Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
hätten sich selber eingeladen.«
»Geben Sie mir die Adresse – wir sehen uns dort. Außerdem hätte ich gern die Adresse und Telefonnummer von Mark und Abby Sexton.«
Mann kicherte. »Die freuen sich sicher, wenn Sie sich bei Ihnen melden. ›Mr und Mrs Sexton, würden Sie mir freundlicherweise verraten, ob Mrs Sextons Ausflug in die Niederungen des Lesbendaseins eine solche Reaktion herbeigeführt haben könnte?‹ Erinnert irgendwie an diese Intellektuellenkrimis von der BBC, was?«
»Haben Sie die Nummer?«, fragte Virgil.
»Ich hole gerade mein Telefonbuch«, antwortete Mann. »Wissen Sie was? Sie sollten es ein bisschen ruhiger angehen lassen. Sie klingen ziemlich angespannt.«
Virgil wählte die Nummer der Sextons, als die Twin Cities in Sicht kamen. Abby Sexton ging ran.
»Wir haben beim Frühstück davon gelesen«, sagte sie. »Schrecklich. Wieso wollen Sie mit uns darüber reden?«
»Ich versuche, mir so viele Hintergrundinformationen über Ms McDill zu beschaffen wie möglich. Soweit ich weiß, hatten Sie eine Beziehung mit ihr, die schlecht endete.«
»Mein Gott, zerreißen die Leute sich immer noch das Maul darüber? Kommen Sie vorbei …«
Die Sextons wohnten in einem großen Bungalow mit braunen Schindeln, schmalem Grundstück und Garage in St. Anthony, einem hübschen Wohngebiet mit älteren Häusern nordöstlich von Minneapolis. Auf der Veranda stand eine Schaukel; der Gartenstreifen war in Blumen auf der einen und Gemüse, darunter auch Auberginen, auf der anderen Seite aufgeteilt. Virgil hasste Auberginen in jeder Form und deutete ihre Anwesenheit als Hinweis auf die mögliche Dekadenz der Sextons.
Er stieg die Stufen zum Eingang hinauf und klingelte. Abby Sextons blaue Augen tauchten hinter dem geschliffenen Glas des Fensters in der Tür auf. Sie öffnete und fragte: »Virgil?«
Sie hatte aschblonde Haare, war schlank, athletisch und attraktiv und trug eine weiße Bluse mit hochgekrempelten Ärmeln, eine khakifarbene Caprihose und Sandalen. Ihr Mann gesellte sich zu ihr, als sie Virgil hereinbat. Auch er hatte aschblonde Haare, war schlank, athletisch und attraktiv. Er trug ein blaues Hemd, das die Farbe seiner Augen betonte, dazu khakifarbene Surfer-Shorts und Sandalen. Er aß gerade einen Apfel und reichte Virgil die freie Hand. »Kommen Sie rein. Sollten wir unseren Anwalt dazubitten?«
»Es handelt sich eher um ein Gespräch als um eine Befragung«, antwortete Virgil. »Ich kann Ihnen allerdings nicht verbieten, einen Anwalt hinzuzuziehen …«
»Wir vertrauen Ihnen, jedenfalls vorerst«, sagte Abby mit einem Lächeln, bei dem ziemlich viele Zähne zum Vorschein kamen. »Es könnte allerdings sein, dass ich mal verschwinden muss, um nach unserem kleinen Sohn zu sehen. Im Moment tut er keinen Mucks.«
Sie setzten sich ins vordere Zimmer, das mit Pottery-Barn-Sofas, zu dick gepolsterten Sesseln, Antiquitäten, neuen Eichentischchen und Bücherregalen eingerichtet war.
Abby Sexton legte ein Gerät aus Plastik auf den Tisch. »Ein Babyphon, damit wir hören, wenn er schreit.«
Virgil, der sich in Anwesenheit von Mark Sexton befangen fühlte, sagte: »Ich weiß nicht so genau, wie ich beginnen soll …«
»Falls Sie sich Gedanken wegen Mark machen: Er wusste Bescheid, von Anfang an«, teilte Abby Sexton ihm mit.
Mark Sexton nickte; er schien nicht verärgert zu sein.
»Tja dann«, sagte Virgil, der sich nach wie vor unbehaglich fühlte. »Etliche Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind der Meinung, dass das Mordmotiv in den Twin Cities zu suchen sein könnte. Weil Ms McDill die vollständige Kontrolle über die Agentur erlangen und eine Reihe von Mitarbeitern feuern wollte. Mark gehörte möglicherweise zu den Kündigungskandidaten, nicht wegen mangelhafter Leistungen, sondern als Rache für … Ihre gescheiterte Beziehung mit Erica McDill.«
»Wir wussten nicht, dass sie die Kontrolle über die Agentur erlangt hatte«, sagte Mark Sexton. »Das habe ich erst heute Morgen in der Zeitung gelesen. Ich habe sofort einen Rundruf gestartet. Einem Kollegen waren Gerüchte zu Ohren gekommen, aber die meisten hatten keine Ahnung. Ich glaube auch nicht, dass ich gefeuert worden wäre, weil ich meinen Job ziemlich gut erledige. Aber was ist schon sicher?«
»Wer kannte die Gerüchte?«, erkundigte sich Virgil.
Die beiden sahen einander an. Mark zuckte mit den Schultern. »Barney Mann, der Kreativdirektor der Agentur. Der ist so etwas wie die Informationszentrale.«
»Wie war Mr
Weitere Kostenlose Bücher