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Violette Bescherung

Violette Bescherung

Titel: Violette Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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ab, und der Engelschor in ihr ging grüngesichtig eine Runde reiern. Das war der Mist an so einer Mistel. Einmal nicht aufgepasst und schon schlabbert sich sonstwer fest. Schnell verwarf Jule den Hutgedanken. Am Ende lockte sie mit dem Ding noch Pizzaboten und UPS-Lieferanten an ihre Lippen. Furchtbare Vorstellung.
    »Nächster Versuch«, drängelte Ewa. »Dieses Mal klappt es.«
    Wie wahr. Der Zweig war noch nicht einmal in der Schwebe, da schob sich Ewa auf sie. Ganz automatisch öffnete Jule ihren Mund. Ihre Lippen verschmolzen. Voll Sehnsucht berührten sich ihre Zungenspitzen. Brizzel-wusch! Wunderkerze entflammt. Prickelnde Funken zischten durch Jule und heizten ihr gewaltig ein. Uff. Das war wieder einer dieser erotischen Ewa-Küsse, der einem komplett das Hirn vernebelte. Ihr Puls hämmerte los. Kein Engelchen sang mehr, oh nein, die standen nur rum mit knallroten Köpfen und fächelten sich mit ihren Kleidchen Luft zu. Welch lüsternes Treiben. Knutschend wälzten sie sich über den Teppich, rumpelten gegen das Bücherregal, änderten die Richtung und rollten zurück, liefen am Couchtisch auf, robbten ineinander verkeilt höher, knirschend über ein herumliegendes Päckchen, egal, bis … Baum. Achtung.
    Jule nahm Ewas Gesicht in die Hände. »Süße …« Sie rang nach Atem. »Wir sind zu müde für …«
    »Viel zu müde …«, nuschelte Ewa und übersäte ihren Hals mit zärtlichen Bissen.
    Sie schob ihre tastenden Fingern unter Jules Shirt und legte sie knetend auf ihre Brust. Jules Knie drängte wie von selbst in Ewas Schritt. Ihre Hände wühlten in blonden Fransen, die weich durch ihre Finger glitten. Ewas Duft hüllte sie ein. Ihre Lippen schmusten und saugten sich fest, Himmel, wie sollte Jule da noch die Bremse finden? Sie schlug die Augen auf. Direkt über ihr schimmerte ein Stern aus Goldpapier, wie idyllisch, daneben eine Mozartkugel, hurgx, Augen wieder zu. Genießen. Auf vibrierenden Wellen schweben wie ein wirbelndes Blatt im Wind. Nur genießen, that’s it. Ewas streichelnde Hände, die begehrlich ihren Körper verwöhnten. Ein paar Minuten. Oder hatten sie länger? Eine Stunde? Zwei? Wie spät war es denn inzwischen? Mussten sie nicht noch …
    »Du-hu-duschen«, keuchte Jule in den Kuss.
    »Danach.« Ewa knabberte sich weiter zum Ohrläppchen und rupfte parallel an Jules Hosenknopf.
    »Ge-gern, nur …«
    Abrupt beendete Ewa den Kuss, richtete sich auf, riss sich das Shirt über den Kopf und pfefferte es achtlos beiseite. Jule schluckte schwer. Gebannt sah sie zu Ewa empor, die rittlings über ihr thronte. Im flackernden Kerzenschein tanzten Schatten über Ewas blasse Haut, die volle Brust, die sich unruhig hob und senkte. Ewa verbarg ihre Finger nestelnd im Rücken. Langsam rutschte der dunkle BH über ihre Schultern, ehe sie ihn mit einer geschickten Drehung über Jule hinwegschnalzte. Hitze loderte in Jule hoch. Geschenk entpackt. Diese wunderschöne Frau, diese Brüste, die nur darauf zu warten schienen, von ihr verwöhnt zu werden. Saugend, knabbernd, verspielt mit der Zungenspitze, bis Ewa stöhnend ihren Körper durchbog, sich innig an Jule krallte und …
    »Wiederhol deinen Text.« Ewas Augen funkelten geradezu diebisch.
    »Äh … Text?«
    »Zu müde? Duschen? Stopp?«
    »Nie im Leben.« Jule schnellte hoch, schmiss ihre Brille von sich, irgendwohin, egal, jetzt war Ewa dran. Volles Programm bis zum Umfallen.
     

Samstag, 8:11 Uhr

    Kling, Glöckchen, klingelingeling. Hach ja. War Weihnachten nicht wunderbar? Ein Fest der Liebe. Pfff, dieser Slogan war glatt untertrieben. Leise schnurrend leckte sich Jule die Lippen, die himmlisch nach Ewa schmeckten. Irre. Unterm Weihnachtsbaum entpackt und vernascht. Eine leidenschaftliche Nummer mit einem blonden Engelbengelchen, das nun den Kopf von Jules Schulter hob. Jule blinzelte. Sonnenstrahlen erhellten den Raum, in dem überall noch Teelichter flackerten. Ach Shit, klassischer Adventsfail. Immer schön Kerzen ausmachen. Dieses Detail hatten sie im Eifer des Gefechts verschwitzt. Na, zum Glück war alles gut gegangen und nur sie beide hatten gebrannt. Und wie! Bei Ewa standen alle Fransen zerzaust auf zwölf und das Teppichmuster zierte ihre geröteten Wangen. Schnurr.
    »Hast du geklingelt?«, nuschelte Ewa verschlafen.
    »Ne.« Jule gähnte. »Ich bimmel nur zur Bescherung.«
    »Fuck!« Ewa fuhr hoch. »Auf! Los!«
    Das rüde Kommando ging Jule durch und durch. Auch das andere Geräusch rüttelte sie auf. Sturmgeläut. Einmarsch der

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