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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Rastplatz von notgeilen …«
    »Marshmallows?«, sagte Jule, öffnete die Packung und hielt sie Ewa aufmunternd unter die Nase.
    »Ne.« Die verzog das Gesicht. »Da ist mir gerade nicht nach.«
    Ha. Das war so was von klar, Bogacz. »Keks? Mit Nuss? Oder besser Schoko? Pur hätte ich wie gesagt auch.«
    Ewa schien zu überlegen. »Jule, ich will lieber …«
    »Ne Fräulein, auf gar keinen Fall, vergiss es! Ey, du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich mich in so einer Siffkarre zu sexuellen Handlungen herablasse.«
    »Quatsch. Entspann dich, hier läuft nichts. Das ist ein 2er Golf. Bis ich dich da in die Horizontale geschraubt habe, sind meine Finger taub.«
    Und dann können wir uns die Nummer auch gleich schenken, wohl wahr. Tja. Aber irgendein Highlight für die Stimmung musste her. Jule hirnte angestrengt und – Bingo. »Süße, ich weiß genau, was wir jetzt brauchen.« In ihrer Handtasche fand sie Kopfhörer und stöpselte diese an ihr iPhone. Grübchengrinsend stopfte sie Ewa einen Knopf ins Ohr, dann sich selbst den zweiten. »Irgendwelche Wünsche?« Shit. Am Ende kommt die mit Punkrock.
    »Shuffle. Einfach, was als Erstes kommt«, sagte Ewa überraschend pflegeleicht und ihre Augen blitzten abenteuerlustig.
    Puh. Gut. Play und ups, Jule wurde heiß. »Sorry. Keine Ahnung, wo dieses Lied herkommt, wirklich«, verteidigte sie sich. »Uralt, und ich schwöre, diesen Song habe ich wenn überhaupt nur in der zehnten Klasse gehört, also, als ich noch nichts von Musik …«
    »Ssscht. Lovefool von den Cardigans fällt unter Klassiker. Und hey, ich war damals auch schon zehn.« Wippend hockte Ewa im Sitz, trommelte auf ihren Oberschenkeln und grinste bis zum Anschlag. Ein süßes Motiv. Und der Gute-Laune-Pegel stieg. Schließlich gab Ewa Jule einen Kuss auf die Nasenspitze, drehte den Schlüssel, und der Motor röhrte los.
    »Jule?«
    Die hörte auf zu pfeifen. »Was, Süße?«
    »Du hattest doch auch Weintrauben, oder?«

KAPITEL 11

    Gähnend rückte Jule an ihrer Brille, als Ewa endlich feierlich und final auf die Bremse trat. Sie haben Ihr Ziel erreicht, hätte jetzt eine Navi-Ische gesagt. Das macht 421 Euro und 60 Cent, wäre vermutlich vom Taxifahrer gekommen, und er hätte geheult vor Glück. Prüfend blickte Jule aus dem Fenster. Jep, und beiden hätte sie geantwortet: Seid ihr noch ganz dicht? Nein, hier musste ein Fehler vorliegen. Oder was sollten sie hier, irgendwo in St. Pauli, zwischen Hafen und Kiez, in einer angesifften Seitenstraße? Wohngegend. Brüller. Auf der einen Straßenseite ein spärlich beleuchteter Dönerimbiss, auf der anderen ein Wasserpfeifen-Shop und ein Rotlicht-Schuppen mit flackernder Leuchtschrift in Pink. Lunas Lustoase. Danke, der Jule war die Lust vergangen. »Ich fürchte, du hast dich verfahren, Süße.«
    »Nein, Jule, wir sind da.«
    »Aha. Also wohnt deine polnische Freundin direkt im Puff?« Zack, da traf sie Ewas Faust ungnädig am Oberarm. »Auaaaha, geht’s noch?« Fassungslos rieb sich Jule die schmerzende Stelle. Trag dein Weib auf Händen und hau es nicht zu Brei, Fräulein.
    »Jule, solche Polensprüche sind echt das Allerletzte!«
    »Ey, was hab ich denn gesagt?«
    »Denkst du, jede Polin geht anschaffen oder was?«
    »Natürlich nicht. Mein Onkel hatte zum Beispiel mal eine Putzfrau aus Krakau, und in meinem Supermarkt kassiert immer so eine dicke …«
    »Alicja ist selbstständig. Eventmanagerin. Und das ist nichts Unanständiges.«
    »Schon klar.« Jule nickte. »Wobei, mit guten Kontakten in euren dubiosen Ostblo-ooh …« Besser der Schwenk mit der weißen Fahne in XXL-Größe. Ewas Blick loderte gefährlich, viel zu gefährlich. »Oooh-okay, Süße, bin schon still. Wenn du sagst, wir sind da, dann sind wir das. Und deine Alicja ist garantiert ein Event. Äh, ein Managerdingens.« Schnell kippte Jule den Kopf in Schräglage, packte ein einnehmendes Grübchenlächeln obendrauf und – olé, geschafft. Der Zwerg schien innerlich die Magnum wieder wegzuräumen und das Erschießungskommando zu vertagen. Schweigend guckten sie sich an. Dann ein Seufzen, ein Lächeln, ein Grinsen und schwupp, steckten sie ihre Köpfe zusammen. Hallo, ihr weichen Lippen. Willkommen, du phänomenale Zunge, du berauschender Duft in meiner Nase, du weiche Hand auf meinem Knie und …
    Möööp. Eine penetrante Hupe ließ sie zusammenzucken. Hitzig drehte Jule den Kopf und linste konzentriert über ihre beschlagenen Brillengläser hinweg. Ein unscharfer Sportwagen,

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