VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)
meinem Plan hatten wir nichts.
Wir näherten uns dem Vordereingang. » Sobald wir drin sind, gehen wir direkt zu Labor 6. Falls uns jemand bemerkt, gehen wir vorbei und weiter zum Automaten. Von dort sehen wir dann weiter.«
Wir hatten Glück: Der Hof war leer. Also gingen wir direkt zu unserem Ziel weiter und betraten das Gebäude. Der Eingangsbereich war dunkel. Sogar LIRI -Wissenschaftler arbeiten nicht gern am Sonntag.
Als ich auf den Lichtschalter drückte, kamen die Erinnerungen zurück. Rostige Hundemarken. Ein surrender Ultraschallreiniger. Eine dicke Metalltür.
Coop in einem Käfig, Schläuche, die in seiner Pfote endeten.
Den Jungs konnte ich am Gesicht ablesen, dass sie das Gleiche dachten. In diesem Gebäude hatten wir uns das Supervirus eingefangen. Bei unserem Einbruch vor sechs Monaten hatte alles angefangen. Da hatte unsere Mutation zu einzigartigen Wesen begonnen. Zu Virals.
Gänsehaut. Seit damals hatte sich so viel verändert.
Ben zog an der Tür zu Labor 6. Sie ließ sich nicht bewegen.
» Verschlossen?« Damit hatte ich nicht gerechnet.
» Ich habe meine Picks nicht dabei.« Shelton wirkte fast erleichtert.
» Sollen wir ein anderes Gebäude versuchen?«, schlug Hi vor. » Vielleicht klappt es mit Labor 2?«
» Vielleicht.« Wir brauchten einen Computer, an dem keine Überwachung stattfand. Ich zerbrach mir den Kopf, als mich Shelton überraschte.
Er zeigte zur Treppe. » Wie wäre es denn hier oben?«
» Karstens Labor?« Das war mir nicht in den Sinn gekommen. » Meinst du, es ist noch eingerichtet?«
» Die geheime Folterkammer des Teufels, der beinahe einen Rieseneklat verursacht hätte?« Hi wirkte skeptisch. » Höchst unwahrscheinlich.«
Shelton zuckte mit den Schultern. » Da stand ein Computer. Daran kann ich mich erinnern.«
» Einen Versuch wäre es wert.« Ben hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
Wir folgten ihm die Treppe hinauf und einen dunklen Gang entlang und folgten dem gleichen Weg wie an jenem schicksalhaften Nachmittag im Mai. Bei jedem Schritt wurden Erinnerungen wach. Wie wir im Gewitter klatschnass geworden waren. Wie wir dem Bellen eines Hundes nachgelaufen waren.
Déjà vu.
Wir erreichten das Ende des Gangs.
Und damit kam die Enttäuschung.
Das Labor war leer geräumt.
Die schwere Sicherheitstür war deaktiviert und stand offen. Die Regale mit medizinischem und wissenschaftlichem Gerät waren verschwunden. Geblieben waren zwei Aktenschränke, ein paar Klappstühle und ein abgestoßener Schreibtisch.
Mit einem Desktopcomputer.
» Hallöchen!« Shelton überprüfte rasch die Verkabelung. »Stromkabel? Vorhanden. Netzwerkkabel? Vorhanden. Mal schauen, ob das Baby funktioniert.«
Shelton fuhr den PC hoch, während Hiram und ich Stühle heranholten. Nachdem der Computer hochgefahren war, zeigte der Bildschirm die Startseite des Intranets vom LIRI .
» Wir leben.« Shelton gab eine Reihe Befehle ein, denen ich nicht folgen konnte. Ein weiteres Portal erschien. » Ich logge mich als Systemadministrator ein und lasse die Tracking-Protokolle überschreiben, aber komplett löschen kann ich die Session nicht.«
» Schon okay.« Ich schob mich näher heran. » Wir brauchen nur das eine Programm. Soll ich das Foto mailen?«
» Augenblick noch. Dafür muss ich Gmail öffnen.«
» Könnt ihr mir erklären, was ihr da treibt?« Ben stand hinter mir. » Das Bild durch ein Suchprogramm laufen lassen?«
» Die Software heißt Spotter– Kit hat mir davon erzählt.« Ich versuchte, mich an den genauen Wortlaut zu erinnern. » Die Software benutzt eine Gesichtserkennung und gleicht eingegebene Bilder mit Bildern aus dem Internet ab. Die Idee ist schlicht, aber Spotter ist einfach das beste Programm. Und sehr teuer. Kit sagt, die meisten Kunden sind Sicherheitsfirmen, die Spiele-Industrie oder es geht um Strafverfolgung.«
» Und wozu hat das LIRI sie?«, wollte Hi wissen.
» Kit hat herausgefunden, dass die Software auch mit Primaten funktioniert. Er will die Affen auf Loggerhead ohne Ohrmarke und Tätowierung leben lassen und setzt deshalb auf Gesichtserkennung. Das funktioniert bestens. Dazu will er professionelle Tierfotografen engagieren, die eine Datenbank aufbauen.«
» Aber heute benutzen wir Spotter so, wie es die Entwickler vorgesehen haben«, sagte Shelton.
Hi zeigte den erhobenen Daumen. » Um Leute online zu stalken.«
Das Bild zu laden, raubte mir die ersten zarten Triebe guter Laune. Die Realität schlug krachend über mir zusammen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher