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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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es jedenfalls nie verboten.«
    » Und was willst du ihm nachher sagen?«, fragte Hi.
    » Wenn Kit wütend wird, dann stelle ich mich dumm und entschuldige mich. Ein Mal komme ich damit auf jeden Fall durch.«
    » Ich werde nicht das Auto deines Vaters stehlen«, sagte Ben mit Entschiedenheit. » Ruf ihn an.«
    » Er wird es nie erfahren, glaub mir.« Ich sah auf die Uhr. » Wir haben sechs Stunden für Hin- und Rückfahrt. Zeit genug, um fünf Rundtouren zu machen!«
    Es war an der Zeit, Bens Ego herauszufordern. » Du kannst doch fahren, oder?«
    » Natürlich kann ich fahren!« Letzten Monat, während wir im Hausarrest schmorten, hatte Ben endlich seinen Führerschein gemacht. » Das ist nicht der Punkt.«
    » Es gibt keinen anderen Weg«, sagte Shelton. » Mit dem Boot kommen wir nicht nach North Charleston.«
    Ben schwieg.
    » Wir stehen auf dem heißesten Fleck dieses Planeten. Lasst uns einfach aufbrechen!« Unter den Achseln von His himmelblauem Hawaiihemd hatten sich große Schweißringe gebildet.
    » Also gut. Jeder schnallt sich an. Kein Radio. Keine Ablenkungen.« Ben warf Hi einen warnenden Blick zu. » Und keine blöden Kommentare.«
    » Dein Pech«, entgegnete Hi. » Also auf zum Luxusschlitten.«
    Fünf Minuten später rollten wir die unbefestigte, einspurige Straße entlang, die Morris mit Folly Island verbindet. Nachdem wir Folly Beach hinter uns gelassen hatten, nahmen wir den State Highway 171 und fuhren in nördliche Richtung, James Island entgegen.
    Hi zuliebe drehte ich die Klimaanlage voll auf, doch da ich selbst nur ein Tanktop, Shorts und Sandalen trug, bescherte mir die eisige Luft in Sekundenschnelle eine Gänsehaut.
    Wie Ben gefordert hatte, fuhren wir schweigend. Es war ein seltsames Gefühl, allein mit meinen Freunden in einem Auto zu sitzen. Premiere für die Virals. Zu beiden Seiten zog das Marschland der Küste an uns vorbei. Hier und dort sah man einen Kranich oder einen Reiher mit Streichholzbeinen aus dem unbewegten Wasser aufragen.
    Wir bogen nach rechts auf den James Island Expressway ab, überquerten auf diesem das Wasser und gelangten so auf die Halbinsel, wo der Expressway in die Calhoun Street übergeht. Nach wenigen Blocks schwenkten wir in die King Street, die in nördliche Richtung führte und uns von den historischen und touristischen Vierteln, die wir sonst aufsuchten, entfernte. Wir fuhren an der Cooper River Bridge vorbei, der unübersehbaren Trennlinie zwischen Aristokratie und Proletariat. Wenige Meilen später erreichten wir North Charleston.
    Myers ist ein heruntergekommenes Viertel, das von baufälligen Häusern, billigen Wohnblocks, Spirituosenläden und Pfandhäusern geprägt wird. In dieser Wohngegend, die zu den ärmsten der USA gehört, schließen nur wenige die Highschool ab, vom College gar nicht zu reden. Verbrechen und Gewalt bestimmen den Alltag.
    Wer das Glück hat, einer Arbeit nachzugehen, tut das in der Regel als Fabrikarbeiter oder Tagelöhner. An den Straßenecken sammeln sich die Obdachlosen und Arbeitslosen, hängen an der Nadel oder versuchen, ihr Leid im Alkohol zu ertränken.
    Myers besuchte man nicht zum Spaß.
    Hi streckte seinen Arm aus und verriegelte die Türen.
    » Nächste rechts«, sagte Shelton. » Da vorn ist es: Bates Pawn-and-Trade.«
    » Wollen wir wirklich das Auto verlassen?«, fragte Hi mit ungewohnt hoher Stimme. » Kann sein, dass es weg ist, wenn wir wiederkommen.«
    » Ich parke direkt vor dem Laden.« Ben klang angespannt.
    » Wird schon gut gehen«, sagte ich. » Rein und wieder raus.«
    » Dein Wort in Gottes Ohr«, murmelte Hi, der sich widerwillig aus dem Wagen schob.
    Bates Pawn-and-Trade war das letzte Geschäft einer heruntergekommenen Häuserzeile, die aus einem Waschsalon, einem Nagelstudio, einer Spielhalle und einer Baptistenkirche bestand.
    Ein rotes Transparent gab mit klotzigen Buchstaben den Namen des Etablissements bekannt. Hinter vergitterten Fenstern war ein Sammelsurium verstaubter Gegenstände zu erkennen. 9-mm-Kameras. Ein Schlagzeug. Eine kleine Kollektion goldener Uhren.
    Und Pistolen. Jede Menge Pistolen.
    Ben wollte mit der Schulter die massive Eisentür aufschieben, doch sie bewegte sich nicht vom Fleck.
    » Drück mal auf die Klingel«, schlug Shelton vor.
    Eine Zeit lang starrten wir untätig in die Linse der Überwachungskamera, die sich in einem Metallgehäuse befand. Schließlich summte das Türschloss und sprang auf. Wir drängten uns hinein.
    Drinnen baumelten nackte Glühbirnen von der

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