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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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meine Zuwendung.
    » Du verlässt mich jedenfalls nicht, mein Junge.«
    Die Anspannung der letzten Woche schwächte meine Abwehrkräfte.
    Ein gewaltiger Schmerz überwältigte mich.
    Ich vermisste meine Mom. Sehnte mich nach ihrer Fürsorge und Wärme. Nach der tröstenden Hand, die meinen Kopf streichelte, nach ihren Armen, die mich umschlangen, nach ihren Lippen, die mir ins Ohr flüsterten, dass alles gut werden würde. Dass ich geborgen war und geliebt wurde.
    All die Dinge, auf die ich verzichten musste. Jetzt und für immer.
    Ich weinte und weinte und weinte, während nur mein treuer Wolfshund mich tröstete. Auf dem nackten Boden des Bunkers kuschelten wir uns aneinander, ich ließ meinen Tränen freien Lauf, und Coop leckte sie von meinen Wangen.
    Nie im Leben hatte ich mich so ohnmächtig gefühlt.

KAPITEL 59
    » Nimm dich zusammen, Victoria. Hör auf, dich zu bemitleiden.«
    Coop spitzte die Ohren.
    » Nicht du, großer Junge.« Ich tätschelte seine Schnauze. » Mommy ist nur traurig, dass hier alle die Flinte ins Korn werfen wollen.«
    Vielleicht hatten die Jungs recht. Was konnten wir noch tun?
    Es gab weder neue Rätsel zu lösen noch weitere Gedichte zu entschlüsseln. Keine Schatzkarte, deren Hinweisen wir folgen konnten.
    Unsere Arbeit war erledigt. Wir hatten Anne Bonnys Hinweise beachtet und waren bis zu ihrem Schatz vorgedrungen. Keine zwei Meter von mir entfernt stand eine Schatztruhe an der Wand.
    Doch die Truhe war leer.
    Warum hielt ich mich immer noch krampfhaft an dieser Geschichte fest? Warum war ich immer noch davon überzeugt, dass der Schatz irgendwo zu finden war?
    Intuition? Instinkt?
    Oder war es etwas weniger Schmeichelhaftes? Wahn? Realitätsverlust? Die Unfähigkeit, sich der Wahrheit zu stellen?
    Ach, Quatsch!
    Solange noch eine klitzekleine Chance bestand, würde ich nicht klein beigeben. Loggerhead zählte auf mich.
    Mit meiner verqueren Psyche sollten sich andere beschäftigen.
    Wer weiß? Vielleicht zählte Anny Bonny wirklich zu meinen Vorfahren. Vielleicht stand mir ihr Schatz per Geburtsrecht zu.
    Ein Rückzug kam nicht infrage. Nicht, solange ich noch ein paar Pfeile im Köcher hatte.
    Ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht und ging zur Kiste hinüber. Die war alles, was mir geblieben war.
    Meine Finger strichen über den dreckverkrusteten Rahmen. Er war immer noch stabil, selbst nach dreihundert Jahren unter der Erde.
    Auch dem makellos geformten Deckel hatte der Zahn der Zeit offenbar nichts anhaben können. Ich ging mit den Augen ganz nah heran, untersuchte den schmalen Spalt zwischen Deckel und Kasten. Nicht der winzigste Kratzer war zu erkennen. Nicht die kleinste Spur irgendeiner Gewalteinwirkung.
    Schlussfolgerung: Die Truhe war niemals mit Gewalt geöffnet worden.
    Bis wir das Vorhängeschloss zerstört hatten, waren alle Bestandteile unbeschadet geblieben.
    Was bedeutete das?
    » Zwei Möglichkeiten«, sagte ich laut. » Entweder man hat die leere Truhe vergraben oder sie irgendwann aus der Erde geholt, den Inhalt entfernt und die leere Kiste erneut vergraben.«
    Doch beide Szenarios wirkten gleich unwahrscheinlich. Warum sollte man eine leere Kiste verstecken? Warum all die Rätsel und Fallen, um zu verhindern, dass sie gefunden wurde? Welchem Zweck sollte das dienen?
    Ich konnte mir jedenfalls nichts Sinnloseres vorstellen, als Zeit und Energie darauf zu verwenden, eine leere Truhe fast zwei Meter unter die Erde zu bringen.
    Es sei denn, jemand betrieb ein doppeltes Spiel.
    Vielleicht hatte jemand die Beute im allerletzten Moment mitgehen lassen.
    Ich runzelte die Stirn. In diesem Fall wäre der Piratenschatz schon lange verschwunden.
    Ich beschäftigte mich lieber mit der zweiten Theorie, die jedoch ihre eigenen Tücken hatte.
    Wenn jemand den Schatz gehoben hatte, warum hatte er sich dann die Mühe gemacht, die Kiste wieder einzubuddeln? Warum war er nicht einfach mit der Beute abgehauen und fertig?
    Vielleicht war der Standortwechsel eine zusätzliche Sicherheitsvorkehrung.
    Anne Bonny war auf die Sicherheit ihres Schatzes sehr bedacht gewesen. Sie hatte ihn ja schon einmal zuvor an einen anderen Ort gebracht.
    Mein Puls beschleunigte sich ein wenig. Wenn man den Schatz weggeschafft, die Truhe aber an ihrem ursprünglichen Ort belassen hatte, konnte das nur einen Grund haben.
    » Dass jemand dies als Hinweis verstehen sollte!«
    Coop blickte kurz auf, als er meine Stimme hörte, und kaute dann weiter an seinem Tennisball.
    Aufgeregt unterzog ich

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