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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Shelton gab mir eine speckige Benutzerkarte. » Kein anderer als der gute alte Rodney Brincefield.«
    » Schon wieder der komische Kauz?« Hi hob eine Braue. » Was sagt uns das?«
    Ich zuckte die Schultern. » Der interessiert sich eben sehr für Anne Bonny. Ist doch nichts Ungewöhnliches.«
    Doch im Grunde wunderte ich mich auch, dass wir es schon wieder mit Brincefield zu tun hatten. Er machte zwar einen harmlosen Eindruck, doch hatte ich früher schon schmerzhaft erfahren müssen, was passieren konnte, wenn man Leute unterschätzte.
    Hatte Brincefield etwas mit dem Angriff auf uns zu tun?
    Shelton unterbrach meine Gedanken. » Ihr habt doch gerade über Massachusetts gesprochen, oder?«
    Wir nickten.
    » Ich hab das noch gar nicht erwähnt«, fuhr er fort, » aber in meinem Piratenbuch ist von Gerüchten die Rede, dass Anne Bonny in den Norden geflohen ist.«
    » Wann soll das gewesen sein?«, fragte Ben.
    » Nach ihrem Prozess auf Jamaika. Einer Theorie zufolge ist sie nach Massachusetts Bay Colony gesegelt und hat sich in Neuengland niedergelassen. Dann verliert sich ihre Spur.«
    Diesmal wurden auch meine Arme und Beine von dem Kälteschauer ergriffen. Die Sache wurde immer seltsamer. Ich hatte das Gefühl, als wollte mich jemand zum Narren halten.
    Dann spürte ich einen stechenden Schmerz. Mom hätte diese Story geliebt.
    Ich schob den schmerzhaften Gedanken beiseite.
    » Aber das kann nicht sein«, schaltete Hi sich ein. » Anne Bonny wurde doch nach Charles Town gebracht.«
    » Vielleicht ist sie nach Norden geflohen, nachdem sie aus Half-Moon Battery ausgebrochen ist«, schlug Shelton vor. » Ich wollte euch nur erzählen, was in dem Buch steht.«
    » Können wir jetzt bitte die letzten Unterlagen durchgehen?«, sagte Ben. » Ich kann bald nicht mehr.«
    Aber auch die verbliebenen Papiere brachten nichts Neues ans Licht. Bei den meisten handelte es sich um zeitgenössische Beschreibungen ihrer Raubzüge auf See sowie um Berichte über ihren Prozess. Interessant, aber nicht von Nutzen.
    Seufzend überflog ich das letzte Blatt. » Das war’s?«
    Hi gähnte. » Die letzte Nacht steckt mir noch in den Knochen.«
    Ich drückte die Ruftaste. Als Dr. Short kam, dankte ich ihm für seine Mühe.
    » Ich gehe davon aus, dass Sie mir den Brief von Anne Bonny umgehend zukommen lassen werden.«
    » Ja, Sir.« Wir verließen den Raum.
    Die Sonne war eine leuchtend weiße Scheibe, die hoch am Himmel stand. Kaum zu glauben, dass wir erst vor ein paar Stunden aus einer gefluteten Kliffhöhle in den Hafen von Charleston geschwommen waren.
    Obwohl hundemüde, waren wir noch nicht am Ende.
    » Irgendwelche neuen Aufschlüsse?«, fragte Ben.
    » Nichts Besonderes«, musste ich zugeben. » Short hat gesagt, die Nachricht sei in Gälisch geschrieben. Wir brauchen eine Übersetzung.«
    » Wir haben immerhin erfahren, dass Tory von einer schmuddeligen, blutrünstigen Piratenbraut abstammt.«
    » Lass gut sein, Hi.«
    Wir latschten die Eingangstreppe hinunter und trotteten dem Yachthafen entgegen.
    Blieben abrupt stehen.
    Einen halben Block entfernt, lehnten Marlo und der Kleiderschrank an einem Maschendrahtzaun.
    Marlo trug erneut ein weites, weißes T-Shirt und schwarze Jeans. Ein weißer iPod war an seinem Gürtel befestigt. Die Kabel des Kopfhörers schlängelten sich zu seinem Kopf hoch. Der Kleiderschrank steckte wie gehabt in einem NBA -Trikot, diesmal von den Philadelphia 76ers.
    Wir konnten ihnen nicht mehr aus dem Weg gehen, es sei denn, wir wären umgekehrt.
    » Irgendwelche Vorschläge?«, murmelte Hi.
    » Einfach vorbeigehen«, flüsterte ich. » Die können uns nicht einschüchtern.«
    » Dich vielleicht nicht«, brummte Shelton.
    Bevor wir an ihnen vorbeigingen, hob ich lächelnd die Hand zum Gruß. Marlos Gesicht blieb versteinert, doch seine Augen folgten uns. Eine Hand strich über die Zorro-Narbe auf seiner Wange. Der Kleiderschrank ignorierte uns vollständig.
    Mir ging Sheltons Bemerkungen über voreilige Schlussfolgerungen durch den Kopf.
    Noch ein paar Schritte, dann bogen wir um die Ecke.
    » Uaaah.« Hi zog die Schultern hoch. » Diese Typen sind mir echt nicht geheuer!«
    » Was haben die vor?« Shelton warf einen Blick zurück, doch sie waren uns nicht gefolgt. » Meint ihr, das waren die beiden, die uns durch die Tunnel gefolgt sind?«
    » Schaut meine Arme an«, sagte Hi. » Nichts als Gänsehaut.«
    » Vergesst die beiden«, sagte Ben. » Konzentrieren wir uns lieber auf den gälischen Text.«
    »

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