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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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oben, was ist unten und …«
    »Meine Brüste sind vorne.«
    »Ich weiß, Herrgott!«
    »Siehst du?« Ewa grinste und knuffte ihr in die Seite. »Das ist schon mal ein Anfang.«
    Mit einem langgezogenen Stöhnen sank Jule auf einen Küchenstuhl und stützte ihr Gesicht in die Hände. »Halt mich für bescheuert, aber mich überrollt das alles«, gestand sie leise. Da legten sich warme Finger kraulend in ihren Nacken, wie toll, das tat gut.
    »Du bist nicht so der Abenteuer-Typ, richtig?«
    Ich habe einen Bausparvertrag und benutze Zahnseide. Noch Fragen? »Ewa, ich …« Jule sah auf. »Ich kenn mich so einfach nicht. Alles kribbelt, alles flirrt, und ich guck dich an und lächel rum, dabei fühl ich mich so hilflos und planlos und …«
    »Ssscht«, unterbrach Ewa sie sanft. »Eigentlich müssen wir akut nur eine Sache klären, Jule.«
    »Und die wäre?«
    In Ewas Augen blitzte es diebisch, sie beugte sich vor und hach, dieser weiche Mund, diese verspielte Zunge, dazu streichelnden Hände in Jules Haar. S-O-S, Quatsch, We-oh-we.
    Nach dem Kuss leckte sich Jule über die Lippen, puh, Text bitte. »Äh … wie war die Frage?«
    »Ganz einfach. Willst du mehr davon?«
    »Unbedingt«, hauchte Jule mit belegter Stimme ohne zu Zögern und holte sich gleich angefixt einen Nachschlag, wer wollte es ihr verübeln, knutsch. Ewa, Ewa, Ewa, für ein anderes Wort war im Hirn gerade kein Platz. Irgendwann, als sie schweigend und lächelnd Händchen hielten, meldete sich Jule zögernd zu Wort. »Ewa, sag mal, bedeutet das, wir sind nun … irgendwie … ein Paar?«
    »Macht es das leichter?«
    Gute Frage. Verdammt gute Frage. Jule strich sich eine Strähne hinters Ohr, wich den bohrenden Knopfaugen aus und fixierte die Kaffeemaschine. »Mit Sicherheit nicht, nein. Aber … es würde unseren Sonderfall ein bisschen strukturieren, Violett, wir sind zusammen, und demnach wären Typen raus und …«
    »Gebongt.« Vergnügt schmatzte Ewa ihr ein Küsschen auf die Stirn, noch ein weiteres auf den Mund und grinste breit. »Wenn es kacke läuft, trennen wir uns eben wieder, egal, was soll’s? Willst du eigentlich noch Kaffee? Warte, ich setz einen auf.«
    Äh, ja, super Idee. Frau B. hantierte los, Jule sah zu und verdaute parallel die jüngsten Beschlüsse. Unfassbar. Der Beziehungsstatus war geklärt, juhu, und schon drängten sich tausend neue Fragen auf. Zum Beispiel: »Ewa, was … ist dir in einer Beziehung denn wichtig, so grundsätzlich?«
    »Kein Stress, Jule, mach dir keinen Kopf. Ich bin pflegeleicht«, sagte Frau B. und hep, warf sie die benutzte Filtertüte in Richtung Mülleimer, plumps, daneben, egal. »Ignorier in Zukunft halbnackte Typen in meiner Küche und …« Kaum war der Satz über ihre Lippen, färbte sich Ewa rot, mal wieder.
    Äh, welches Hintertürchen wird das denn, wenn’s fertig ist?
    »Jule, na, du weißt schon. Wierność.«
    »Wijernoschtz?«, wiederholte Jule. Beziehung geht gut los, klingt versaut und ich spuck hier auf die Tischplatte. Kacksprache. »Und was heißt das, Ewa?«
    »Treue.«
    »Oh.« Ein Wort wie ein Stich, mitten ins Herz, und Jule wurde schwindlig, ihre Hand ging zum Kopf, aus dem das Blut wich für einen kurzen Moment, in dem diese verdammte Erinnerung auf einmal wieder gestochen scharf …
    »Hey, alles okay, Jule?« Das war Ewas Stimme.
    »Si-Sicher«, antwortete Jule schnell.
    »Alter Falter, du bist voll blass gerade. Lieber Wasser statt Kaffee? Warte, ich …« Doch da war Jule schon auf den Beinen, schlang die Arme um Ewas Taille und kuschelte sich an sie.
    Attacke mit Grübchen. »Sonst noch irgendwelche Gebote im Violett-Knigge, Süße?« Dazu klimpernde Wimpern, und der besorgte Ausdruck in Ewas Augen verschwand. Super gemacht, Schweitzer.
    »Du sollst …« Der Zwerg überlegte und lächelte schließlich. »Du sollst mich küssen. Am besten von morgens bis abends.«
    »Krieg ich hin.« Vorsichtshalber legte Jule ihre Brille beiseite und trat ganz dicht vor Ewa. Na, wer sagt’s denn. Scharfes Bild, auch ohne Hilfe. Behutsam nahm sie Ewas Gesicht in ihre Hände und bettete Küsse darauf, ganz langsam, ganz sanft, küsste eine Spur von Schläfe über Augenbraue, geschlossenes Augenlid, Wange, Nasenbei…
    Ewa zuckte zusammen. »Autsch.«
    »Sorry, Süße.« Vorsichtig schmuste Jule sich weiter über die Nasenspitze zum Mund, den sie besonders liebevoll verschloss.
    Ewa schnurrte wie eine gekraulte Katze im Glück.
    »Noch weitere Wünsche?«
    »Jule, du sollst …« Zufrieden

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