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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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geht’s noch? Ungefragt lässt du gefälligst die Finger von meiner Hose. Ich trage einen Slip. Punkt.«
    »Welchen?«
    »Deinen.«
    »Im Schrank sind keine.«
    »Doch. Zwar nur einer, und der ist rot.«
    Schweigen. Merkwürdig, aber gut, vermutlich musste Frau B. diese Bild erst einmal verarbeiten. Kopfkino. Sexy Schweitzer unten rum in rot, och joar , das hatte Männern auch schon erotisch zugesetzt.
    Da grinste Ewa. »Haha. Sehr witzig. Okay, Jule, ich hatte dich gewarnt.« Hitzig wie eine junge Bulldogge ohne Leine stürmte sie auf Jule zu, packte sie, schubste sie in den Sessel und fummelte los. Instinktiv ging Jule zur Verteidigung über. Ey, das konnte doch jetzt echt nicht wahr sein. Sinnfreies Rumgebalge wie früher mit fünf. Nur hatte man sich damals keifend um Barbies Ballkleid gekloppt und nicht um eine lächerliche Unterhose. Panisch versuchte Jule, Ewas Hände zu bändigen, schob und schubste. Zum Glück konnte sie jetzt keiner sehen, Himmel, und keiner hören. Was für ein bescheuerter Dialog.
    »Ewa, geh sofort von mir runter!«
    »Vergiss es!«
    »Ey, nimm die Finger da weg!«
    »Ich denk nicht dran!«
    »Ewa, das ist kindisch!«
    »Mir schnurz!«
    »Hör auf, oder ich kratze!«
    »Ach, auf einmal?«
    »Bogacz, ich schrei das Team zusammen! Hilf-umpf!«
    »Spinnst du? Hör auf zu brüllen, Jule! Und, oh, wehe, du beißt mir jetzt in die Hand.« Ohne Gnade startete Ewa den nächsten Angriff, eine Kitzelattake, boar, wie fies. Mit Lachtränen überströmten Augen winselte Jule um Gnade.
    Sie rang nach Atem. »Rot. String.«
    Schweigen. Ewa wälzte sich von ihr, stand auf, stemmte die Arme in die Hüften, lief ein paar Schritte, hielt inne und fing an, auf ihrem Finger zu kauen. Sonderlich entspannt wirkte sie nicht. Äh, hatte Jule was verpasst? »Was hast du, Süße?«
    »Jule, lüg mich niemals an! Niemals!« Ihr bitterernster Ton und ihr verletzter Blick drehten Jule kurz die Luft ab.
    »Aber … das hab ich doch gar nicht … ehrlich! Ich …«
    »Toll, gleich noch mal, wie?«, ranzte Ewa sie an. »Hörst du noch irgendwelche Einschläge, Schweitzer? Ich meine das ernst, verflucht. Bei Lügen ist Ende Gelände, da verstehe ich absolut keinen Spaß. Kapiert?«
    Jule fasste sich an die Schläfe. »Äh … ja, okay?«
    »Sag die Wahrheit oder ich mach Schluss. Sofort!«
    Scherz jetzt, oder? »Wegen meiner, äh, deiner Unterhose?«
    »Boah, ich flipp gleich aus! Du checkst es einfach nicht, was? Ich rede von Ehrlichkeit!« Ewas Stimme zitterte.
    »Aber ich hab dir bereits erzählt, dass …«
    »Haha. Roter String. Ja ja. So was hab ich nicht.«
    »Doch!«
    »Allerletzte Chance, Jule! Und wenn du noch einmal Grütze laberst, rausch ich ab.«
    Kein Zweifel: Noch ein Funke auf die Zündschnur und Ewa explodierte wie ein Knallfrosch. Falscher Film, definitiv, was ein beknacktes Ende. Trennungsgrund – ein Slip? Bei so einem Fall stürzte sich jeder Therapeut aus dem Fenster. Trotzdem, akut tickte die Bogacz wie eine Bombe kurz vor der Detonation. Den roten oder den blauen Draht? MacGywer, was soll ich tun? »Ewa, nun glaub mir doch. Es ist ein String. Er ist rot. Er war in deinem Schrank und er gehört nicht Tanja. Ich bin mir sicher. Und jetzt bitte-bitte-bitte, ich flehe dich an, krieg dich wieder ein, Süße.« Zack, roter Draht. Bibber … Entschärft?
    »Das war’s!« Wütend stürmte Frau B. zur Tür.
    Jule spurtete los, drängte sich an ihr vorbei und klemmte sich wie ein X in den Rahmen. »Ewa!«
    »Verschwinde! Keinen Bock auf dieses Theater, dein falsches Getue. Ich kenne meine Unterwäsche.«
    »Und ich weiß, was ich drunter trage, verdammt nochmal!«
    Patt. Und die alles entscheidende Frage hing im Raum: Wer verschaukelte hier eigentlich wen? Ewa legte für einen Moment die Stirn in Falten, zögerte, sehr gut, also hatte Jule noch eine letzte Schonfrist. Entschlossen öffnete sie ihren Hosenknopf, bereit für den kürzesten Strip ihres Lebens, und riss sich das Teil herunter bis zu den Knöcheln. »Zufrieden?«
    Wusch. Ewas Kopf stand in Flammen. Fassungslos starrte sie Jule in den Schritt und schluckte schwer. »Der Snoopy-String?«
    Tja. Manchmal im Leben sah man die Dinge eben unterschiedlich. Keine neue Weisheit, spätestens bekannt aus der Duplo-Werbung. Für die eine war es Snoopy, für die andere der wahrscheinlich peinlichste Stringtanga der Welt.
    »Mensch Jule, warum hast du das denn nicht gesagt?« Liebevoll streichelte Ewa ihr über die Wange und öffnete damit die

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