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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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eventuell stattdessen … ein Glas Wasser bekommen, bi-bitte?«, fragte Jule zuckersüß, klimperte mit den Wimpern und zeigte Grübchen.
    Keine Reaktion. Alicjas Blick durchbohrte sie ungnädig wie ein Dolch das Opferlamm.
    »Runter damit«, lautete der Befehl, der keine Widerrede vorsah.
    Schon jetzt meldete sich Jules Würgereflex. In ihrem ganzen Körper schienen alle lebenswichtigen Organe Protestschilder zu schwenken mit der Aufschrift: Kein Sprit aus Polen.
    »Jule«, kam da von Ewa. »Am besten trinkst du einfach.«
    »Du auch«, korrigierte Alicja. »Wir alle! Zrówko!« Jep, kein Zweifel. Die polnische Gutemine mit den bösen Ansagen schwang die Peitsche dominant, aber gerecht. Alle gehorchten und zack, trän, würg – Runde eins. Piotr goss nach.
    »Zrówko«, wiederholte Alicja, und der Griff ging kollektiv zu den Schnapsgläsern und schluck, hust, brenn – Runde zwei. »Und nun der Reihe nach«, nahm sie das Gespräch wieder auf, setzte sich und schleuderte dabei ihren Zopf in den Nacken. »Seit wann seid ihr beide ein Paar?«
    »Seit heute«, meinte Ewa kleinlaut.
    »Seit gestern«, widersprach Jule klugscheißernd. Denn vorhin war es bereits Nulluhrdreiundvierzig gewesen, Fräulein. Ätsch.
    Alicja nickte ihrem Piotr zu und der kippte eine Fuhre Wodka für jeden nach. Wortlos stürzten sie sich die nächste Ladung rein und keuch, schnief – Runde drei. »Und somit noch einmal.« Im Verhören hatte Alicja anscheinend Routine. »Ihr seid zusammen. Ewa, wo warst du, als ich dich angerufen habe?«
    »Bei … Jule.«
    »Und du hast mir nichts gesagt? Ewa, wie konntest du? Niemals hätte ich dich nach Hamburg gelockt, wenn ich gewusst hätte …« Und weiter ging der Anschiss auf Polnisch. Nur ab und an fielen deutsche Sätze. »Beziehung heißt Verantwortung. Deine Freundin steht nun an erster Stelle.« Und weiter auf Polnisch. »Ab jetzt gibst du dir gefälligst mehr Mühe. Mensch, deine Prinzessin hat so bezaubernde Beine und …« Zurück zu Polnisch.
    Daumen hoch, I like. Bitte immer schön weiter im Text. Erfreut blinzelte Jule Piotr zu, wedelte dezent mit ihrem leeren Glas, und der Junge waltete seines Amtes. Ein Hoch auf die weise Alicja und glucks, grins – Runde vier.
    »Und du«, nahm Alicja irgendwann Jule ins Visier. »Du hast dich also in unsere Ewa verliebt?«
    »Irgendwie … könnte sein«, gestand Jule und grinste dabei eine Runde, was hundert Pro schief und debil aussah, ey, der Schubrrr matschte nicht nur ins Hirn, sondern auch in die Mundwinkel.
    Alicja hob eine Augenbraue. »Verliebt – ja oder nein?«
    »Mehr so ja, vermutlich.«
    »Wieso machst du dann so ein Theater?«
    Jule rückte an ihrer Bille. »Äh … wie bitte, was?«
    »Du wolltest einfach gehen! Beziehung heißt Verantwortung«, fuhr Alicja sie an, und haute mit der Hand auf den Tisch. »Wenn man es ernst meint, dann kämpft man um seine Braut!«
    »Braut?« Wowhow, jetzt aber mal Fuß vom Gas. »Ey, von Hochzeitsglocken war nie die Rede«, protestierte Jule aufgebracht. »Wir wollten knutschen, einfach nur knutschen und kuscheln und jetzt eben Sex und irgendwie probehalber dings …« Da legte sich Piotrs Hand sanft auf ihre Schulter.
    »Sieh es ihr nach«, sagte er in fast großväterlichem Ton. »Wir sind verlobt. In zwei Wochen heiraten wir. Zurzeit gibt es für meinen Engel nur noch Brautpaare überall.« Er zwinkerte Jule zu, und die lächelte spontan zurück.
    Junge, ganz ehrlich, dein Haarschnitt ist sowas von scheiße. Aber so ganz verkehrt bist du nicht.
    »Was ich meine«, ergriff Alicja wieder das Wort. »Du musst Geduld haben, Jule. Unsere Ewa ist ein Mensch mit viel Temperament, oft dickköpfig und störrisch und trampelig und …«
    »Blödsinn«, ging Ewa dazwischen. »Ich bin pflegeleicht.«
    »Pfff. Na sicher«, knurrte Jule. »Stichwort Fahrt.«
    »Ich hatte einfach Hunger, verdammt!«
    »Pfff. Na klar. Mal jammerst du rum und willst Marshmallows, dann wieder einen Cheeseburger, dann …«
    »Ruhe!« Rums, vermöbelte Alicja die Tischplatte mit einem Fausthieb und warf ihnen einen mahnenden Blick zu, während Piotr nachgoss. Zwischengang, rein, runter – Runde fünf. »Jule, hör mir zu«, sagte Alicja. »Es ist niemals einfach, sich auf eine andere Person einzulassen und …«
    »Ach ne. Tatsächlich?« Jule lachte auf, und es klang bitter. »Seh ich so aus, als ob ich das nicht wüsste? Pfff. Ich hatte in meinem Leben bereits Beziehungen. Ich kenne mich aus, Herrgott!«
    »Gut. Verstehe«, sagte

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