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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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werden.«
    Will nickte. »Das ist gut, befreit uns aber nicht von diesem Fremdkörper im Riesengestrolch. Es gefällt mir nicht, dass da so ein Ding haust, um sich schneidet und Gift verspritzt. Am liebsten wäre es mir, wir könnten es zerstören.«
    »Das schaffen wir, glaube ich, nicht«, sagte Eliza; sie war von der Abbildung der aggressiven Maschine sehr beeindruckt.
    »Thanassatrides – Thanassatrides – Thanassatrides«, begann Lukaschik vor sich hinzusummen, immer wieder.
    Eliza und Will sahen einander an. Der schräge Vogel war vielleicht auf den besten Gedanken gekommen, um dem Ungeheuer im Wolkengebirge zu Leibe zu rücken. Sergios Thanassatrides. Dessen Oosterbrijk2 hatte womöglich genug Feuerkraft, um den bohrenden Fremdkörper ernsthaft zu beschädigen. Vielleicht sogar genug, um ihn zu zerstören. Und der Zentralier war nicht nur der einzige Mensch, mit dem das Dickicht eine wenn auch seltsame Art von Kontakt aufgenommen hatte. Er war auch vor Ort und kannte die Vilmer ebenso wie das Wolkengebirge. Man musste niemanden von außerhalb ins Vertrauen ziehen. Immerhin ging es um das Dickicht, mit dem Sergios zu sprechen sich vorgenommen hatte.
    Eine von Wills anderen Bildwänden leuchtete auf. Eliza wusste, dass besonders wichtige Nachrichten dem Administrator unverzüglich und direkt durchgegeben wurden.
    »Wir haben da jemanden bewusstlos im Gestrolch gefunden, Will. Ach, hallo, Eliza! Ich hoffe, es geht deinem Adrian gut?«
    Will schnaubte, während Eliza schon wieder rot wurde.
    »Wen oder was habt ihr gefunden?«, fragte er.
    »Wir haben nicht die geringste Ahnung. Jemanden, der da nicht hingehört. Niemand kennt ihn, und er zählt weder zu den Leuten vom Flottenkommando noch zu den Kuttenträgern welcher Farbe auch immer.«
    Auf der Bildwand erschien ein Gesicht. Die Stirn war dick bandagiert, um die Augen und die rechte Wange hinunter war alles voller blauer Flecke und frisch versorgter Schrammen.
    »Oh-oh«, machte Lukaschik, »der Vincent.«
    Dann schlug er sich auf den Mund und biss kräftig in seinen Fuß.
    Eliza und Will sahen zu, wie Lukaschik mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einem Bein herumhüpfte und jammerte. Sie warteten geduldig darauf, dass er damit aufhörte, um ihm die fälligen Fragen zu stellen.

11. Spukhafte Fernwirkung
    Die schmale Gestalt des Nuntius saß zwar nur auf dem Kopilotenplatz eines ziemlich alten Geländekuglers, schaffte es aber dennoch, so zu wirken, als hätte der päpstliche Abgesandte auf einem Thron Platz genommen. Niemand konnte ihm ansehen, dass er sich äußerst unwohl fühlte.
    Natürlich sollte er bei diesem Experiment anwesend sein – die Nachrichten der Kurie waren in dieser Hinsicht außerordentlich konkret gewesen –, aber er hatte dennoch das Gefühl, jemanden zu hintergehen, der das im Grunde genommen nicht verdient hatte. Man konnte Will einige Seltsamkeiten nachsagen. Etwa seine langjährige Abneigung gegen den alten Arzt, der irgendwann den Planeten verlassen hatte, oder diese überaus verwunderliche, schon seit langem bestehende Freundschaft zu Pak-46-erg, immerhin einem etwas obskuren Mitglied der Goldenen Bruderschaft. Aber dem Nuntius gegenüber hatte Will sich immer korrekt verhalten ... von der Anrede einmal abgesehen.
    Für das flaue Gefühl in der Magengrube des päpstlichen Gesandten gab es noch weitere gute Gründe. Seltsam war, was die Nachrichten aus der Kurie betraf, beispielsweise die Tatsache, dass sich offenbar auch das Pontificium consilium pro dialogo inter religiones in die Angelegenheiten, die den Regenplaneten betrafen, eingemischt hatte. Wie man hörte, stand man dort sowohl mit einigen Fraktionen der Luciferanten als auch mit Sprechern der Goldenen in der Sache in Kontakt. Besonders letzteres stank geradezu zum Himmel. Zumal die ganze Vilm-Angelegenheit bisher ausschließlich der Congregatio pro doctrina fidei unterstanden hatte und niemals über eine Änderung dieses Zustandes informiert worden war. Wenn die Kurie anfing, sich selbst in die Quere zu kommen, begann auch eine Hochwürdigste Exzellenz, sich unwohl zu fühlen.
    Fra Bartholomäus, der im seiner stahlgrauen Kutte auf dem Pilotenplatz saß, räusperte sich und riss den Nuntius aus seinen Gedanken.
    »Das Experiment wäre dann soweit vorbereitet. Die Leitung steht.«
    »Nun denn«, sagte der Nuntius und beäugte die Bildwand, die extra für ihn in das alte Fahrzeug eingebaut worden war. »Wie weit genau ist Fra Nathanael in dem anderen Geländekugler von uns

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