VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)
auf. » Willkommen!« Seine schwarz-weiße Robe wallte auf, als er um den Tresen kam. » Was für eine Freude, euch so bald wiederzusehen.«
» Der letzte Besuch hat uns wirklich gut gefallen. Und zwar so gut«– demonstrativ ruckte ich an meinem Rucksack herum–, » dass wir uns entschieden haben, einen Aufsatz über das Kloster zu schreiben.«
» Wunderbar! Im Laden gibt es mehrere Bücher über die Geschichte von Mepkin Abbey, aber ihr könnt euch die Texte und die Originaldokumente auch umsonst in der Bibliothek ansehen.«
Perfekt.
» Wenn es in Ordnung ist, würden wir lieber in die Bibliothek gehen. Wir sollen nämlich vorzugsweise Originalquellen benutzen.«
» Fühlt euch wie zu Hause.« Patterson deutete auf die Hintertür. » Wisst ihr den Weg noch oder soll ich euch hinführen?«
» Den Weg wissen wir noch«, sagte ich rasch. » Vielen Dank.«
Ben kletterte als Letzter über die Friedhofsmauer.
Hi stand auf Zehenspitzen und spähte den Weg zurück, den wir gekommen waren. » Die Luft ist rein. Uns ist niemand gefolgt.«
Endlich hatten wir auch mal Glück. Uns war kein Mensch begegnet, als wir uns an der Bibliothek vorbei, durch den Garten und über die Holzbrücke zum Friedhof geschlichen hatten. So langsam glaubte ich selbst an den Erfolg der Mission.
Aber ich wollte nicht daran denken, was uns als Nächstes erwartete.
Shelton beschäftigte sich mit dem Schloss am Gitter, dann nahm er sich die Tür vor. Schließlich: » Bei Gott, wir sind drin.« Trotz der milden Temperaturen stand ihm der Schweiß auf der Stirn.
Ich traf eine Entscheidung. » Wir müssen ja nicht alle reingehen. Shelton, du hältst hier oben Wache.«
Erleichtert lief er zur Mauer.
» Mich brauchst du für den Deckel«, sagte Ben. » Und Hi auch.«
Hi verzog das Gesicht. » Bringen wir es hinter uns, ich will hier so schnell wie möglich weg.«
Ben nahm meinen Ellbogen und drückte sich vorbei. » Ich gehe vor.«
Aber bitte schön, Schlangenköder.
Ich stieg hinter Ben die schmale Treppe hinunter, gefolgt von Hi. Unten wäre ich beinahe gestolpert, weil die letzte Stufe viel eher kam als erwartet. Eine Erinnerung daran, dass wir unsere inneren Wölfe noch nicht losgelassen hatten.
» Jungs?«, flüsterte ich. » Wie wäre es mit einem Schub? Hier unten kann man kaum etwas sehen.«
» Auch nicht notwendig.« Bens Antwort hallte durch die Gruft und ich hörte Ärger und Schreck heraus. » Niemand zu Hause.«
» Was?« Ich rannte zum Sarkophag.
Er stand offen. Die Leiche war verschwunden.
Ich lehnte mich über die Kante und leuchtete mit meiner Taschenlampe hinein. Doch ich entdeckte nur ein verstaubtes Skelett.
Der ursprüngliche Bewohner.
Frustriert schlug ich auf den Deckel. » Der Spielleiter hat seine Spuren verwischt. Er spielt mit uns!«
Ben ging auf die andere Seite des Steinsargs. » Hi, hilf mal, die Platte zurückzuschieben.«
» Wozu?«, jammerte Hi. » Das Skelett hat nichts mehr davon.«
» Es ist ein Grab. Zeig zur Abwechslung mal ein bisschen Respekt.«
Hi schnaubte, half Ben jedoch. Zusammen schoben sie die Steinplatte an ihren ursprünglichen Ort.
» Das war ja wohl sinnlos.« Hi japste.
» Ganz und gar nicht.« Ben schnaufte kaum. » Deine gute Tat für heute.«
Hi zog die Augenbrauen hoch. » Haben wir damit wiedergutgemacht, dass wir in eine Gruft eingedrungen sind?«
Ohne zu antworten, nahm Ben seine Taschenlampe und ging zur Treppe. Hi eilte hinterher.
Ich blieb stehen.
» Tory?« Hi hatte schon einen Fuß auf der Stufe und wollte so schnell wie möglich verschwinden. » Was ist los?«
Zuerst antwortete ich nicht. Konnte nicht. Doch dann brach meine Wut aus mir heraus.
» Ständig sind wir einen Schritt hinterher. Wir rennen in die Richtung, in die der Spielleiter zeigt. Und er ist uns immer voraus. Kennt jeden unserer Züge im Voraus.«
Sofort war Ben bei mir und fasste mich an der Hand. » Später, Tory. Im Augenblick sollten wir diese Gruft erst einmal so schnell wie möglich verlassen.«
Er hat recht. Das Wesentliche im Blick behalten.
Ich zwang mich zur Ruhe und hob mir meine Wut für später auf.
Dann rief Shelton von oben: » Da kommt jemand!«
» Was sollen wir machen?«, zischte Hi. » Hier unten können wir uns nicht verstecken.«
» Es ist ein Mönch!«, piepste Shelton. » Er hat gerade die Brücke hinter sich!«
» Jemand einen Plan?« Ben sah mich an.
Mein Verstand raste und brachte keine Resultate. Diese Aktion entwickelte sich zum kompletten Desaster.
Ich
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