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Vintermørket

Vintermørket

Titel: Vintermørket Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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der Fjord an einem schönen Sommertag. Dennoch stand auch in ihnen der Schmerz. Die Gewissheit, dass Rex wirklich gegangen war, war unwiderruflich.
     
    Die Tränen, die ich die ganze Zeit über unterdrückt hatte, bahnten sich nun einen Weg über die Wangen. Stumm liefen sie davon, tropften mir auf die Brust. Ich schluchzte nicht, sondern ließ nur dem Schmerz freien Lauf. Das erste Mal nach so langer Zeit. Ich beweinte nicht nur den Tod, ich weinte auch um die Freundschaft, die ich verloren hatte. Weinte wegen der Fehler, die ich gemacht hatte. Ich wünschte mir, das Leben zurückspulen zu können, Dinge ungeschehen zu machen. Jede einzelne Träne stand für mein eigenes Versagen.
     
    Während ich weinte, hielt ich Thores Blick fest. Ich konnte nur verschwommen sehen, aber er sollte wissen, dass mir die Fehler leidtaten. Ich hatte ihn nie verlieren wollen. Aber er war von mir gegangen, genauso wie Rex.
     
    Verwirrung stieg in mir auf, als ich seinen Daumen auf meiner Wange spürte, der mir die Tränen wegwischte. Doch sobald eine von Thore aufgefangen war, kam die Nächste und Übernächste. Ich spürte mehr, als dass ich es sah, wie er näher an mich heranrückte, mir mit seinem Körper Trost spendete. Seine Nähe und Wärme waren in diesem Moment wie Balsam.
     
    „Es tut mir leid“, flüsterte ich tränenerstickt. Damit war das Eis gänzlich gebrochen, die Emotionen regneten auf mich nieder. Ich hatte das Gefühl, in Abertausend Stücke zu zerfallen.
     
    Thore nahm mich in die Arme, drückte mich an seine nackte Brust, gab mir Halt. Plötzlich lagen seine Lippen auf meinem Gesicht, küssten die Tränen fort. Es war ein zaghaftes Suchen in der Dunkelheit, bis ich den Kopf ein wenig hob und sich schließlich unsere Münder berührten. Es war nur kurz, ganz flüchtig.
     
    Sein süßer Atem schlug mir ins Gesicht, seine Hände lagen in meinem Nacken. Meine Lippen kribbelten, ich sehnte mich nach den seinen. Zaghaft beugte ich mich vor, sah ihm in die Augen und berührte ihn ganz sanft. Abwartend zog ich mich wieder zurück. Mein Herz schlug hart in der Brust.
     
    Ein Moment verging, bis Thore mich schließlich an sich zog und mich dieses Mal richtig küsste. Zärtlich. Langsam. Schmerzlindernd. Ich ließ mich in den Kuss fallen, erwiderte die Bewegungen genauso sanft, wie er. Thore fuhr mir seicht mit der Zungenspitze über die Lippen, bereitwillig öffnete ich sie.
     
    Ein atemloses Keuchen entrang sich mir, als sich unsere Zungen begegneten. Schmerzlich süß. Quälend langsam. Sehnsüchtig schmiegte ich mich an ihn. Doch mit einem Mal mischte sich Verzweiflung in die Sehnsucht hinein. Ich wollte Thore nicht gehen lassen, krallte mich in seine Schultern, zog ihn so nah an mich, dass kein Raum für Luft mehr zwischen uns war.
     
    Ich vertiefte den Kuss, klammerte mich verzweifelt an diese Nähe. Stöhnend griff er mir in die Haare, bog meinen Kopf nach hinten und drang tiefer mit der Zunge. Es war ein Tanz, der mehr einem Gefecht glich. Thore drückte mich nach hinten, sodass ich in die Kissen fiel, und beugte sich über mich. Er löste sich kurz, um Luft zu holen und legte danach sofort wieder die Lippen auf meine. Ich strich ihm über den Rücken, spürte das Zucken seiner Muskeln unter der Hand.
     
    Zwischen Verzweiflung und Sehnsucht mischte sich irgendwann Erregung, die mich völlig aus der Bahn warf. Meine Haut stand in Flammen, meinen Lenden zogen sich verlangend zusammen. Ich war im Widerstreit mit meinem Gewissen.
     
    Thore ließ von mir ab, legte die Stirn an meine und sah mich an. Sein Atem ging schwer, genauso wie meiner. In seinen Augen las ich dieselbe Verzweiflung, die ich spürte.
     
    Er streichelte mir über die Wange, schenkte mir ein kleines, trauriges Lächeln und legte sich schließlich neben mich. Sein Kopf lag auf meiner Brust, sein Blick war aus dem Fenster gerichtet. Gedanken verloren fuhr ich ihm durch die Haare.
     
    „Schau“, meinte er nach einer Weile. Ich folgte seinem Nicken Richtung Himmel und war absolut fasziniert. Grüne Nordlichter flackerten am Firmament. Sie schlängelten sich am Himmel, tauchten die Baumwipfel in grünlichen Schein. Es war nicht das erste Mal, dass ich Polarlichter sah. Doch jedes Mal war ich von Neuem völlig gefangen.
     
    „Glaubst du an Seelenwanderung?“, flüsterte ich und musste an Rex denken. Vielleicht war er dort oben, zog mit den Lichtern an einen neuen Ort. Vielleicht ins Paradies.
     
    „Ja. Und wenn es eine Seele gibt, die so

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