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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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schmiegte sich Ewa an ihre Brust, guckte, stutzte. »Niemals wieder Biene Maja tragen.«
    Genervt stöhnte Jule auf. Nun reicht es aber langsam mit diesem Drecksshirt. »Bogacz, das beknackte Teil gehört dir!«
    »Ich hab es aber noch nie getragen.«
    »Dann schmeiß es weg.«
    »Geht schlecht, Jule. Du hast es gerade an.«
    »Wenn es dich stört, zieh es mir aus.«
    »Du-du meinst … jetzt? Hier?« Und wusch, glühten die Bäckchen, und im Blick war das unsichere Flattern zurück, wie letzte Nacht.
    Mit Erotik haben wir es einfach nicht. Egal. Was soll’s? Kein Stress. Die Sache zwischen ihnen war frisch, und vielleicht fanden sie ja irgendwann noch den richtigen Knopf. Jule zog Ewa in eine beruhigende Umarmung.
    »Alles gut. Zieh mich einfach aus – wann du möchtest, wo du willst und wenn du es willst«, hauchte sie leise in Ewas Ohr, küsste sie sanft, ein bisschen unterhalb des Ohrläppchens und … spürte ein Zucken. Als hätte Ewa in eine Steckdose gefasst oder sich an einer Herdplatte verbrannt oder eine Frisbee an den Kopf gekriegt.
    »Bist du in O-oh-humpf.« Jule schraubte es schier die Lichter aus, als sich Ewas Zunge stürmisch in ihren Mund bohrte. Caramba. Jule wusste nicht wie ihr geschah. Ewas feuriger Kuss trat Wellen los, die prickelnd ihren Körper durchströmten, sie zittern ließen. Entfesselte Hände streiften durch ihr Haar, wühlten, zogen, glitten tiefer, ihre Seite hinab, über ihre Hüften, schlossen sich fest um ihren Po und drängten sie in inniger Umarmung rückwärts. Jule stieß gegen den Küchentisch, stöhnte auf. Ein kurzer Moment nur, in dem sich ihre Lippen lösten, sie Ewas Blick erhaschte. Ein Blick, der sie erschaudern ließ. Kein Zögern, kein Zweifeln lag mehr darin, nur noch ein loderndes, fremdes Feuer. Lust. Pur. Jule schloss die Augen. Heißer Atem kribbelte auf ihrem Hals, weiche Lippen saugten an ihren Ohrläppchen und vernebelten ihre Sinne. Ausnahmezustand. Finger kratzten sich über ihren Bauch, weiter über den Rücken. Jule bebte. Erregt umfasste sie Ewas Gesicht. Ihre Blicke trafen sich wieder und ließ sie für einen Moment innehalten. Ein kurzes, stilles Einverständnis, dass sie beide es wollten. Alles, was in diesem Moment geschah, alles, was noch folgen würde. Oh ja, sie wollten es, sofort, hier, so sehr, dass es wehtat.
    Ewa zerrte an Jules Shirt, riss es nach oben, über ihre Arme, über den Kopf hinweg und warf es achtlos beiseite. Ein fasziniertes Glitzern lag in Ewas Blick, der über Jules nackten Oberkörper streifte. Jule schluckte benommen. Alles schien zu vibrieren, auf ihr, in ihr, ihre Haut brannte unter Ewas glühenden Händen, die sich um ihre Brüste legten, sie streichelten, immer wieder neu umkreisten und gefühlvoll massierten. Wie von selbst schoben sich ihre Beine ineinander und trieben Jule zurück, höher, weiter auf die Tischplatte. Polternd ging die Obstschale zu Boden, der Aschenbecher auch, egal, Jule keuchte, als Ewa sich über sie beugte, sich auf sie schob und ihr den Mund verschloss mit leidenschaftlichen Küssen. Zähne gruben sich sanft in ihren Hals, Jule stöhnte auf, krallte sich in Ewas Nacken, ihr Körper bog sich sehnsüchtig der tanzenden Zunge auf ihrer Brust entgegen, verschwommen sah sie dunkle Locken und …
    »Mar-ooohhh …«
    Ewa hob den Kopf. »Raus!« Ein schroffer Anpfiff und Porzellan zerbrach am Boden.
    »So-sorry«, stammelte eine Brummbärstimme. »Wo-wo-wollte nur Zu-zu-zu …«
    »Zugucken?«, brüllte Ewa. »Ich schepper dich gleich eine, du Arschgeige! Raus!«
    »Nur … Zu-Zucker.«

KAPITEL 7

    Jeans am Bein, keine Leggins. Allein das gab Jule Kraft. Erschöpft ließ sie ihren Kopf auf den Schminktisch in der Garderobe sinken. Freaky Friday. Chaotisch und verstörend bis zum Anschlag, dabei war es gerade mal früher Nachmittag. Eine Szene hatte sie bereits gewuppt. Welch Wunder. Oder auch nicht, eine gelangweilte Babett in der WG beim Fernsehen hätte sie selbst mit vierzig Grad Fieber in der Birne noch grandios hingehampelt. Fieber … Fieber? Jule prüfte ihre Stirn. Das Glühen ging nicht weg. War das ein Wunder bei den überwältigenden Bildern des Morgens?
    Bild 1: Ewa, die den gebräunten Lockenkopf so dermaßen hitzig und fließend zusammenfaltete, dass jede Polnisch-Lehrerin vor Stolz vergangen wäre. Oder sie wäre gegangen, hätte fristlos ihren Job geschmissen und nie wieder ein Wort gesprochen in diesem Leben. Das war definitiv wahrscheinlicher. Gut, Jule verstand keinen einzigen

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