Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
Manns Einstellung Ms McDill gegenüber?«, fragte Virgil.
»Sie kamen miteinander zurecht«, antwortete Mark Sexton. »Barney ist echt gut in seinem Fach. Genau wie Erica. Sie war keine Bedrohung für ihn.«
»Sie beherrschte ihr Handwerk«, bemerkte Abby Sexton. »Es durfte einem nur nichts ausmachen, mit einer eiskalten Frau zusammenzuarbeiten.«
»Aber Sie hatten etwas mit ihr«, sagte Virgil.
»Dabei ging’s ausschließlich um Sex«, erklärte Abby Sexton, und ihr Mann lächelte nachsichtig.
»Hm.« Virgil mochte die beiden nicht sonderlich und bemühte sich, das zu verbergen. »Hatte Ihre Trennung von Ms McDill ein Nachspiel? Kam sie bei Ihnen vorbei? Gab es Drohungen? Oder Szenen?«
»Anrufe. Wie das halt so ist nach einer Trennung.« Abby Sexton rümpfte die Nase. »Das Problem war, dass sie nicht teilen konnte. Sie wollte in unserer gemeinsamen Zeit weiter mit Ruth zusammen sein – Sie wissen von Ruth? –, aber dass ich mit Mark zusammen bin, war ihr nicht recht. Ich mag Männer und habe ihr gesagt, ich würde weiter bei Mark bleiben. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass wir uns Mark teilen. Doch darauf stand sie nicht. Sie hätte sich durchaus einen Mann geteilt, allerdings keinen Untergebenen.«
»Hm. Sie war also nicht strikt lesbisch?«
»Nein, nicht strikt. Wohl eher bi wie Mark und ich«, erklärte sie.
Virgil brauchte einen Moment, um das zu verdauen, dann fragte er: »Wo waren Sie vorgestern Abend? In den Twin Cities?«
»Unsere Babysitterin Sandra Oduchenko wohnt gleich die Straße runter. Sie ist um sieben gekommen, weil wir mit ein paar Freunden ausgehen wollten«, antwortete Abby Sexton. »Wir haben ein hieb- und stichfestes Alibi. Benötigen Sie die Namen von allen?«
Virgil notierte die Namen. »Wer hat sie Ihrer Ansicht nach ermordet?«
Abby Sexton verdrehte die Augen und holte tief Luft. »Wir halten es für möglich, dass es jemand aus der Agentur war. Wenn wir einen Verdacht aussprechen sollten – Sie verraten niemandem, wer Ihnen das gesagt hat, ja? –, würden wir auf Ronald Owen tippen.«
Ronald Owen, berichtete sie, sei Ende fünfzig und in den vergangenen fünf bis zehn Jahren vom Top-Kundenbetreuer zu einem Mitarbeiter degradiert worden, der nur noch die kleineren Aufträge erhielt, aus denen er nicht viel machte.
»Burn-out«, meldete sich Mark Sexton zu Wort. »Aber er muss Unterhalt für seine Kinder aus erster Ehe zahlen und kann es sich nicht leisten aufzuhören. Außerdem ist er ein verbitterter Vietnamveteran. Er hat gute Quellen, weswegen er vermutlich wusste, dass Erica die Kontrolle übernehmen würde. Und er geht auf die Jagd. Jedes Jahr. Die Leute ziehen ihn deswegen auf. Er liebt Waffen und wirft uns anderen vor, dass wir keine Ahnung von der Natur haben. Seiner Meinung nach kennen wir sie nur aus dem Bioladen. Er nennt uns Stadtökos.«
Sie hatten einen weiteren Verdächtigen, einen gewissen John Yao, »einen Asiaten, der überall rumschleicht. Er betreut einige asiatische Kunden, darunter Hmong. Auch er liebt Waffen. Beim Gedanken an ihn bekomme ich eine Gänsehaut«, gestand Mark. Einen eindeutigen Hinweis darauf, dass Yao kurz vor der Kündigung stand, hatten sie nicht, abgesehen davon, dass er »nur kleine, unwichtige Kunden bekam. Vielleicht wollte Erica die loswerden.«
Virgil lenkte das Gespräch zurück auf die Beziehung von Abby Sexton und Erica McDill.
»Würden Sie sie als sexuelle Freibeuterin bezeichnen? Wollte sie in der Zeit mit Ihnen von Ruth weg und hat sich nach einer anderen festen Beziehung umgesehen? Oder war sie bloß auf Spaß aus?«
»Hmm. Dass ich sie verlassen habe, passte ihr definitiv nicht. Ich glaube, ihre Beziehung mit Ruth ging dem Ende zu. Ich wusste, dass das mit uns nicht halten würde, und sie war klug genug, das auch zu wissen.«
»Könnte es nach Ihnen eine weitere Beziehung gegeben haben? Jemanden, von dem Ruth nichts ahnte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wenn, würde ich es Ihnen sagen.«
»Falls dem so war«, erklärte Mark, »hatte die Person nichts mit der Agentur zu tun. Das hätte sich rumgesprochen. Dort gibt es keine Geheimnisse.«
Virgil stellte noch ein paar Fragen, obwohl er die beiden bereits von der Liste der Verdächtigen gestrichen hatte. Ihre Alibis würden sich leicht überprüfen lassen, also bezweifelte er, dass sie logen. Als er aufstand, um zu gehen, begann das Baby zu schreien.
»Du bist dran«, sagte Abby Sexton zu ihrem Mann, der sofort aufsprang. »Wir
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