Viola - Das Tagebuch der Sklavin
klang wie ein erleichtertes Aufjauchzen, als Daphne an ihm vorbei zur Tür eilte. «Danke, mein Gebieter. Ich habe Eure Großzügigkeit nicht verdient. Aber ich werde mich würdig erweisen! Ich werde Euch nicht enttäuschen!» Und schon war sie die Treppe hinuntergeeilt.
Jesper musste schmunzeln. Ihre Geschäftigkeit und ihre blumige altmodische Ausdrucksweise erheiterten ihn. Er beglückwünschte sich selbst zu seiner Idee. Diese Höflichkeitsform war wesentlich eindrucksvoller als ein einfaches «Sie». Sich von seiner Sklavin duzen zu lassen, hielt er nicht für angemessen. Diesen Teil des Spiels beherrschte Daphne inzwischen ganz gut, dabei war es erst der zweite Tag ihrer Erziehung. Bei dem Stichwort Erziehung fiel ihm wieder das neutral aussehende Paket ein, das der Nachbar am Vortag vom Postboten entgegengenommen und nun vorbeigebracht hatte, und das er beim Betreten des Zimmers auf der Kommode abgelegt hatte. Er nahm es und ging damit hinüber in sein Arbeitszimmer.
Während er seinen Laptop aus dem Ruhezustand aufweckte, dachte er zum wiederholten Male über die Internetseiten nach, auf denen Daphne sich herumgetrieben hatte. Wenn sie die Suchwortliste gelöscht hätte, wäre es ihm vermutlich niemals aufgefallen. Aber als er eines Abends im vergangenen Oktober auf dieselben Stichworte zum Suchen zurückgreifen wollte wie am Abend zuvor, stellte er überrascht fest, dass die Liste inzwischen viel länger geworden war und Begriffe wie Klaps, Züchtigung, Rohrstock, Unterwerfung und Sklavin enthielt. Sekundenlang hatte er wie paralysiert davor gesessen, weil er seinen Augen nicht traute. Dann hatte er sich angesehen, welche Seiten anhand dieser Stichworte vorgeschlagen wurden, und vermutete, dass Daphne einen Teil davon besucht hatte. Sie hatte zumindest die Chronik der besuchten Webseiten geleert, wie er es ihr gezeigt hatte, sodass er es nicht exakt nachverfolgen konnte.
Von da an fand er immer häufiger Suchbegriffe vor, die nicht von ihm stammten, und schließlich kam er auf die Idee, ihren Lesezeichenordner zu durchstöbern. Zunächst schienen alle abgespeicherten Seiten ganz harmlos zu sein. Es ging um Gesundheitstipps, Pflanzenpflege und Kochrezepte. Dann aber fand er heraus, dass sich hinter einigen harmlos benannten Lesezeichen in Wirklichkeit ganz andere Seiten verbargen. Sie war raffiniert genug gewesen, sich unverfängliche Namen zur Benennung auszudenken, sodass sie bei oberflächlicher Betrachtung unverdächtig erschienen.
Das alles und die heimlichen Briefe an Viola hatten Jesper eine Zeit lang sehr belastet. Warum sprach sie nicht mit ihm über ihre Sehnsüchte? Gab es einen Geliebten? Dafür allerdings fand er keinerlei Hinweise. Nein, anhand der an Viola adressierten Briefe wurde klar, Daphne hatte Probleme, und schweren Herzens rang er sich durch, diese in die Hand zu nehmen. Ob der eingeschlagene Weg dafür der richtige sein würde, darüber war er sich noch nicht schlüssig.
Er schnitt die Klebestreifen des Päckchens durch, prüfte den Inhalt, verstaute alles in dem großen Fach seines Sekretärs, schloss es ab und nahm den Schlüssel an sich. Dann rief er die Maske des Onlinebankings auf und überwies den Betrag, der auf der Rechnung des Erotikshops aufgeführt war.
Um ein Uhr klopfte Daphne an der Tür, um ihm höflich mitzuteilen, dass das Essen fertig sei. Sie hatte den Esszimmertisch für zwei Personen gedeckt, eine Kerze angezündet und eine Flasche Wein geöffnet.
Jesper setzte sich und sah ihr schweigend zu, wie sie sein Glas füllte und ihm das Essen auf seinen Teller drapierte. Als sie nach ihrem eigenen Teller griff, um sich aufzutun, hielt er ihre Hand fest. «Stopp! Du wirst nicht mit mir essen. Rechte müssen verdient werden. Sklavinnen essen nicht am Tisch ihres Herrn, sondern müssen dieses Privileg erst erwerben. Hol dir ein Kissen und knie dich auf den Boden neben mir!»
Für einen Augenblick überlegte Daphne, ob sie sich weigern und damit absichtlich eine Züchtigung provozieren sollte. Wie erstarrt stand sie neben ihrem Stuhl und rührte sich nicht einen Millimeter.
Jesper runzelte die Stirn. Dann holte seine Hand aus und gab ihr einen Klaps auf den Po, der Daphne aus ihrer Unschlüssigkeit zurückholte. Sie stellte ihren leeren Teller wieder auf dem Tisch ab, holte mit zusammengekniffenen Lippen ein Kissen und kniete sich links neben seinem Stuhl darauf nieder, den Kopf gesenkt und die Hände an den
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