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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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entfernt?«
    Der Mönch hatte sich gut vorbereitet und las die Angaben von einer Notiz ab.
    »Wir befinden uns etwa fünfzehn Meter innerhalb des äquatorialen Gewächses, genau wie die andere Maschine. Wir haben eine sehr junge Sämlingslinse ebenso in unmittelbarer Nähe wie Nathanael. Die Entfernung zwischen uns und dem zweiten Kugler beträgt achthunderteinunddreißig Kilometer und zweihundertelf Meter, Luftlinie gerechnet.«
    »Angaben bestätigt«, drang Nathanaels Stimme durch die Störungen, die es so nah am Supergestrolch andauernd gab.
    »Dann können wir beginnen«, beschied der Nuntius.
    Befehle an die Vorrichtungen des Kuglers wurden ausgelöst.
    Aus einer aufschnellenden Luke – einer von vielen, die das Fahrzeug aufwies – fuhr ein kleines Schäufelchen aus und präsentierte seinen Inhalt. Es waren feine Späne, die rotgolden im Licht der Scheinwerfer glitzerten.
    Kupfer. Cuprum .
    Aus den teilweise frei zugänglichen, teilweise auf, nun ja, kreative Weise in Erfahrung gebrachten Berichten der Vilmer wusste man, dass das Wolkengebirge einen enormen Appetit auf bestimmte reine Metalle entwickeln konnte. Das war auch nicht weiter verwunderlich. Wie alle komplexen Organismen benötigte es für sein Wachstum einige Spurenelemente, unter ihnen und am dringendsten eben Kupfer. Im Falle von Vilm und für das Dickicht gab es unverbrauchtes Metall nur noch in der felsigen Hülle des Planeten, weit unten begraben unter vielen Kilometern einer pflanzlich-tierischen Masse, die sich der Nuntius gar nicht vorstellen wollte. Dort unten hatten sich die Wurzeln sicherlich schon sehr weit in das Gestein gebohrt. Ein mühsames Geschäft, an diese spezielle Art Dünger heranzukommen.
    Also hatte man – oder es – einen Wolfshunger auf das Zeug, wenn hier oben reines Kupfer serviert wurde.
    Die Fühler und Triebe der Sämlingslinse umspülten bereits das Schäufelchen und betasteten die Späne.
    »Es regt sich auf«, sagte Fra Bartholomäus. Er meinte die Wellen aus sich aufbäumender Pflanzenmasse – es konnten auch Würmer sein –, die sich auf das verlockende Kupfer zu bewegten.
    »Und bei Fra Nathanael?«, fragte der Nuntius.
    »Dasselbe«, drang eine kaum zu verstehende Stimme durch.
    »Gewähren lassen.«
    Stumm verfolgten sie, wie die winzige Probe geraspelten Kupfers vertilgt wurde und unmittelbar danach erregte Wellen durch die Sämlingslinse rollten. Sie wirkte jetzt irgendwie übermütig. Irgendwelche kleinen Wesen machten hier und da Hüpfer. Zu kurz allerdings, und zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können.
    »Es freut sich«, murmelte Bartholomäus.
    Der päpstliche Abgesandte warf ihm einen abschätzigen Blick zu.
    »Menschliche Analogien«, sagte er, »führen uns vielleicht in die Irre.«
    »Entschuldigung, Hochwürdigste Exzellenz«, entgegnete der Leibowitzianer und starrte auf seine Anzeigen.
    »Dies war lediglich mein Eindruck: Als ob jemand beglückt herumtanzt und in die Hände klatscht.«
    Dann verstummte er. Da gab es keine Hände, das wusste er doch.
    Der Orden der Leibowitzianer, zu dem Nathanael und Bartholomäus gehörten, sammelte schon länger Informationen über die Vilm-Synthese, als es einen Nuntius auf dem Planeten gab. Und die schiere Vielzahl von oft äußerst widersprüchlichen Fakten hätte den einen oder anderen längst in den Wahnsinn oder in die Hände der Luciferanten getrieben – was auf dasselbe hinauslief –, wenn man sie nicht alle schon von Kindesbeinen an, als sie zwölfjährige Novizen waren, in mehrwertigem Denken unterwiesen hätte. Sie waren in der Lage, auch völlig gegensätzlich erscheinende Dinge als harmonisch zusammengehörend zu empfinden. Auf Vilm war diese Fähigkeit besonders wichtig. Als festgestellt wurde, dass Vilmer in ihrer Kindheit deutlich schneller heranreifen als Normalmenschen, hätten andere daraus geschlussfolgert, dass die Folge dieser Tatsache eine kürzere Lebenserwartung sein müsse. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall.
    Ein Leibowitzianer hätte gesagt: Natürlich war das Gegenteil der Fall.
    Mit genau derselben Gelenkigkeit im Denken brachten sie auch ihren Glauben mit den neuesten Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik in Übereinstimmung.
    Ihre Fratres waren nicht überall in der Kurie hoch angesehen, aber der Nuntius liebte jeden einzelnen von ihnen.
    »Phase zwei«, sagte er.
    Diesmal kam nur aus dem Kugler etwas heraus, in dem er selber thronte. Das zweite Fahrzeug verhielt sich still.
    Dieses zweite

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