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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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nicht für zweckmäßig.«
    »In Zukunft«, sagte er beherrscht, »gestatten Sie mir bitte, solche Einschätzungen selbst vorzunehmen.«
    »Bedauere.«
    Zivilisten! Die ganze Spezies war ihm verhasst. Chaison stapfte weiter und dachte an die Menschenleben, die der Flug hierher gekostet hatte. Letztlich war er für sie alle verantwortlich. Es war schrecklich, Entscheidungen treffen zu müssen, ohne mögliche Alternativen zu kennen.
    Mahallan schien erst jetzt zu begreifen, welchen Fehler sie begangen hatte. »Hören Sie, wenn ich gewusst hätte …«
    »Was ist er eigentlich?« Chaison deutete auf das Gespenst, das neben seiner Frau herging und sich mit ihr lachend unterhielt. »Ist er eine reale Person?«
    »Nun ja.« Mahallan zuckte ratlos die Achseln. »Wie definieren Sie ›real‹? Max ist eine Person nach dem
Prinzip des Chinesischen Zimmers und damit so real wie Sie und ich.« Sie sah seinen verständnislosen Blick und sagte: »Es gibt viele Spielkirchen, deren Mitglieder Teile des Nervensystems einer theoretischen Person spielen - ich könnte etwa der Vagusnerv oder ein winziges Neuron in der Amygdala sein. Wenn ich an der Reihe bin, habe ich auf einer vernetzten Fingertrommel den mir zugewiesenen Rhythmus zu klopfen, und der ist abhängig von den Rhythmen und Tönen, die mir von meinen neuralen Nachbarn übermittelt werden, welche wiederum auf der anderen Seite des Planeten sein könnten …« Sie sah, dass sich sein Gesichtsausdruck nicht verändert hatte. »Jedenfalls ergeben alle Aktionen aller Gemeindemitglieder zusammen ein eins-zu-eins-identisches Modell eines kompletten Nervensystems … gewöhnlich eines menschlichen Gehirns, obwohl es auch Hunde- und Katzenkirchen gibt und man sogar Versuche unternommen hat, transhumane Gottwesen zu konstruieren. Die Signale laufen in einem künstlichen Körper zusammen und werden integriert. Max’ Körper kommt Ihnen nur deshalb so merkwürdig vor, weil seine Kirche eine Manga-und keine Menschenkirche ist, aber auf der Straße laufen Leute herum, bei denen sie niemals auf die Idee kämen, sie könnten von einer Kirche geschaffen worden sein.«
    Chaison schüttelte den Kopf. »Dieser Thrace ist also … die Kopie einer Person?«
    Aubri war entsetzt. »Admiral, so etwas dürfen Sie nie wieder sagen! Er ist real. Natürlich ist er real. Und Sie müssen verstehen, dass die Spielkirchen ein unglaublich wichtiger Teil unserer Kultur sind. Sie sind
ein Versuch, eine Antwort auf die endgültigen und letzten Fragen zu finden: Was ist eine Person? Wo ist die Seele angesiedelt? Inwieweit sind wir für andere verantwortlich? Man klopft nicht nur auf eine Trommel, man hilft mit, Momentaufnahmen des Bewusstseins einer echten Person zu erstellen … diese Verantwortung nicht wahrzunehmen, könnte im wahrsten Sinne des Wortes Mord sein.«
    Er sah sie von der Seite an. »Für jemanden, der freiwillig im Exil lebt, treten sie ungeheuer leidenschaftlich für diese Kirchen ein. Haben Sie vielleicht einer davon angehört, bevor Sie hierherkamen?«
    »Oh!« Offenbar wurde ihr bewusst, dass sie schon zu viel verraten hatte. »Nein, es ist nur …«
    »Ich habe gehört, dass du hier bist!«, ließ sich hinter ihnen eine Stimme vernehmen.
    Chaison drehte sich rasch um, und seine Hand wanderte an seinen Gürtel, wo das Schwert hängen sollte - aber nicht hing. Ein Mann von durchschnittlichem Aussehen, mittlerer Größe und in mittlerem Alter war von hinten herangekommen, während sie in ihr Gespräch vertieft waren. Chaison stellte fest, dass er eine etwas andere Aussprache hatte als Aubri. Er hörte sich an, als käme er von Virga.
    »Aubri Mahallan«, sagte er jetzt und zog eine Augenbraue hoch. »Was in aller Welt führt dich denn wieder hierher auf die Station?« Sie wich zurück.
    Chaison trat dazwischen und fragte: »Und Sie sind …?«
    »Aston Shen«, antwortete der andere und reichte Chaison die Hand. »Heimatschutz Virga.«
    »Heimatschutz?«

    »Sie haben noch nie von uns gehört? Gut! Das spricht für unsere Arbeit.« Shen lächelte, als er Chaisons Gesichtsausdruck sah. »Wissen Sie, es gibt in jeder Generation ein paar Bürger, bei denen die Neugier auf die Welt draußen erwacht. Jedes Jahr finden etliche Hundert davon den Weg hierher. Einige wandern aus und kehren nie zurück. Aber einige von uns … sind zu Höherem berufen. Der Heimatschutz hat die Aufgabe, Virga vor Einflüssen von außen zu schützen. Wir wollen sicherstellen, dass keine negativen Elemente in unsere Welt

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