Violett ist erst der Anfang
Drama geben, das Homos in unserer Gesellschaft dürfen.«
»Sex und Party?«
»Super. Wo soll ich mir den Virus überhaupt einfangen?«
»Hey, guck mich nicht so an. Ich bin raus.«
»Infizierte Spritze?«
»Ich dachte, du kokst nur.«
»Nur? Nur?« Jule rang nach Atem und Fassung. »Das genügt!«
»Aber davon steckst du dich nicht an«, gab Ewa zu bedenken und seufzte kurz. »Du müsstest auf Heroin umsteigen und …«
»Will ich aber nicht!« Rums, trat Jule den Hocker einmal quer durch den Raum. »Privat verabscheue ich Drogen in jeglicher Form.«
»Ki-Kiffen auch?«, kam da vorsichtig von Ewa.
»Natürlich! Oder glaubst du, ich qualme mir das Leben fluffig mit dubiösen Grünzeug, bis mein Grips zur Murmel schrumpft?« Jule stutzte. »Wieso fragst du?«
»Ach nix. Nur so«, antwortete Ewa schnell und ihre Ohren glühten los. »Aus … äh, Neugier. Zurück zu Frank. Klang mehr danach, als würdest du dir das wo anders einfangen.«
»Von Nick? Ey, wir haben einmal auf der Toilette …«
»Mit Gummi?«
»Ja was weiß denn ich?«
»Du warst dabei.«
Fassungslos riss Jule die Augen auf. »Bogacz, das war nur gespielt, verdammt! Rock hoch, Beine hoch, Manuel davor und Kamera von hinten, bisschen Rumgewippe und kurz gestöhnt und …«
»Schon klar, wie das läuft, Jule.«
»Fräulein, was soll dann die bescheuerte Frage?«
»Gab es einen Kondom-Moment? Vorher Tütchen auf und …«
»Äh … nein? Die Szene ging los, als wir bereits …«
»Fuck!«, entfuhr es Ewa laut. »Dann tippe ich auf Nick.«
Genervtes Stöhnen, und Jule kickte den Hocker noch einmal polternd in einen anderen Winkel. »Aber Nick hat schon den Kiosk überfallen wegen seiner Spielsucht, seine schwangere Ex wurde von diesem Mondscheinkiller erdrosselt, und vor drei Wochen, ey, die Sache mit dem Hirntumor, der Junge ist bedient für mindestens zehn Leben.«
»Aids kann jeden treffen.«
»Super, Bogacz. Als hätte unsere billige Soap irgendeinen pädagogischen Bildungsauftrag.«
»Wohl eher nicht. Babett ist so abgrundtief bescheuert.«
Erzähl das unseren Fans und wir sind tot. Grabstein in violett, yay! »Endlich sind wir mal einer Meinung, Süße.«
»Jule, was machst du überhaupt hier?«
»Äh … tschuldigung? Die Frage kapier ich nicht.«
»Du kommst doch von der Bühne. Musical, große Produktionen, sogar in London. Warum …«
»Ich brauche Kaffee.« Abrupt wandte sich Jule zur Tür.
»Jule, warte!« Ewa stand auf, kam ihr nach und stolperte über etwas. »Moment. Ist das nicht meine?« Irritiert pendelte ihr Blick zwischen der Sporttasche am Boden und Jule.
Jule nickte nur.
»Eine Überraschung?« Ein Strahlen legte sich auf Ewas Gesicht. »Fahren wir übers Wochenende weg? Erzähl! Was hast du geplant?«
Öööhm, na ja …
»Kurztrip? Paris? Mit Kaffee und Croissant unter dem Eiffelturm? Boah, hätte dich nie für so romantisch gehalten.« Ewa riss die Tasche auf. »Meine Schmutzwäsche?« Fassungslos blickte sie auf Jule.
Die zwirbelte nervös an ihrer Halskette und suchte mühsam nach Worten. »Ich habe einen Trockner.« Wie sexy, Schweitzer, du wildes Ding.
Frau B. wirkte verstört. »Du willst nach Feierabend meine Wäsche waschen? Ey, spielst du meine Mutter?«
»Hey! Nicht frech werden, Fräulein.«
»Jule, mal ehrlich. Wir sind ein Paar – schön. Aber ich lass dich doch nicht an meine dreckige Unterwäsche.«
»Wäre allerdings vernünftig, Bogacz. Zur Information: Du hast keine einzige frische mehr im Schrank.«
»Die sind auch in der Kommode.«
Scheiße.
»Was hat das zu bedeuten?« Frau B. legte ihren Röntgenblick auf, Flucht zwecklos.
Gequält räusperte sich Jule. »Na ja … weißt du, ich brauchte doch wenigstens eine trockene, äh, saubere … und deshalb hab ich rumgesucht.«
»Im Schrank?!«
»Jawohl, Bogacz, im Schrank, verdammt! Kann doch keiner ahnen, dass du so ein bescheuertes Ordnungssystem hast. Kommode, ey, so was Dämliches. Warum heißt der Kleiderschrank denn Kleiderschrank? Weil Klamotten rein sollen und zwar alle, die …«
»Jule, was zum Henker trägst du drunter?«
Diese Frage war definitiv direkt. Und nicht schön.
»Müssen wir nicht gleich ans Set?«
»Lenk nicht ab, Jule. Immerhin hast du in meinen Sachen gewühlt. Also? Du-du hast doch … was drunter?« Wusch, Bogacz-Bäckchen in signalrot, wie schön.
Feuchten Tagtraum, Bogacz? Jule schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Heißt das, ich muss selbst nachgucken?«
»Fräulein,
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