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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Peregrines Schlafstätte
    Winde dich hinab zur Schleuse des dunklen Raumes.
    » Könnt ihr euch vorstellen, was mit ›Schleuse des dunklen Raumes‹ gemeint ist?«, fragte Hi.
    » Wart’s ab«, sagte ich. » Da kommt dein Freund.«
    Dr. Short hatte sich weiße Stoffhandschuhe übergestreift und trug ein kleines Bündel. Als er die Fotokopie erblickte, runzelte er die Stirn.
    » Was ist das? Eine Reproduktion? Sie haben von Originalen gesprochen?«
    » Das zweite Originaldokument liegt uns leider nicht vor«, log Hi. » Wir mussten die Internetseite ausdrucken.«
    Short spähte über den Rand seiner Brillengläser.
    » Ich arbeite nicht mit Kopien.« Punkt. » Die Details gehen verloren. Auf diese Weise kann ich die Echtheit eines Dokuments nicht prüfen.«
    » Wir möchten ausschließlich die Echtheit des Briefs prüfen lassen«, entgegnete Hi. » Die Kopie haben wir nur als ergänzendes Material mitgebracht.«
    Was die Authentizität der Karte anging, hatten wir nicht die geringsten Zweifel. Schließlich hatten wir sie persönlich aus dem Charleston Museum gestohlen.
    Shorts Augen verengten sich. Ich fürchtete schon, er könnte unseren Betrug durchschauen.
    Vorsicht! Der Typ lässt sich nichts vormachen.
    » Nun denn.« Short zog eine Juwelierlupe hervor. » Ich werde vielleicht weitere Informationen brauchen. Fürs Erste nehmen Sie bitte auf den Bänken Platz. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn ich zu einem Ergebnis gelangt bin.«
    Wir trabten zu den langen Holzbänken, während Short sich über Anne Bonnys Brief beugte. Seine Nase schwebte nur Zentimeter über dem alten Papier. Geschlagene zwanzig Minuten ignorierte er uns vollkommen.
    Allgemeines Gähnen war angesagt. Meine Gedanken schweiften umher, als mich Shorts Stimme schlagartig zu mir brachte.
    » Kommen Sie bitte!« Short sah uns durchdringend an, die Fingerspitzen aneinandergelegt. » Woher haben Sie diesen Brief?«
    » Aus einem Pfandhaus«, antwortete ich. Warum sollte ich in diesem Punkt nicht ehrlich sein?
    » Einem Pfandhaus?« Short machte ein beleidigtes Gesicht. » Wollen Sie mich zum Narren halten?«
    » Nein, Sir. Dieser Brief hat sich in einer Kiste mit mehr oder minder wertlosem Zeug aus der Piratenzeit befunden, die wir in einem Pfandhaus in North Charleston entdeckt haben.«
    » Dieser Brief trägt die Unterschrift von Anne Bonny.« Shorts Augen funkelten. » Wissen Sie, wer das war?«
    Wir nickten.
    » Ich halte dieses Dokument für authentisch«, erklärte Short kurzerhand. » Wenn dem so ist, dann handelt es sich hier um ein außerordentliches Fundstück! Atemberaubend, wenn man bedenkt, woher dieser Brief stammt und wie er den Weg zu Ihnen gefunden hat.«
    Mein Magen zog sich zusammen. Wenn der Brief echt war, dann waren es auch die Hinweise in ihm!
    » Anne Bonny schreibt, sie sei in einem Gefängnis in Charles Town gefangen gehalten worden«, fuhr Short fort. » Davon ist bisher nichts bekannt. Eine unglaubliche Entdeckung!«
    » Das wissen wir«, sagte Ben.
    » Was hatten Sie in einem Pfandhaus in North Carolina verloren?« Shorts Ton hatte sich verändert. » Diese fotokopierten Zeilen… Wo ist das Original dazu?«
    » Das haben wir im Internet entdeckt.« Zurück zur Lüge. » Vermutlich handelt es sich um ihr Tagebuch.«
    » Und Sie meinen, Anne Bonny hat diese Zeilen geschrieben?«, fragte Short.
    » Das… äh… hat die Website behauptet.«
    » Denn sollten diese Zeilen tatsächlich von Anne Bonny stammen, dann ist quasi zweifelsfrei auch die Echtheit des Briefes bewiesen.«
    » Wie können Sie da so sicher sein?«, fragte ich.
    » Die Handschrift eines Menschen«, begann Dr. Short zu dozieren, » ist so unverwechselbar wie sein Fingerabdruck. Experten wie ich erkennen eine Handschrift an den kleinsten Details, selbst wenn der Urheber sie mutwillig verändert, um seine Identität zu verschleiern.«
    » Anne Bonny hat also beides geschrieben?«, fragte Hi.
    » Lassen Sie mich klarstellen, dass beide Schriften von derselben Hand stammen«, antwortete Short. » Und dass der Brief die Unterschrift von Anne Bonny trägt. Dass sie die Zeilen auf der Fotokopie ebenfalls geschrieben hat, haben Sie mir versichert.«
    » Der Brief ist echt?« Sheltons Erregung war offensichtlich.
    » Sollte es sich um eine Fälschung handeln, dann ist sie ein Meisterwerk. Das Papier, die Tinte, der Charakter, das alles ist typisch für die Entstehungszeit des Briefes. Ohne eine nähere wissenschaftliche Untersuchung kann ich zwar nicht zu hundert Prozent

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