Violett ist nicht das Ende
nicht im Bett. Bei Hotsch-Jule-Hotsch komme ich nie.
»So, so«, nuschelte Mutter Bogacz. »Klingt ganz danach, als würdet ihr euch eine kleine Familie aufbauen.«
»Findest du?« Ewa wirkte irritiert. »Öhm, na ja. Aber wie vorhin gesagt, ich bin mir sicher.«
»Nun gut, Ewka. Es ist euer Leben. Ich mische mich nicht ein.«
»Ach … tatsächlich?« Ewa schien überrascht. »Ja, äh, cool.«
»Wunderbar, Frau Bogacz.« Jule grinset. »Danke.«
»Nichts zu danken, Jule. Eine Sache gibt es allerdings, die …«
»Und die wäre, Mama?«
»Wenn es euch wirklich ernst ist, dann …«
»Ist es«, sagten Jule und Ewa wie aus einem Mund.
»Ich meine, wirklich ernst, mit allem, was dazugehört …«
»Na klar.« Jule und Ewa strahlten um die Wette.
»Dann erwarte ich ein Enkelkind von euch. Mindestens eins.«
KAPITEL 15
Treffer. Treffer versenkt. Panik spiegelte sich in dem Blick, den Ewa Jule zuwarf. Die hätte beinahe die Teetasse umgeschusselt. Geschockt. Die Worte hatten gesessen, eingeschlagen wie eine Handgranate im Schützengraben. Jule schluckte schwer. Alles zog sich in ihr zusammen. Enkel, Kinder, Krümel … Schweigend rutschte sie von Ewas Schoß, suchte Abstand und kauerte sich zusammen, als wäre sie ein fröstelnder Angler am Eisloch. Kalt war ihr auf einmal, verdammt kalt. Alarmiert rückte Ewa näher.
»Lass.« Jule hob die Hand. »Lass … mich, bitte.« Immer weiter wich sie aus, bis sie fast von der Eckbank kippte. Ewa wollte ihr helfen, sie stützen und schützen wie vorhin, schon klar, aber es ging nicht. Nicht mit einer bloßen Umarmung. Nicht in diesem Moment, wo alles durcheinanderwirbelte, Gefühle in sämtlichen Schattierungen. Kein Gedanke zum Greifen. Jetzt, wo wieder jemand etwas erwartete, was Jule einfach nicht konnte. Kinder …
»Geht es Ihnen nicht gut?« Mama Bogacz klang besorgt.
»Mama!«, fuhr Ewa sie an. »Was soll das?«
»Wieso? Ich meinte nur, dass ich von euch …«
»Enkel gibt’s nicht. Themawechsel.«
»Ewka, auch Frauenpaare können heutzutage …«
»Das interessiert mich einen Scheißdreck, Mama!«
Mama Bogacz schluckte. »Ewka, dein Ton …«
»Der gefällt dir nicht, na und? Ey, weißt du, was mir nicht passt? Erst willst du mich unterstützen, lesbisch mit Jule, Hauptsache ich bin glücklich. Und dann? Drückst du uns so eine konservative Kinderkacke rein, nur weil du scharf bist auf schreiende Rotzgören, die du aus blankem Egoismus …«
»Ewa!« Entsetzt sah Jule sie an. »Du gehst zu weit.«
»Halt dich bitte raus, okay?«, meinte Ewa. »Das ist eine Sache zwischen Mama und mir.«
»Ist es nicht! Das weißt du. Du musst nicht wegen …«
»Keine Angst. Mama bestimmt gar nichts, null!«
»Ewka, was um alles in der Welt ist los mit dir?«
»Kapier es endlich!«, fuhr Ewa Mama Bogacz. »Wir wollen keine Kinder. Bettel die anderen an, damit sie Enkel produzieren, für die du Socken stricken kannst. Jule und ich pfeifen auf diesen Familienzirkus. Wir machen Karriere und gucken uns die Welt an mit einem rattenscharfen Cabrio. Und wir werden so schweineglücklich, bis die uns mit achtzig einsargen. Das garantier ich dir.«
Mama Bogacz seufzte. »Aber nicht ohne eigene Kinder.«
»Und ob.« Ewa verschränkte die Arme.
»Sei doch nicht so dumm, Ewka. Diese Entscheidung wirst du bereuen eines Tages. Reisen machen dich nicht zufrieden auf Dauer. Ich kenne dich, ich bin deine Mutter, ich weiß, was du …«
»Ich bin nicht mehr fünf.«
»Eben. Du bist erwachsen und hast dir immer Kinder gewünscht. Wieso verstellst du dich? Es ist doch alles gut. Du hast jemanden gefunden. Eine Frau, nun denn. Aber mit dreißig tickt bei Jule die Uhr schon gewaltig und sie sollte unbedingt euer erstes …«
»Okay, Mama, das war’s. Komm Jule, wir gehen.«
»Du bleibst!« Mama Bogacz haute mit der Faust auf den Tisch.
»Vergiss es!« Ewas Augen funkelten geladen. »Ey, ich hatte dich vorhin gewarnt, Mama. Wenn du mein Leben mit Jule und meine Entscheidungen nicht respektierst, dann hast du zwei Kinder. Zwei! Und ich werde nie wieder auch nur ein Wort mit …«
Wie bitte? Jule wurde schlecht. »Ew-Ewa …«
»Ssscht, alles gut.« Ewa drückte ihre Hand. »Keiner erwartet was von dir, zieh dir diesen Schuh bloß nicht an. Wir verduften.«
Jule fasste einen Entschluss. »Ich möchte mit deiner Mutter reden. Unter vier Augen.«
»Wieso? Wir sind ein Paar, wir halten zusammen, wir …«
»Ewa, hol mir was, irgendwas, wofür du circa zehn Minuten brauchst,
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