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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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vermutlich tiefergelegt und, na toll, Rumgeprolle mit Lichthupe.
    Alter, leg dich samt Karre in die Schrottpresse. »Süße, nur ein Penner mit Potenzproblem. Lass uns weiter knu…«
    »Jule, ich steh mitten auf der Straße.«
    »Oh. Ach so.«
    »Warte hier. Ich such schnell einen Parkplatz.«
    »Aber nicht durchbrennen, Fräulein.«
    »Wie könnte ich, Jule?« Verschmitzt zwinkerte Frau B. ihr zu.
    Jule griff sich ihre Handtasche aus dem Fußraum und sprang aus der vibrierenden Rostlaube. Dann fischte sie den Rollkoffer von der Rückbank, schmiss die Tür zu und zack, da sah sie nur noch die Rücklichter von Miss Bleifuß, die mit quietschenden Reifen davonheizte. Du rasantes Ding, du. Kein Wunder, dass ich mich irgendwie in dich …
    Möööp! Jule seufzte, hob elegant den Mittelfinger, trat von der Straße und verkrümelte sich mit ihrem Trolli auf den Bürgersteig. Uff, gleich geschafft. Noch ein paar Minuten, dann hatten sie endlich wieder ein sicheres Dach über dem Kopf. Vielleicht gab es bei Alicja ein hübsches Gästezimmer? Zum Abschließen, mit Doppelbett … Würde ihr diese Eventtante immens sympathisch machen. Kuscheln, knutschen und – gähn, ging nicht ohne Kaffee vorher. Boah, war sie im Eimer. Total Matsch in der Birne nach diesem endlos langen Tag, dieser anstrengenden Tour nach Hamburg. Hamburg … Sonderlich gut kannte sie diese Stadt nicht, höchstens hier und da eine Ecke, die man als Touri auf einem Wochenendkurztrip so abgraste. Die große Hafenrundfahrt, einmal über den Kiez und tschö. War ja auch egal. Gähn. Den Energiedrink vorhin hätte sie sich wirklich sparen können. Gummibärchenplörre half einer 30-Jährigen auch nicht mehr vom absteigenden Ast. Verleiht Flügel, wer’s glaubt. Erschöpft ließ sich Jule gegen die nächstbeste Hauswand sinken, stützte sich mit einem Bein ab, um sich überhaupt auf Position zu halten. Wie spät war es eigentlich? Mitternacht schon durch? Bestimmt, aber extra für die Uhrzeit das iPhone rauszuholen, war zu viel Action. Energieverschwendung.
    Hopsa, du liebes bisschen. Viel Energie hatte dieser Bursche hundert Pro auch nicht mehr. Herrje, wie der aus der Dönerklitsche eierte. Dunkelhaarige Boxertype mit Quadratschädel jenseits der vierzig, jenseits von Gut und Böse, betankt bis zur Oberkante. Schwankend kreuzte er die Straße und blieb stehen, direkt vor Jule. Während er das fleckige Jeanshemd über seinem Bauch glattstrich, schlug ihr eine strenge Bierfahne entgegen. Danke. Fünf Atemzüge davon und ich bin blau, Junge.
    »Wie viel uuurgxffrülps.« Bäuerchen, Rülpser, Prost Mahlzeit.
    Jule rümpfte die Nase. Äh, wie war noch mal gleich die Frage? Wie viel – was? Uhr? Egal. Scheiß drauf. Konzentriert musterte Jule ihre Fingernägel. Warum hab ich die vorhin eigentlich nicht lackiert?
    »Wie viel«, lallte Saufnase erneut und fummelte dabei in seiner Hosentasche, als würde er etwas suchen.
    Na, Handy verschusselt? U-Bahn-Ticket? Den Wohnungsschlüssel verloren? Pech. Gekonnt ignorierte Jule den schwankenden Herrn weiter, blies sich eine Strähne aus dem Gesicht und fixierte einen roten Mülleimer auf der anderen Straßenseite. Den zierte ein Schriftzug: Bin für jeden Dreck zu haben. Geil. Das nenn ich mal Humor.
    »Ey … hicks … jetzt sach schooon … Schätzchen.«
    Genervt rollte Jule mit den Augen. »Sorry, keine Ahnung.«
    »Hä?«
    Jule stöhnte auf. »Mensch, weiß ich doch nicht.«
    Saufnase schien kurz zu überlegen. »Scharfer Hicks-Hintern«, lallte er und lächelte schief.
    »Oh, äh, dankeschön.« Verlegen rückte Jule an ihrer Brille, und ja ja ja, Geständnis, für Komplimente hatte sie eine Schwäche.
    »Alscho? Wie viel? Schätzchen, du … hicks, schollscht mir auch nur einen … hicksblagxffrülps.« Fieses Bäuerchen, die Zweite.
    Einen heißen Tipp geben, schon klar. Hartnäckigen Tag heute, was? »Na schön. ich mach’s«, sagte sie schließlich. Wir Bayern sind ja nett zum Rest der Welt. Saufnase strahlte, plättete sich seine schmierige Stirnlocke und ließ dabei kurz die Hüfte kreisen. Schon gut, Junge. Tanz nicht gleich Samba. Aus ihrer Jackentasche kramte Jule ihr iPhone. Ein kurzer Blick. »Wir haben jetzt genau 0 Uhr 43.« Schweigen. Verwirrt guckte sie der Typ an und kämpfte offenbar mit einem Texthänger. Wie wäre es mit: Danke? Bin schließlich nicht die Zeitansage.
    Er kratzte sich am Kopf. »Und … hicks, das heißt?«
    Ey, jetzt reißt mir aber die Hutschnur, Freundchen! »Das heißt

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