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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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gewesen war.
    Sondern ein Hilferuf.

10. Büro-in-den-Wolken • 2
    »Ha! Da ist es doch!«
    Eliza schnappte sich das Päckchen von Wills Schreibtisch und fauchte den dicken Mann wütend an. »Hattest du vor, mir irgendwann davon zu erzählen?«
    Pfoten, die sich schützend über Ohren legten.
    Weiter hinten im Büro-in-den-Wolken, wo die Rechnerkonsolen standen, gickerte Lukaschik leise vor sich hin.
    Wenn man sich richtig fest zusammenrollte, konnte man auch die hinteren Pfoten noch auf die Ohren drauftun. Das hatte Will schon vor langer Zeit herausgefunden. Allerdings hatte er damals auch gelernt, dass selbst dieser Trick nichts gegen das durchdringende Organ der Eliza Simms ausrichten konnte.
    Also druckste er stattdessen herum, rührte völlig sinnlos in seinem Kaffee herum und wünschte, er wäre genauso verrückt wie Lukaschik, dem es nichts ausmachte, wenn man ihn anschrie.
    »Ich hab in letzter Zeit echt viel zu tun«, sagte er, »all diese seltsamen Vorkommnisse ...«
    Eliza beachtete ihn gar nicht.
    »Seit weiß der Geier wie vielen Jahren versuche ich, auf diesem Planeten des ewigen Regens ein paar Pflaumenbäume zu ziehen! Bei den ersten Versuchen sind mir die Pflänzchen einfach weggefault. Irgendwann konnte ich welche durchbringen. Und dann haben deinesgleichen genau an der Stelle ihr erstes Regenkraftwerk hochgezogen, an der ich meine kleinen Pflaumenkeimlinge gehegt hatte. Tolle Leistung.«
    Bei dem Gedanken daran bebte ihre Stimme immer noch. Sie erinnerte sich, wie sie damals unbeherrscht Sdevan geohrfeigt hatte; Sdevan, der schon so lange nicht mehr gesehen worden war.
    Betont unbeteiligt schüttelte Will den Kopf und betrachtete ein Blatt bedrucktes Papier, das er zwischen sich und die alte Lehrerin hielt, als könne er sich dahinter verstecken.
    »Sehr seltsam«, sagte er, »wieso sollen wir jetzt dienstags nicht mehr arbeiten dürfen?«
    »Niemals habt ihr mich und meine Gärten vor irgendwas beschützt«, grollte Eliza. »Später haben ganze Rudel Rehschweine die andere Pflanzung gestürmt und voller Begeisterung alle Schösslinge weggefressen, die ich mühsam hochgepäppelt hatte.«
    »Das waren aber gar keine Pflaumenbäume«, warf Will ein, die Pfoten immer noch über die Ohren gelegt.
    »Ja, da hatte man mir irgendwelche missgestalteten Karikaturen untergeschoben ... Aber darum geht es doch gar nicht.«
    Will wedelte mit seinem Papier in der Luft.
    »Hier schreibt mir ein gewisser Sandaragaleezi Mornastan, seines Zeichens Hochmeister des Allseherordens und Numerant der höchsten logarithmischen Mysterien, dass er aus den Weltgleichungen des Universums errechnet hat, dass jetzt jeder Dienstag ein Feiertag ist. Um zu ruhen zur Ehre des Herrn wegen, oder so.«
    Eliza sah den dicken Vilmer verwirrt an.
    »Wieso Dienstag?«
    »Berechnungen«, erwiderte Will. »Er will uns verklagen, wenn wir am Dienstag arbeiten, weil wir damit seine Religion verhöhnen und beleidigen.«
    Er starrte verunsichert auf das Schreiben, von dem er nur die erste Seite ausgedruckt hatte.
    »Hier. Er hat auch die Klageschrift schon fertig. In der vollständigen Fassung folgen – als Beweis – sechshundertsechsundsechzig Seiten mit den kompletten Berechnungen, Anmerkungen und Quellenverzeichnissen. Er erklärt auch, dass heilige Kalkulationen immer genau diese Seitenzahl haben müssen, weil sie sich aus der Addition aller Zahlen eines Roulette-Kessels ergäben. Und das sei schließlich das göttliche Spiel. Außerdem ist es ... äh ... die Summe der Quadrate der ersten sieben Primzahlen.«
    Eliza musterte den dicken Mann entgeistert, dann warf sie einen Blick auf seinen vilmschen Teil. Nein, der Administrator scherzte nicht.
    »Der meint das alles tatsächlich ernst?«
    Ihre Neuzucht von Pflaumenbäumen erschien ihr plötzlich in einem ganz anderen Licht.
    »Du liebe Güte, Luciferanten«, sagte Will. »Kann man vielleicht Wurbls abrichten, damit sie ganz bestimmte Leute ganz schnell zu sich in den Schlamm hinunterziehen? Auch wenn sie noch am Leben sind? Kann man Springwölfen beibringen, gewissen Leuten an die Gurgel zu gehen?«
    Eliza holte tief Luft und betrachtete das Schächtelchen, das ihr der päpstliche Nuntius endlich mitgebracht hatte. Sie kannte diese Handschrift. Es war tatsächlich eine echte Päpstin gewesen, die höchstpersönlich diese kleine Rarität an Eliza Simms, Vilm, adressiert hatte. Dabei hatten sie einander seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Sie beruhigte sich langsam.
    Lukaschik hinten vor

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