichtung«, sagte Jojojo.
    Wenn man bedachte, dass dies erst das zweite Wort seit etlichen Stunden war, das sie gesprochen hatte, kam es bemerkenswert flüssig und verständlich über ihre Lippen. Und Rijo verstand auch sofort, was gemeint war. Das Pflanzetierwesen hatte erst auf den Kevin gezielt und ihn dann ganz geplant erledigt.
    Abwehrreaktionen.
    Das war nicht bloß pflanzlich. Das deutete darauf hin, dass es da im Wolkengebirge Dinge gab, gegen die das Riesenwesen vorging. Und keiner konnte wissen, was es sich noch alles einfallen lassen mochte. Seitdem dieser Zentralier es geschafft hatte, mit dem äquatorialen Gestrolch – oder immerhin irgendeinem Bestandteil davon – zu kommunizieren, standen die meisten Vilmer dem Wolkengebirge ratlos gegenüber. Oder sie fingen an, es anzuhimmeln. Und in letzter Zeit wurde auch wieder mehr und mehr über Regendrachen geredet.
    Noch nie hatte jemand gesehen, dass die Pflanze sich als Fliegenklatsche für Kevins betätigte. Aber vielleicht hat sie es schon immer getan, dachte Rijo, und die Kevins sind gar nicht so unzuverlässig wie allgemein angenommen, sondern werden einfach ausgepatscht.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Toronlukas.
    Sein Eingesicht sprang aufgeregt von einem Fenster zum anderen, als hätte es am liebsten noch ein paar Augen mehr.
    Rijo schaute nach draußen. Aus dem Fahren war mittlerweile eher ein Klettern geworden. Toronlukas setzte bereits die Greifarme ein, um das Fahrzeug an den hier wachsenden, nun ja, Dingen abzustützen und Richtung Süden emporzustemmen.
    Jojojo knurrte warnend. Dort vorn wurde es heller, als höre der Bewuchs plötzlich auf.
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte Toronlukas und stoppte den Geländekugler, als er zwischen zwei besonders ekligen Botanikentgleisungen hindurchbrach und plötzlich im Licht war. Und im Regen, in mittelgrauem Geniesel, das die Sicht kaum störte.
    Sie befanden sich am Rande eines gigantischen Talkessels, in dem es qualmte und dampfte, als hätten sich die Pforten der Hölle geöffnet.
    Und so ganz falsch war das nicht.
    Einige dutzend Meter unter ihnen, im tiefsten Punkt des Kessels, thronte eine Anlage, die so sehr nicht hierher gehörte, dass es ihnen in den Augen wehtat. Ein gewaltiger Ring aus grauem und gelbglänzendem Metall, der vor Energie leise vibrierte, vielleicht dreihundert Meter im Durchmesser. In der Mitte des Ringes war eine komplizierte, fabrikartige Struktur montiert, aus der verschiedene Ausleger ragten. Diese offenkundig aggressive Konstruktion lastete nicht nur einfach auf den ineinander verwobenen Strukturen des Gestrolchs, sondern stieß unaufhörlich mit Messern, Haken und scharfkantigen Schaufelrädern in die lebende Materie vor, fraß sich nach und nach ins Innere des Wolkengebirges hinein. Hin und wieder hielt eines der Schaufelräder an, triefend von zermalmter und zerkauter biologischer Masse, und wechselte seine stumpfgewordenen Schaufelschneiden gegen frische, vor Schärfe blitzende.
    In Jojojos Kehle zitterte ein wütendes Grollen.
    »Was zum ...« begann Rijo, und dann bemerkte sie am Rand des Kessels einige fleischern-gelenkige Tentakel, die an ihren Spitzen mit Bündeln verhornter Spitzen versehen waren. Sie waren an der gegenüberliegenden Seite des Talkessels in der dort freiliegenden Masse des Wolkengebirges aufgetaucht und schossen nun nach unten. Sie zielten genau auf diese Fabrik im Inneren des mampfenden Ringes.
    »Es wehrt sich«, stellte Toronlukas fest, und in seiner Stimme klang Genugtuung mit. Was dieses Monster von einer Maschine da unten anrichtete, ließ seine Finger zittern. Wenn

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