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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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eben rum um Struppi, der sich wie Bolle freute und bellte. Irgendwann stand Ewa auf dem Küchentisch und sang, nein, schmetterte mit ergreifend schöner Stimme ihren Rastplatzklassiker. »Love me love me, say that you love me. Fool me fool me, go on and fool me …”
    Jule applaudierte, puzzelte sich die Finger an den Mund für einen schmissigen Pfiff, joar mei, das ging schief, ach wen kümmerte schon eine Spuckespur auf ihrem Pulli, denn schon zerrte Ewa an ihrer Hand, und Jule kletterte da irgendwie hoch zu ihr auf den Tisch. »Love me love me, I know that you need me, I can’t care about anything but you”, stimmte sie in das Lied mit ein, und klammerte sich swingend an Ewa. Meine Ewa … Hach, und klong, ditschte Jule bei einer Drehung mal kurz gegen die Esstischlampe. Pooh, du Winnie, ey, du störst. Egal. Ewa, Ewa, Ewa … Mensch, die fühlte sich so gut an. Was auch immer die da gerade machte, es prickelte und kribbelte, und Jule knutschte und wuschelte und fummelte einfach mal zurück, und diese Haut, diese warme weiche Haut, der Hammer, und alles drehte sich so herrlich, so schnell, so rasend schnell, sie segelte nach hinten und …
    »Alles gut, Jule. Ich hab dich«, drang Piotrs Stimme ganz dicht an ihr Ohr, wie schön, und sie kuschelte sich glucksend an seine Brust und schwebte auf seinen Armen durch den Raum.
    »Wo will der denn hin?«, hörte sie Ewa in der Ferne. »Ich penn doch immer im Wohnzimmer auf der …«
    »Ihr seid frisch verliebt«, vernahm Jule noch leise Alicjas Antwort. »Piotr und ich schlafen heute auf der Luftmatratze, ihr bekommt unser Doppelbett.«
    Bett, ja Wahnsinn. Und wie durch ein Wunder tat es sich in diesem Moment unter Jule auf. Schnurrend buddelte sie sich ins Kissen und spürte Lippen kitzelnd auf ihrer Stirn.
    »Träum schön, kleine Jule.« Piotr …
    Hände nahmen ihr die Brille ab und umfassten ihren Kopf.
    »Komm, Jule. Trink das bitte noch.« Alicja, und Jule gehorchte, öffnete den Mund und schluckte kühle Flüssigkeit. »Träum schön, Prinzessin.« Erneut ein Kitzeln auf ihrer Stirn, dann ein Ruckeln an ihren Füßen und Stimmen im Nebel.
    »Lass das, Alicja. Ich mach das schon.«
    »Ewa, nicht nur die Schuhe. Zieh ihr auch den Rest aus.«
    »Was ich mit meiner Freundin anstelle, ist meine Sache.«
    »Sie schläft nicht in dieser engen Jeans. Nachts muss Luft an den Körper. T-Shirts habe ich schon rausgelegt.«
    »Alicja, vergiss es.«
    »Keine Widerrede!«
    »Ey, wenn Jule das morgen sieht, bringt sie mich um.«
    Hach, war das hier das Paradies? Mit Sicherheit, und Jule seufzte, als sich ein warmer Körper an sie schmiegte.
    Ewa … Ewa-Meer-Duft … Meine Ewa …

KAPITEL 14

    Nachtigall, ick hör dir … äh, trampeln? Tja. Musste demnach ein anderer Vogel sein, der da um Jule herumschwirrte. Zur Sicherheit stellte sie sich tot und lauschte mit geschlossenen Augen Gekrusche hier und Hantiererei dort. Das konnte nur die Lerche Bogacz sein, die in aller Herrgottsfrühe eine Welle machte. Bewegung kam in die Matratze, sie schien sich zu neigen am anderen Ende und zack, irgendwas erwischte Jule hart an der Schulter. Ihr Kopf schnellte hoch.
    Ewa sah sie an. »Ups. Sorry. Der ist mir beim Ausziehen gerade voll aus den Fingern gerutscht«, kommentierte sie die rüde Attacke von eben. »Hab ich dich geweckt?«
    »Umpf.« Das musste als Antwort genügen, und Jule kehrte mürrisch den Turnschuh mit einer Hand von sich, während sich der Zwerg neben sie in die Kissen schmiss. Mit einem Hechtsprung natürlich, und das Bett wippte wie ein Trampolin. Ey, dein Feingefühl ist aber auch beachtlich, Bogacz. Grummelnd grub Jule ihr Gesicht in die Kissen. So einen Start in den Tag brauchte doch kein Mensch, mal ehrlich. Da schob sich eine weiche Hand auf ihre und verführerischer Ewa-Meer-Duft stieg ihr in die Nase. Okay, okay, ich korrigierte, hatte schon weitaus schlimmere Morgenstunden. Versöhnt kuschelte sie sich an ihre Freundin und schmiegte ihr Gesicht an deren Schulter, beseelt wie eine Fünfjährige auf dem Rummel, die ihren Losbudenteddy knuffelte. Ewa, Ewa, ihre Ewa, da war sie also wieder, und es fühlte sich gut an. Richtig gut. Bis auf … »Menno, du bist ja schon angezogen, Süße.«
    »Weißt du, wie spät es ist?«, kam vorwurfsvoll zurück.
    Jule gähnte. »Ne. Sag mal.«
    »Gleich zwölf.«
    »Erst?« Wie lachhaft für einen Langschläfer. Nach diesem vorwurfsvollen Intro hatte Jule Schlimmeres befürchtet. Dornröschenschlaf, hundert Jahre weg vom

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