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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hinter mir zusammen.
    Ich holte tief Luft.
    Und wagte mich ins Dunkel.

KAPITEL 30
    Der zweite Tunnel war breit genug, um zu zweit nebeneinander zu gehen.
    Er war solide gebaut, mit halbwegs glatten Wänden und einem ebenen Fußboden. Massive Eichenbalken stützten die Decke in regelmäßigen Abständen.
    Doch der Korridor schien sehr alt zu sein. In diesem Abschnitt stand die Luft. Roch abgestanden und säuerlich. Der Boden war von einer glitschigen Schicht überzogen.
    Mit vorsichtigen Schritten tasteten wir uns voran, ballten uns zusammen, alle Sinne in höchster Alarmbereitschaft.
    Hi war neben mir und trug die Laterne. Die Halogenlampe tauchte alles in einem Radius von drei Metern in ein helles Licht, erlaubte es meinen Pupillen, jedes Detail mit bemerkenswerter Klarheit zu erkennen. Ich musste immer noch an die Falle mit dem Balken und der Klinge denken.
    Das Gedicht auf der Schatzkarte kam mir in den Sinn. Nicht die erste Zeile. Ich war sicher, dass wir den Tunneleingang hinter uns gelassen hatten. Die Frage nach » Lady Peregrines Schlafstätte« hatte sich erübrigt. Meine Aufmerksamkeit galt der zweiten Zeile.
    Die Schleuse des dunklen Raumes. Was war damit gemeint?
    Ich ließ mir verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Ohne Ergebnis. Ich musste zugeben, dass diese Formulierung, ohne nähere Informationen, ein Rätsel blieb.
    Und das zweite Gedicht auf der Karte? Was bedeuteten seine Worte?
    Ich spürte, wie Hi meinen Arm packte. Mein Kopf fuhr herum. Er starrte zu Boden.
    » Nicht bewegen!«
    Mit größter Vorsicht kniete Hi sich hin, legte sich dann flach auf den Bauch und betrachtete etwas, das sich direkt neben meinen Füßen befinden musste.
    » Was ist das?« Sheltons Gesicht war auf einer Höhe mit meinem Ohr.
    His Blick wanderte zur Decke. Behutsam richtete er sich auf.
    » Keiner bewegt sich vom Fleck! Da unten ist ein Stolperdraht, und ich wette, da ist auch was über unseren Köpfen.«
    » Stolperdraht?«, japste Shelton. » Wozu?«
    » Damit uns irgendwas Hässliches auf den Kopf fällt.«
    Ich blickte nach oben. Hi hatte recht. Drei waagerechte Schlitze unterteilten in gleichmäßigen Abständen die Decke.
    Bens Taschenlampe beleuchtete den Schlitz auf der linken Seite.
    » Metallgitter, die an Schnüren hängen.« Der Strahl wanderte nach rechts. » Irgendwas mit Nägeln.«
    Schluck.
    » Bleibt, wo ihr seid«, sagte Hi. » Ich schau mich mal nach anderen Drähten um.«
    » Geh langsam«, warnte ich ihn. » Bitte sei vorsichtig.«
    Hi studierte den Fußboden, indem er die Laterne dicht darüber kreisen ließ. So arbeitete er sich Stück für Stück nach vorn.
    Schritt. Pause. Schritt. Pause. Dann hob er das Bein und machte einen langen Schritt. Ich betrachtete die Stelle, über die Hi hinweggeschritten war, kniff die Augen zusammen und mobilisierte all meine wölfische Scharfsichtigkeit.
    Dann sah ich ihn.
    Einen Draht, nicht dicker als eine Angelschnur. Er war in Kniehöhe über den Korridor gespannt und bei dem schummrigen Licht quasi nicht zu erkennen.
    Ohne His besondere Sehkraft wären wir direkt in ihn hineingelaufen. Ein Schauer rieselte mir den Rücken hinunter.
    Das war knapp.
    » Es gibt nur einen Draht.« Hi atmete kaum. » Er ist genau hier zwischen meinen Beinen.«
    Ben tropfte der Schweiß vom Kinn. » Mach ja keinen Fehler.«
    Hi blieb mit gegrätschten Beinen stehen und winkte uns weiter.
    Es sah fast ein bisschen komisch aus, wie eine Pantomime. His Hintern hing quasi in der Luft, in typischer Basketball-Verteidigungsstellung.
    » Kommt schon«, drängte er. » Ich kann hier nicht den ganzen Tag so stehen.«
    Ich war die Erste und ließ den Draht nicht aus den Augen. Nachdem ich ihn überquert hatte, verließ ich sofort die Gefahrenzone.
    Shelton war der Nächste. Er überstieg den Draht mit äußerster Langsamkeit. Sein starres Gesicht eine Maske der Konzentration. Ben ließ den Draht geschwind hinter sich und reichte Hi eine helfende Hand.
    Hi brauchte die Hand nicht, schwang sein zweites Bein mit der Anmut eines Balletttänzers hinüber und drehte mit breitem Grinsen eine halbe Pirouette. Allerdings geriet er im selben Moment auf dem glatten Boden ins Rutschen. Im Fallen trat sein hinteres Bein gegen den Stolperdraht.
    Über uns geriet etwas lautstark in Bewegung. Kieselsteine regneten aus den Schlitzen, die sich in der Decke befanden.
    Ben schoss nach vorn wie eine Gewehrkugel.
    Er packte Hi mit beiden Händen und riss ihn zurück. Die beiden krachten gegen

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